Newsnational Mittwoch, 07.01.2004 |  Drucken

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Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland kritisiert deutsche Kopftuchdebatte

Der Zentralratsvorsitzende Spiegel sprach sich überdies wie Bundespräsident Johannes Rau für die Gleichbehandlung von Religionen aus

Berlin/Eschweiler - Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hat die Kopftuch-Debatte als zu oberflächlich kritisiert. Laut einem Vorabbericht der «Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung» vertrat Spiegel auch die Auffassung, dass ohne Not allzu schnell massiv in die verfassungsmäßigen Grundrechte eingegriffen werde. Es sei ein «Trugschluss zu glauben, damit den Fundamentalismus und den politischen Missbrauch von Religionen bekämpfen zu können». Die Frage, ob ein Kopftuch ein religiöses Symbol sei, sei noch nicht geklärt.

Der Zentralratsvorsitzende sprach sich überdies wie Bundespräsident Johannes Rau für die Gleichbehandlung von Religionen aus. Diese gehöre zu den "tragenden Verfassungsprinzipien".
Wörtlich sagte Spiegel u.a. in dem Interview:" Als fragwürdig empfinde ich es, daß mit dieser neuerlichen Betonung des jüdisch-christlichen Erbes offenbar eine Koalition gegen den Islam beschworen werden soll, die es so nicht gibt. Wer von christlichen Quellen unserer Werteordnung spricht und eine Staatsreligion meint, ohne dabei die Realitäten der hier lebenden Juden, Muslime und anderer Religionsgemeinschaften anzuerkennen, der beschwört mehr Konflikte herauf, als daß er sie löst".

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat in seiner Weihnachts- und Neujahrsgruß beklagt, dass die Religionsgemeinschaft des Islam Benachteiligungen ausgesetzt sei. In der weit gestreuten Erklärung heißt es, die Umsetzung muslimischer Grundrechte wie das Schächten oder das Tragen von Kopftüchern würden behördlich behindert. Zudem sei die deutsche Gesellschaft zu einem fairen Dialog mit den Muslimen überwiegend nicht bereit (wir berichteten).

Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, sagte im WDR, die Verfassung der Bundesrepublik sei eindeutig: Sie sage nicht, dass nur das Christentum mit allen Zeichen und Symbolen zu Deutschland gehöre. Nach dem Grundgesetz könne nicht eine einzige Religion vom Recht auf freie Religionsausübung ausgeschlossen werden. Ob ein Kopftuch als politisches Symbol getragen werde, müsse mit einer individuellen Eignungsprüfung festgestellt werden. Die aufgeregten Reaktionen halte sie für bedenklich, sagte die Grünen-Politikerin.




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