Christen und Muslime gemeinsam für eine „Ethik des Lebens“ - 100 islamische und christliche Theologen aus 12 Ländern diskutieren
Unter dem Titel „Verantwortung für das Leben“ diskutierten über 100 christliche und islamische Theologen aus 12 Ländern vom 29.2. bis 2.3.08 an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart-Hohenheim über christliche und islamische Ethik. Einigkeit bestand unter den Teilnehmern des Kongresses im Rahmen des Netzwerks „Theologische Forum Christentum – Islam“ darin, dass beide Religionen auf verschiedene Gesellschaftssysteme hin offen sind und eine universale Ethik auf der Basis der Menschenwürde vertreten. Gemeinsam könnten sie sich daher für den Wert des Lebens in den Biowissenschaft, Wirtschaft und Politik stark machen.
Hadi Adanali von der Islamisch-Theologischen Fakultät der Universität Ankara betonte, dass die individuellen Menschenrechte mit dem Islam vereinbar sind. Der Beitrag islamischer Ethik zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten könne darin liegen, dass sie die Grenzen der Autonomie und Verfügbarkeit über das menschliche Leben hervorhebt. Die muslimische Professorin Maysam al-Faruqi von der katholischen Georgetown-University (USA) kritisierte eine zu starke Anpassung des westlichen Christentums an säkulare Konzepte.
Wahre Toleranz könne nur der Glaube an ein dem Menschen übergeordnetes Absolutes gewährleisten – so al-Faruqi. Anstatt ethische Erklärungen abzugeben, die sich kaum von der herrschenden Meinung unterscheiden, sollten die Kirchen verstärkt die Konfrontation suchen und „die Normalität als Skandal brand-marken“ – so der Hamburger evangelische Religionswissenschaftler Ulrich Dehn. Von den Muslimen erwarte er, dass sie sich nicht auf die Wahrnehmung ihrer Eigeninteressen beschränken, sondern sich auch an Diskussionen zu allgemeingesellschaftlichen Themen beteiligen.
Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, würdigte das Theologische Forum Christentum – Islam als ein gelungenes Beispiel des christlich-islamischen Dialogs. Er bezeichnete das Forum als „das gangbare Gegenmodell zu jenem Ansatz von Parallelgesellschaften, der nicht nur inhaltlich bedenklich und nicht wünschenswert, sondern vor allem auch in den Auswirkungen zunehmend konfrontativ und undialogisch wäre“. Erfreut zeigte sich der Bischof darüber, dass es zwischenzeitlich qualifizierte deutschsprachige Gesprächspartner auf Seiten der 3
Muslime gibt, worin er ein „Heimischwerden von Muslimen in unserer Gesellschaft“ sieht. Gerade in ethischen Fragen sollten sich Christen und Muslime austauschen: „Die Herausforderung, vor die uns die Moderne mit ihren Möglichkeiten, Chancen, aber auch Gefahren stellt, ergeht an alle Menschen, gleich welcher Religion sie sind.“
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