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Rückt die Katholische Kirche von der Position der Versöhnung zwischen den Religionen ab? Von Aiman A. Mazyek
Ein Zusammengehen mit Extremisten und Hardcorefundis spaltet die Gemeinschaft weil sie ein verkehrtes Wahrheitsverständnis haben
Vertreter der Piusbruderschaft sind extrem islam- und judenfeindlich und leugnen den Holocaust. Wir beobachten mit großer Sorge, dass diese Positionen auch immer mehr in die sogenannte Mitte der Gesellschaft eindringen. Dies erschöpft sich nicht alleine mit der Thematisierung des Rechtsextremismus, wie man uns oft „glauben“ machen will.
Seit längerem beobachten wir auch mit Sorge, wie in manchen Kreisen der Kirche gegenüber solchen rassistischen und extrem intoleranten Positionen Rücksicht genommen wird. Vor diesem Hintergrund ist die Aufnahme der Piusbruderschaft in die Katholische Kirche oder auch der vom Papst als Weihbischof neu ernannte Gerhard Maria Wagner mehr als unglücklich, weil eben diese Gruppen für diese Hardlinerpositionen stehen.
Es ist in Ordnung wenn man seine Religion für Wahrheit erklärt. Nicht O.K. hingegen ist, wer aus seiner Religion heraus erklärbar machen will, dass die Daseinsberechtigung andere Religionen und Lebensentwürfe einzuschränken oder gar mit Hasstiraden und diskriminierenden Bemerkungen abzulehnen ist. Dies tut die Piusbruderschaft aber, indem sie z.B. auch das 2. Vatikanische Konzil ablehnt. Wer diese Richtung bestreitet, stellt sich außerhalb unseres allerseits anerkannten Common Sense und hat die letzten Jahrhunderte demokratischer Entwicklung verschlafen.
Nicht nur Muslime befürchten, dass durch die Wiederaufnahme dieser Gruppen in die katholische Kirche der an die Kreuzzüge erinnernde Geist in unserer Gesellschaft weiter salonfähig gemacht wird.
Erschreckend weil dies nun auch noch mit Zuhilfenahme religiöser Letztbegründungen geschieht oder durch das Vorgaukeln falscher historischer Tatsachen, die gerne vom „christlich geprägten Europa“ sprechen. Die Verteidigung dieses exklusivistischen Weltbildes wird besonders in diesen Reihen gepflegt und es wird dabei der wichtige islamische oder jüdische Einfluss auf die Geschichte Europas bewusst ausgeblendet.
Nach den erheblichen Irritationen durch die Regensburger Rede in der islamischen Welt und die persönliche Taufe des Papstes eines ausgewiesenen Islamkritikers in Italien fragt man sich, was der Papst eigentlich mit diesen Signalen bezwecken will. Welcher Geist wird bei den zukünftigen Dialoggesprächen der Muslime mit der Kirche wehen? Wird man mehr und mehr auf die Kräfte der Aus-und Abgrenzung setzen, oder wird am Ende der Dialog der Kulturen und Religionen fortgeführt, sozusagen das Erbe der Versöhnung des vorigen Papstes Johannes Paul II? Die Anerkennung andere Religionen und damit auch die Anerkennung der Religionsfreiheit im weitesten Sinne darf jedenfalls nicht angetastet werden.
Vor diesen Hintergrund und im Lichte dieser Entscheidung des Papstes steht auch der christlich-islamische Dialog vor schweren Herausforderungen, denn dies sind die Fragen der Stunde, die dort gestellt werden.
Die Entscheidung des Papstes zeigt einmal mehr, dass ein Zusammengehen mit Extremisten und sektiererischen Hardcorefundis die Gemeinschaft spaltet. Sie eint eben nicht und es ist besser, hierzu eine eindeutige kritische Distanz zu einwickeln. Dies meine ich durchaus auch selbstkritisch: Für Intoleranz und Extremismus darf es keine Chance geben – Leider gehen die Signale des Papstes in eine andere, falsche Richtung. Hoffentlich nehmen andere Gemeinschaften dies nicht zum Vorbild.
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