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Mittwoch, 02.07.2008 | Drucken |
Islamkonforme Produkte boomen: Abu Dhabi schafft Plattform für Halal-Standards
Umsätze mit einem geschätzten Wert von 1,3 Billionen Euro generiert
Abu Dhabi (BZZ) - Abu Dhabi will eine solide Plattform schaffen, um globalisierte Standards in der Halal-Industrie einzuführen. Halal steht für islamkonforme Produkte und die Branche ist ein rasch expandierender Industriezweig geworden, der inzwischen weltweit 1,8 Milliarden muslimische Verbraucher erreicht und Umsätze mit einem geschätzten Wert von 1,3 Billionen Euro generiert.
Während in Malaysia und Brunei seit Jahren Aufsichtsbehörden etabliert worden sind, die Halal-Produkte verifizieren und in Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien Gesundheits- und Produktionsstandards nach ISO-Norm die Konsumenten schützen, besteht eine wachsende Nachfrage nach universellen Standards für alle Halal-Produkte. Dazu müssten sich die Industrie und die Behörden in allen islamisch geprägten Staaten einigen.
Abu Dhabi sieht seine Rolle in der Schaffung und Entwicklung eines umfassenden „Halal Events“, der die wichtigen Akteure und Experten aus der ganzen Welt zusammenführt und als wichtiger Katalysator verschiedener Auffassungen und religiöser Auslegungen dient. Vom 11. bis 13. November 2008 wird in Abu Dhabi zu diesem Zweck zum zweiten Mal eine „Halal Weltausstellung“ organisiert werden. Die Regierung des Emirates fördert das globale Treffen und steht damit im direkten Wettbewerb mit Kuala Lumpur, das seit Jahren als Zentrum der Halal Wirtschaft gilt und der UNO als Vorbild für ihren „Codex alimentarius“ dient. Christine Weaver, Direktorin der „Halal Weltausstellung“ bestätigt dies: „Die Regierung sieht die Ausstellung als einen weiteren entscheidenden Schritt in der Stärkung der Rolle der Vereinigten Arabischen Emirate, um die weltweite Nachfrage nach Halal-Gütern zu befriedigen“. Abu Dhabi gebe den nationalen Branchenführern die Chance zur Zusammenarbeit mit globalen Profis der aus Ländern wie Malaysia, Südafrika, Brunei, Saudi-Arabien und Indonesien, welche bereits Halal-Kontrollsysteme besitzen.
Weaver fügt hinzu: "Es ist inzwischen selbstverständlich, dass die Lebensmitteln und Produkte in den Supermärkten eines islamischen Landes wie den Vereinigten Arabischen Emiraten als voll halal-kompatibel erklärt werden, es sei denn, sie werden ausdrücklich als für" nicht muslimischen Verbrauch oder Gebrauch" gekennzeichnet. Zwar gebe es schon Kontrollsysteme zum Schutz der Verbraucher in den Vereinigten Arabischen Emiraten, das rasche Wachstum des Halal-Marktes und eine weiter zunehmende Nachfrage verlange aber immer dringlicher nach einem globalen Standard. Eine universelle Norm würde das Vertrauen der Konsumenten bei allen Kaufentscheidungen stärken, die in direktem Zusammenhang mit ihrer Lebensweise und Überzeugungen stünden. Zur Vielfalt der Halal-Industrie, die während der Ausstellung deutlich werden soll, gehören längst nicht nur Fleisch und Lebensmittel, sondern u.a. auch kosmetische Produkte. Schweinespuren im Lippenstift, das akzeptiert heute keine Frau am Golf und ein solches Produkt dürfte gar nicht erst importiert werden. Weltweit wird der islamkonforme Kosmetikmarkt derzeit auf 355 Millionen Euro geschätzt. Die Ausstellung wird sich deshalb auch mit Halal Lifestyle-Produkten befassen, einschließlich der islamischen Mode, Kosmetik und anderen Gesundheits-Produkten, für die es eine wachsende Nachfrage in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in anderen Teilen des Nahen und Mittleren Osten gibt.
Die islamisch orientierte Finanzwirtschaft (siehe Angebot den Zentralrates der Muslimen im unteren link)wird bei der geplanten Weltausstellung der Halal-Industrie erstmals mit einem eigenen Finanzpavillon vertreten sein. Dort werden scharia-konforme Finanzdienstleistungen erläutert und angeboten. Auch dieser Sektor der Halal-Wirtschaft spielt mit geschätzten 125 bis 300 Milliarden Euro Umsatz bereits eine wachsende Rolle auf den globalen Finanzmärkten. Mit seiner dichten Konzentration an muslimischen Verbrauchern ist der Mittlere Osten einer der führenden Nutzer von qualitativ hochwertigen Halal-Produkten, und es existiert ein enormes Potenzial für die Produktion und den Vertrieb von zertifizierten Halal-Gütern in der gesamten Region. In den Vereinigten Arabischen Emiraten sind 80 Prozent der importierten Lebensmitteln halal-zertifiziert. Dazu gehören auch Produkte aus westlichen Ländern wie Brasilien und Australien, das im jahr 2006 43071 Tonnen Hammel, 17685 Tonnen Lamm und 3312 Tonnen Rindfleisch in den Mittleren Osten ausführte. Im vergangenen Jahr hat die Emirate entfielen 7,77 Prozent der weltweit Lamm- und Rindfleisch-Importe und 15,38 Prozent aller Geflügel-Importe auf die Emirate, nur Saudi-Arabien importierte noch mehr Fleisch.
Die VAE sind ein wichtiger Umschlagplatz für den Transport und die Kanalisierung von Halal-Gütern, da die gesamte Golf-Region heute einen enormen Bedarf an diesen Gütern hat. Als größter Halal-Hub im Luft- und Schiffsverkehr machen die Emirate bereits 100 Millionen Euro Jahresumsatz. Ein Beispiel dafür ist Brasilien, derzeit einer der größten Exporteure von Fleisch und Agrargütern in der Welt, denn ein erheblicher Prozentsatz seiner Exporte sind Halal Produkte. Nahezu 70 Prozent der brasilianischen Ausfuhren von einer Million gefrorener Hühner in mehr als 100 Länder ist Halal-zertifiziert. Der größte Teil wird via Dubai oder Abu Dhabi in die Länder am Golf verkauft. (Quelle: website der Deutsch-Arabischen Gesellschaft)
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