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Montag, 29.04.2019 | Drucken |
Das gestörte Gleichgewicht bezüglich der Berichterstattung über den Islam
Ein Artikel von Mert Adam
Schon seit Jahren wird über die Zusammenhänge zwischen Islam und allen möglichen Schandtaten berichtet. Über die Schuld fehlgeleiteter Menschen und nur dem Schein nach Muslime, die den Glauben als Legitimationsgrundlage für ihre Verbrechen sehen wollen, möchte ich nicht unbedingt schreiben. Sie tragen eine gewaltige Schuld und sind eines der größten Feinde des Islam und der Menschheit überhaupt. Diese Erkenntnis muss in einer gebildeten Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sein und wird hier deshalb vorweg genommen.
Jedoch fällt auf, dass der Fokus der Berichterstattung und Gespräche diesbezüglich, in der Regel völlig unpassend ist.
Ein Mensch der andere Menschen umbringt, wie z.B. kürzlich in Sri Lanka, versucht seine Taten durch eine entartete Auslegung des Islams zu legitimieren. Der Islam wird als Vorwand genommen um andere Ziele zu erreichen. Andere und nicht die Ziele des Islams. Eben das muss im Fokus sein: Handlungen von Terroristen sind nicht konform mit dem Islam.
Die Unrechtmäßigkeit solcher Handlungen aus Sicht des Islams muss viel mehr hervorgehoben und auch so verstanden werden. Statt Aufklärendes zu vermitteln erfolgt eine verwirrende Berichterstattung, welche viele die den Islam nicht verstanden haben verwirrt. Sie hören den Standpunkt der Terroristen, verkündet durch viele Medien, welche hier unbeabsichtigt quasi den Mittelsmann bei der Verbreitung von deren Ansichten stellen. Statt eine vermeintliche und falsche Legitimation durch einen Glauben zu betonen, muss die fehlende verdeutlicht werden. Alles andere stiftet in erster Linie Verwirrung und führt zu falschen Schlüssen.
Titel von Gespächsrunden, wie etwa bei Maybrit Illner „Krieg der Religionen?“ (Vollständiger Titel: „Terror in Sri Lanka - Krieg der Religionen?“) suggerieren die Option, dass dies möglicherweise der Fall ist. Sie ordnen das größte Ziel von Terroristen als Möglichkeit ein.
Es hat keinen gewinnbringenden Impuls für unsere Gesellschaft, Irrlehren durch die Berichterstattung, wenn auch ungewollt, weiter zu verbreiten oder ihnen diese Aufmerksamkeit zu widmen. Der Versuch von Mördern, ihre Taten als rechtmäßig darzustellen sollte nicht, von Menschen die entschieden dagegen sind, in unsere Gesellschaft getragen werden. Eine zu erhöhte Aufmerksamkeit für diese gesellschaftsfeindliche Argumentation von Tätern, führt zur indirekten Unterstützung dieser Propaganda.
Muslime müssen sich von Terror distanzieren, haben sich bereits distanziert und werden sich weiterhin distanzieren. Jedoch nicht nur Muslime. Alle Menschen die unsere gemeinsame Art zu leben wertschätzen müssen sich distanzieren.
Meine Kritik richtet sich nicht an die Nennung oder Erforschung der Motive von diesen Täter, sondern daran, dass diese völlig falsch gewichtet werden. Es scheint fast schon so als gebe man den Tätern mehr Sprechzeit als ihren Opfern. Zu den Geschädigten gehört nämlich in hohem Maße der Islam und die Muslime.
25.04.2019
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