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Mittwoch, 22.11.2006 | Drucken |
Englisch lernen in Washington - Willkommen in der Welthauptstadt von Globalia
Kennen Sie das Gefühl, man geht irgendwo, nirgendwo hin und überall fehlt einem der richtige Schlüssel das gerade sich auftuende Schloss zu öffnen? Oder man meint, vor verschlossenen Türen den eigentlichen Schlüssel zu besitzen, dann passt er doch nicht. Vielleicht fehlt ihm nur noch ein Zacken, dann würde er sicherlich passen?! Nach einiger Zeit stellt man fest, dass es nicht der Zacken ist, der fehlt. Nein, es ist etwas anderes, wesentlich Größeres „something else“. Nach einem Hin und Her spürt man: Ja, Du befindest dich auf dem Weg, auf der Suche. Die „direction“ ist also schon mal richtig.
Wenn Sie aber nun meinen, ich stehe während ich diese(n) „letter(n)“ schreibe schon am Ziel, und kann mich in aller Ruhe zurücklehnen? Weit gefehlt. Ich verrate Ihnen: Ich weiß noch nicht einmal, ob ich nach dem Ziel suche.
Wir suchen nach Gott – nach Jahve, nach Allah; aber suchen wir tatsächlich nach ihm, oder sucht man nur kurzweilig, weil man nicht mehr weiter weiß und es sich in dieser Situation ganz gut anhört, wenn man sich auf dem Weg nach Gott wähnt? Suche ich wirklich immerwährend nach ihm, oder nur, wenn es sich wieder einmal wegen Frust und Trübsal so ergibt? Betrachte ich wirklich Allah als meinen ständigen Begleiter, meinen Freund? Fühle ich beständig, dass er mir näher ist als meine eigene Halsschlagader…
Komisch, dass gerade hier mir diese Gedanken durch den Kopf gehen; sitze mal wieder in „downtown“ in einer dieser schnieken Cafés, es soll hier eine Internetverbindung für den „laptop“ geben; so schicke ich mich an und rufe meinen Mailschwall ab. Mir gegenüber sitzt ein adrett gekleideter junger Mann und studiert fleißig arabische Vokabeln, ja wahrlich richtig gelesen: arabische Vokabeln.
Erstaunt überlege ich: Lernt er diese Sprache, um hier im Weltzentrum vernetzt operierender Ölmagnaten im wahrsten Sinne des Wortes mitreden zu können?
Oder gehört er zu den vielen „researcher“, die tagtäglich Artikel und Texte auswerten und sie dann als „conclusion“ ihren Chefs möglichst noch vor dem Mittagessen auf den Tisch zu servieren?
„Lernen Sie arabisch?“, fragte ich ihn (blöde Frage) auf Englisch nach einiger Zeit, um meine Neugierde zu stillen und hoffte dabei auf eine kleine Konversation. Als wollte er mich übergehen – meine Frage schien ihn verlegen zu machen– nickte er dann nach langem Zögern.
Vielleicht sucht er auch nur nach Gott und will dafür den Koran studieren, im Original lesen sozusagen? Aber dafür könnte er zur Not auch auf eine englische Übersetzung zurückgreifen. Gleichzeitig müsste er noch herbräisch/aramäisch oder lateinisch für das alte Testament mit einrichten, ganz zu schweigen von den Sprachen der fernöstlichen Religionen.
Mmh…ich weiß es halt nicht. Wahrscheinlich ist aber, dass er doch zu den abertausenden Mitarbeitern der wiederum tausenden von Think Tanks oder Lobby-Organisationen gehört, die hier in Washington ihren Sitz haben. Übrigens, die weltweit größte Dichte solcher Institutionen in einer Hauptstadt. So wie für die Wirtschaft New York die erste Adresse in der Welt ist, gilt für Politik es als ein „must“, in Washington sein Büro einzurichten. Wen wundert´s? Willkommen in der Welthauptstadt von Globalia!(AM)
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