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Montag, 15.06.2009 | Drucken |
Wie kam der Islam nach China? Von Muhammad Sameer Murtaza
Geschichte des Islam in China ist auch eine Leidensgeschichte
Die Ursprünge des Islam in China lassen sich bis auf die Regierungszeit des dritten Kalifen Uthman ibn Affan (gest. 656) zurückverfolgen. Dieser entsendete 650 seinen Botschafter Sa'd ibn Abi Waqqas zum Kaiser der Tang-Dynastie Gaozong (628-683).
Eine chinesische Inschrift zu Hsi-an-fu aus dem Jahr 742 erklärt, "dass das, was unbezweifelt andauert, die Wahrheit ist, dass in allen Weltteilen Weise erstehen, die die Wahrheit verkünden, dass Mohammed, der Weise des Westens, in Arabien nach dem Weisen Chinas, Konfuzius gelebt hat, dass seine Lehre nur im Westen, nicht in China bekannt war, bis Kaiser Ming-huang (…) während seiner Regierungsperiode ‚T'ein-pao' (742-756) erkennend, wie Mohammeds Lehre mit der chinesischer Weiser übereinstimmt, eine Moschee erbauen ließ."
Handel und militärische Unterstützung
Die Beziehungen zwischen China und dem islamischen Reich wurden während der Dynastie der Abbasiden 757 weiter vertieft, als der Kalif Al-Mansur (gest. 775) dem chinesischen Kaiser mit 4.000 Mann beistand, um einen Aufstand niederzuschlagen. Diese Muslime oder zumindest einige von ihnen, sollen sich schließlich in China niedergelassen und Chinesinnen geheiratet haben.
Der Zustrom von MuslimInnen nach China erfolgte auch über dem Seeweg und die eurasischen Handelsstraßen. Nachweißlich bereisten arabische Händler bereits in vorislamischer Zeit südchinesische Häfen.
Viele MuslimInnen ließen sich in der südchinesischen Provinz Kanton nieder, wo sie einer eigenen Gerichtsbarkeit unterlagen. Die Integration der MuslimInnen führte dazu, dass sie auch mit Regierungsämtern betraut wurden. Erst unter der fremdenfeindlichen Herrschaft der Ming-Dynastie (1368-1644) wandelte sich die Situation.
Sie wurden der chinesischen Gerichtsbarkeit unterstellt und ein Assimilationsprozess bindend gemacht, der sich darin niederschlug, dass ausländische Namen und Kleidung verboten wurden. Erst im 18. Jahrhundert wurde diese repressive Politik zurückgenommen
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert wurde China durch die Revolten von Minderheiten – unter ihnen auch MuslimInnen – erschüttert. Den MuslimInnen gelang es sogar für kurze Zeit ein eigenes Sultanat zu errichten, in dem der Panthay-Sultan Sulaiman Tu Wen-hsiu (gest. 1873) herrschte (Panthay ist der burmesische Begriff für die chinesischen MuslimInnen).
Ausgangspunkt des Aufstandes war ein jahrelang andauernder Streit zwischen den nichtmuslimischen (Han) und den muslimischen (Hui) Chinesen in der Provinz Yunnan. Dabei ging es über die Kontrolle der Silber- und Blei-Bergwerke. Insbesondere die muslimische Seite der Hui wurde wiederholt Opfer zahlreicher Massaker, ausgeübt von Han-Banden.
Bürgerkrieg, Selbstmord und erneutes Massaker
Diese Ausschreitungen erreichten 1856 den Höhepunkt, als bei einem Massaker etwa Tausende von muslimischen Familien starben. Da der Staat nicht in der Lage war, seine muslimische Bevölkerung zu beschützen, begannen die Hui eigene Milizen zu gründen.
In der Folgezeit entstand ein erbitterter Kampf um die Städte und Dörfer der Provinz, aus dem schließlich die muslimische Seite als siegreiche Partei hervorging und ihr eigenes Sultanat gründete.
Dieses Sultanat zeichnete sich durch große Toleranz aus, so besetzte der Sultan Verwaltungsposten auch mit Han. Ebenso waren Islam, Konfuzianismus und andere Religionen gleichermaßen anerkannt.
Jedoch erstreckte sich das Sultanat nicht auf die gesamte Provinz, im Süden herrschte eine rivalisierende muslimische Bewegung unter Leitung von Ma Hsien. Dieser verbündete sich schließlich mit der chinesischen Staatsmacht, als ihm ein Generalstitel angeboten wurde.
Modern ausgerüstet und durch französische Berater geschult, eroberten die Truppen Ma Hsien Stadt für Stadt wieder zurück. Der Panthay-Sultan begann schließlich im Januar 1873 mit seinen Frauen und Töchtern Selbstmord durch Gift. Nach der Kapitulation der Hauptstadt wurde die muslimische Bevölkerung zur Strafe massakriert (Vgl. Quelle: Grunebaum, Gustave Edmund von 1999:289-290).
Text erschien ursprünglich auf kismetonline.at mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Muhammad Sameer Murtaza ist Politik- und Islamwissenschaftler und hat bereits das Buch“Lawrence von Arabien und die Neugestaltung des Nahen Osten“ geschrieben
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