Artikel Sonntag, 22.11.2009 |  Drucken

Die Pilgerfahrt, das Opfern (Schächten) und das Opferfest

Die Hadsch ist für Muslime der Höhepunkt ihres irdischen Lebens. Für alle erwachsenen und gesunden Muslime, die die Mittel dazu aufbringen können, ist es Pflicht, mindestens einmal im Leben nach Mekka zu pilgern. Dort durchlaufen sie die verschiedenen Stationen der Hadsch.

Sie besuchen die Kâba, umrunden sie siebenmal gegen den Uhrzeigersinn, gehen siebenmal zwischen den Orten Safâ und Marwa, beten am Berge Arafat, steinigen symbolisch den kleinen, mittleren und großen Satan, opfern ein Opfertier und reinigen sich mit all diesen Handlungen von ihren vorherigen Sünden und Fehlern, so dass sie wie neugeboren in ihre Heimat zurückkehren.

Das Opferfest

Das Opferfest (arab. Îd al-Adhâ; türk. Kurban Bayramı) findet am 10. Tag des 12. Monats nach islamischer Zeitrechnung statt. Somit findet es immer während der Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka, statt. An diesem Tag gedenken die Muslime der beiden Propheten Abraham und Ismael – Allahs Friede und Segen über ihnen. Im Koran lesen wir, das Abraham eines Tages zu seinem Sohn sprach:
„O mein Söhnchen, siehe, ich sah im Traum, dass ich dich opfern müsste. Nun schau, was du meinst." Er sprach: „O mein lieber Vater, tu, was dir geheißen wird. Du wirst mich, so Allah will, standhaft finden.“ Und da beide ergeben waren und er ihn auf seine Stirn niedergeworfen hatte, da riefen Wir ihm zu: „O Abraham, du hast das Traumgesicht erfüllt. Siehe, also belohnen wir jene, die rechtschaffen handeln.“ Siehe, dies ist wahrlich eine deutliche Prüfung. Und wir lösten ihn aus durch ein herrliches Opfer, und wir bewahrten seinen Namen unter den Späteren: ‘Friede sei mit Abraham!’ So belohnen wir jene, die Gutes tun.“ [37:101][37:102][37:103] [37:104][37:105][37:106][37:107][37:108] [37:109] [37:110]

Abraham war bereit, seinen Sohn Ismael zu opfern, als Zeichen seiner aufrichtigen Hingabe zu Gott. Und auch dieser war – als Zeichen seiner aufrichtigen Hingabe zu Gott - bereit, sich opfern zu lassen.

Zu den rituellen Handlungen anlässlich dieses Tages gehört es, dass jede Familie, wenn sie finanziell dazu in der Lage ist, ein Opfertier schlachtet bzw. schlachten lässt. Bei dieser rituellen Handlung steht keineswegs der Vorgang des Schlachtens oder gar das Fleisch im Vordergrund, sondern die Erfüllung einer rituellen Pflichthandlung. Im Koran lesen wir: „Weder ihr Fleisch noch ihr Blut erreicht Allah, sondern es erreicht ihn allein die Takwâ, die ihr ihm entgegenbringt.“ [22: 37]

Eines der Zeichen, die wir aus diesen Versen lernen können, ist, dass Gott verbietet, Menschen zu opfern. Ein weiteres Zeichen ist, das Gott uns zeigt, dass er für uns Nutztiere erschaffen hat, deren Verzehr erlaubt ist und Abraham dabei die Aufgabe hat, uns die Art der Schächtung beizubringen: Das Opfertier wird mit verbundenen Augen und mit drei gefesselten Füßen hingelegt und gen Mekka ausgerichtet. Nach dem es beruhigt wurde, wird die Kehle (die Luft- und Speiseröhre) mit einem scharfen Messer, das keine Zacken haben darf, durchschnitten. Dann muss das Tier ausbluten, weil Blut im Islam als unrein gilt. Ein anderes Zeichen könnte sein, das wir in dem arabischen Wort „Kurbân“ für „Opfer“ erkennen, dass uns jede gute Handlung, Gott „näher bringt“, denn „Kurbân“ wird abgeleitet von dem Wort „Karuba“ was „nahe sein, nahe kommen, sich nähern“ bedeutet.

Es wird empfohlen, das geopferte Fleisch folgendermaßen zu verteilen: 1/3 wird an Arme und Bedürftige, 1/3 an Freunde und Verwandte verteilt und 1/3 steht der eigenen Familie zu. Muslime aus reicheren Ländern, spenden das Opfer auch an Muslime in ärmeren Ländern. Es ist auch möglich und besonders hier im Westen empfohlen, das Fleisch auch mit den nichtmuslimischen Freunden oder Nachbarn zu teilen. Das Opfer soll nicht nur das soziale Band zwischen Armen und Reichen stärken, sondern auch zwischen Muslimen und Nichtmuslimen. Geopfert werden in der Regel Säugetiere wie Schafe und Ziegen, aber auch größere Tiere wie Rinder oder Kamele. Vor dem Schächten der Tiere, wird in den islamischen Gemeinden am Vormittag des ersten Festtages ein besonderes Festgebet in der Gemeinschaft verrichtet. Dieses Gebet findet ca. 45 Min. nach Sonnenaufgang statt. Nach dem Gebet werden Glückwünsche ausgetauscht, die Kinder beschenkt und Verwandte, Freunde und Nachbarn besucht.

Der Segen des Opferfestes ist groß: Die Erfüllung einer von Gott auferlegten religiösen Pflicht; die Befolgung einer Prophetentradition; die Beschenkung der Armen; das Gebet in der Gemeinschaft; die gemeinschaftliche Feier eines großen Festes; der Höhepunkt der Pilgerfahrt und vieles andere mehr.

Das Schächten im Islam

Das Schächten eines Opfertieres während des Opferfestes wurde im zweiten Jahr der Hidschra zur Pflicht. Im Koran heißt es:

„Und für jede Gemeinschaft haben wir einen Ritus vorgesehen, um (beim Opfern) den Namen Allahs auf das zu erwähnen, das wer ihnen an Gaben von Vieh gewährt hat... Die Opferung von Vieh haben wir für euch zu einer von den gottesdienstlichen Handlungen gemacht... “([22:34] ff.)


Die Pflicht islamisch zu schächten wird auf Abraham zurückgeführt und ist an mehrere Bedingungen gebunden: Das Opfertier (Kamele, Rinder, Ziegen etc.) wird an drei Beinen gefesselt und mit verbundenen Augen gen Mekka ausgerichtet. Dann wird der Name Gottes ausgerufen und mit einem scharfen Messer ohne Zacken die Kehle durchschnitten, so dass das Tier ausbluten kann. Nur dann ist das Fleisch „Halâl“, d.h. für den Verzehr erlaubt.

„Verboten ist euch das von selbst Verendete sowie Blut und Schweinefleisch und das, worüber ein anderer Name aufgerufen wurde als Allah..." (5:4) "So esst das, worüber Allahs Name ausgesprochen wurde ... Und esst nicht, worüber Allahs Name nicht ausgesprochen wurde...“[6:118] ff.

Das Fleisch des geopferten Tieres wird mit den Verwandten, Nachbarn und den Bedürftigen geteilt.

Quelle: www.igmg.de/Ali Özgür Özdil



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