"Keine Aufgabe katholischer Glaubenswahrheiten zugunsten ökumenischer Billigware"
Bonn (KNA) Die Debatte um einen gemeinsamen Religionsunterricht von katholischen und evangelischen Schülern hat sich in der vergangenen Woche zugespitzt. Das Erzbistum Köln wehrte sich gegen Kritik aus Reihen der Protestanten und erhielt Unterstützung vom katholischen Lehrerinnenverband, der von "ökumenischer Billigware" sprach.
Die drei evangelischen Landeskirchen in NRW und die katholischen Bistümer Aachen, Essen, Münster und Paderborn hatten vereinbart, wegen der rückläufigen Zahl an christlichen Schülern ab dem Schuljahr 2018/19 gemeinsam Religionsunterricht anzubieten. Ein verpflichtender Wechsel zwischen katholischen und evangelischen Fachlehrern soll dabei gewährleisten, dass die Schüler beide konfessionellen Perspektiven kennenlernen.
Der rheinische Präses Manfred Rekowski bezeichnete es am Mittwoch als "außerordentlich schade", dass sich die Erzdiözese Köln nicht beteiligt. Er verwies auf eine neu gegründete Grundschule in Wuppertal. Von den 51 Schulanfängern seien nur zwei katholisch und zwei evangelisch, der überwiegende Teil muslimisch oder konfessionslos. "Wenn wir auf diese Situation nicht gemeinsam antworten, dann haben wir den Schuss nicht gehört", betonte er.Die Hauptabteilungsleiterin Schule/Hochschule des Erzbistum Kölns, Bernadette Schwarz-Boenneke, wies die Kritik zurück. "Wir teilen die Sorge, dass mancherorts die Zahl christlicher Schüler äußerst gering ist, allerdings bietet der konfessionell-kooperative Religionsunterricht genau dafür keine Lösung", sagte sie. Für eine Verwurzelung des Glaubens mit seinem spezifischen Bekenntnis sei der konfessionelle Religionsunterricht unverzichtbar. Zudem zeichne sich bereits jetzt ab, dass der konfessionell-kooperative Religionsunterricht landläufig als "ökumenischer Unterricht" missverstanden werde. Einen solchen Unterricht könne es aber schon rechtlich nicht geben.
Die Bundesvorsitzende des Vereins katholischer deutscher Lehrerinnen, Roswitha Fischer, schaltete sich am Freitag mit einem Gastbeitrag in der katholischen Zeitung "Die Tagespost" in die Diskussion ein. Die Reaktion der evangelischen Landeskirche lasse erkennen, "dass es beim Vorhaben 'konfessionell-kooperativer Religionsunterricht' nicht um eine Stärkung des Glaubens geht, sondern um die Aufgabe katholischer Glaubenswahrheiten zugunsten 'ökumenischer Billigware'".
Fischer plädierte dafür, ein Fach "Religionskunde" klar vom "Religionsunterricht" zu unterscheiden. "Wenn der Religionsunterricht mehr sein soll als Wissensvermittlung über Religionen, wenn Kinder und Jugendliche in einer Konfession und damit in einer Kirche beheimatet werden sollen, dann ist das mit einem konfessionell-kooperativen Religionsunterricht nicht zu leisten", betonte sie. Kritisch sehe sie etwa den Punkt, dass ins Grundschulalter die Erstkommunion falle. Darüber könnten zwar alle Kinder informiert werden, erfahren und empfangen könnten dieses Sakrament aber nur die Katholiken. "Beheimatung braucht Erfahrungen, Erlebnisse, die man nicht als Zuschauer erhält, sondern nur durch aktiven Glaubensvollzug und innere Teilnahme", so Fischer.
Das Erzbistum Köln betonte, dass es am konfessionellen Religionsunterricht auch deshalb festhalte, weil dort noch mehr als jeder dritte Schüler katholisch sei. Die Erfahrungen der anderen Diözesen würden aber sehr genau ausgewertet. Auch das Erzbistum Berlin geht künftig einen ökumenischen Sonderweg. Der evangelische Bischof Markus Dröge und Erzbischof Heiner Koch unterzeichneten am 13. Oktober eine Vereinbarung, wonach in Berlin und Brandenburg ein konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in den Schulen angeboten werden soll.