Kölner Zentralmoschee
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Projekt Muezzin-Ruf in Köln - ZMD-Vorsitzender Mazyek: "Köln sendet damit ein Zeichen der Tolerenz und der Vielfalt in die Welt"
Mazyek: "Dieser Teil des Glaubens darf kein Bestandteil politischer Debatten sein, sonst spielt man mit einer islamfeindlichen Klaviatur den Extremisten in die Hände."
In Köln dürfen Muezzine (islamische Gebetsrufer) künftig zum Freitagsgebet rufen. Die Stadt kündigte am Donnerstag ein entsprechendes und zunächst auf zwei Jahre befristetes Modellprojekt an.
Dazu erklärte Mazyek, der Azzan, also der Muezzin-Ruf, sei "integraler Bestandteil des muslimischen Gebets und eine Selbstverständlichkeit in vielen Ländern Europas und den USA. So wie es in vielen muslimischen Ländern Glockengeläut gebe werde der muslimische Ruf zum Gebet als Ausdruck des Respektes für unsere im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit in der Rheinischen Metropole praktiziert. Köln sendet damit ein Zeichen der Tolerenz und der Vielfalt in die Welt." Dieser Teil des Glaubens dürfe kein Bestandteil politischer Debatten sein, so Mazyek. "Sonst spielt man mit einer islamfeindlichen Klaviatur den Extremisten in die Hände."
"Der Muezzin-Ruf am Freitag macht die religiöse Pluralisierung in Deutschland sichtbar. Einer Stadt wie Köln tut das gut. Andere Städte praktizieren es ja auch bereits." Der Professor für islamische Theologie fügte hinzu: "In Istanbul läuten die Kirchenglocken täglich." Ucar schloss allerdings mit dem Hinweis: "Ich würde empfehlen, es ohne Lautsprecher zu machen und bei einem Ruf am Freitag zu belassen, um die Nachbarschaft nicht allzu sehr zu stören."
ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek
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ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek
Bürgemeisterin stolz und mit Freude, dass man den berechtigten religiösen Interessen der Muslime in "unserer weltoffenen Stadt" Rechnung trägt
Der Leiter des Osnabrücker Islaminstituts Bülent Ucar bezeichnete die Kölner Entscheidung als "überfällig". Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Ucar: "Bislang hat man den Islam in Deutschland eher verdrängt - in Hinterhofmoscheen und Wohngebiete." Ucar erklärte: "Der Muezzin-Ruf am Freitag macht die religiöse Pluralisierung in Deutschland sichtbar. Einer Stadt wie Köln tut das gut. Andere Städte praktizieren es ja auch bereits." Der Professor für islamische Theologie fügte hinzu: "In Istanbul läuten die Kirchenglocken täglich." Ucar schloss allerdings mit dem Hinweis: "Ich würde empfehlen, es ohne Lautsprecher zu machen und bei einem Ruf am Freitag zu belassen, um die Nachbarschaft nicht allzu sehr zu stören."
Moscheegemeinden in Köln können auf Antrag und unter Auflagen nun ihre Gläubigen zum Freitagsgebet rufen. Der Gebetsruf dürfe nur von 12.00 bis 15.00 Uhr und maximal fünf Minuten lang erfolgen. Die Lautstärke werde abhängig von der Lage der Moschee mit einer Höchstgrenze festgelegt. Die umliegende Nachbarschaft der Gemeinde sei im Vorfeld mit einem Flyer über den Gebetsruf zu informieren. Zudem habe jede Gemeinde eine Ansprechperson für Fragen zu benennen.
Ein Zeichen der gegenseitigen Akzeptanz der Religion und ein Bekenntnis zur grundgesetzlich geschützten Religionsfreiheit
"Ich freue mich, dass wir mit diesem Modellprojekt den berechtigten religiösen Interessen der vielen Muslime in unserer weltoffenen Stadt Rechnung tragen", erklärte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Dies sei ein Zeichen der gegenseitigen Akzeptanz der Religion und ein Bekenntnis zur grundgesetzlich geschützten Religionsfreiheit.
Das Projekt wird den Angaben zufolge durch die Stadtverwaltung eng begleitet. Nach zwei Jahren wollen die Stadt und die beteiligten Moscheegemeinden ihre Erfahrungen auswerten und darüber entscheiden, ob die Neuregelung beibehalten werden kann.