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Freitag, 23.02.2007 | Drucken |
Moderne Gotteshäuser: Moscheen in den USA - Abdul-Ahmad Rashid
In den Vereinigten Staaten gibt es über 2000 Moscheen, die traditionelle Bauweisen aus den islamischen Herkunftsländern mit moderner amerikanischer Architektur verbindet; siehe unterer online abrufbarer Katalog.
Die Moschee in Tempe, Arizona, besteht aus einem Minarett, einer goldenen Kuppel und einem achtseitigen, mit Kacheln verzierten Bau. | Wenn es um den Moscheebau geht, dann unterscheiden sich die Schwierigkeiten der Muslime in den Vereinigten Staaten nicht gravierend von denen ihrer Glaubensbrüder in Europa, so Omar Khalidi, promovierter Architekt und Fachmann für Moscheebau.
"Das größte Problem ist, dass die Gemeinden Geld brauchen, um Moscheen zu bauen", sagt der amerikanische Muslim. "Es gibt keine juristischen Schwierigkeiten oder Vorgaben durch den Staat. Die größte Aufgabe für die Gemeinden besteht immer darin, Geldgeber zu finden, um große und schöne Moscheen zu bauen."
Am Anfang nur Behelfsräume
Viele amerikanische Muslime stammen in der ersten oder zweiten Generation aus Ländern der islamischen Welt, rund ein Drittel von ihnen sind Afro-Amerikaner.
Ähnlich wie auf dem alten Kontinent richteten die Muslime in der Neuen Welt ihre Gebetsstätten zunächst in Gebäuden ein, die nicht für diesen Zweck erbaut worden waren: in alten Feuerwehrstationen, geschlossenen Theatern, leer stehenden Lagerhäusern und Geschäften.
Die größte Moschee in den Vereinigten Staaten steht in Dearborn, Michigan. | Diese Entwicklung begann bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts - im Zuge der Einwanderung vieler Muslime aus dem Gebiet der heutigen Länder Syrien, Libanon, Jordanien und Israel beziehungsweise Palästina.
Doch erst in den 60er-Jahren erreichte der Moscheebau einen ersten Boom. Heute gibt es in den Vereinigten Staaten mehr als 2000 Moscheen.
Im amerikanischen Moscheebau haben sich dabei drei Baustile durchgesetzt: Erstens die traditionelle Bauweise, bei der sich die Moscheen nach den Vorstellungen in den islamischen Herkunftsländern richteten.
Sie sollten den Einwanderern ein Gefühl der Heimat vermitteln. Andere Moscheen stellten eine Neuinterpretation der Tradition dar und bezogen Elemente der amerikanischen Architektur mit ein.
Neue bauliche Experimente
Drittens entwickelte sich auch eine neue, moderne Bauweise, für die es keine Vorbilder gab: "Damit soll etwas dargestellt werden, dass nicht der islamischen oder der amerikanischen Tradition entspricht, sondern für das 21. Jahrhundert geeignet ist", sagt Omar Khalidi.
Das traditionelle Minarett bei der Moschee in Pullman, Washington, verbindet lokale klimatische Anforderungen mit den liturgischen Vorschriften des Islam. | Was hat die moderne Technik zu bieten? Wie sehen die klimatischen Verhältnisse in der Region aus? Wie hoch ist das Budget und über welche Fähigkeiten verfügen die Menschen? "Das sind die entscheidenden Faktoren für eine Moschee, die baulich außerhalb der bisherigen Tradition steht.
Man sollte mit neuen Ideen experimentieren, denn der Islam ist nicht statisch, sondern dynamisch, und seine Gemeinde besteht in den USA aus gebildeten Angehörigen der Mittelschicht. Das ist ein Ausdruck von Selbstbewusstsein, daher sollte man nicht die Vorbilder aus Istanbul, Delhi oder Marokko kopieren." Eine Herausforderung und eine Chance zugleich, meint der Moschee-Architekt.
Den Islam einer neuen Lebenswelt anpassen
In der Moschee in Windsor, Connecticut, gibt es eine eigens für Frauen gebaute Galerie. | Einige dieser Moscheebauten muten im Vergleich zu traditionellen Gotteshäusern fast futuristisch an, manche kommen sogar ohne das traditionelle Minarett aus. Die Träger dieser modernen Moscheebauten sind größtenteils liberal eingestellte Gemeinden, deren Mitglieder aus Muslimen der zweiten, in Amerika geborenen und aufgewachsenen Generation bestehen.
Die traditionelle Bauart wird dagegen mehr von Muslimen der ersten Einwanderergeneration bevorzugt.
Doch für den indischstämmigen Khalidi besteht kein Zweifel, dass in den USA der innovativen Moscheearchitektur die Zukunft gehören sollte
(Der Autor Abdul-Ahmad Rashid ist gelernter Islamwissenschaftler (Köln) und freier Journalist, Erstveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors 01/ 2007 auf qantara.de)
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