Grundsteinlegung "House of One" in Berlin
Die Unterschiede „in den Religionen stehen für einen anspruchsvollen Pluralismus“ - Parlamentspräsident Wolfgang Schäuble zitiert Koran
Am 27. Mai fand in Berlin-Mitte die Grundsteinlegung für das House of One statt. Festredner waren vor Ort u. a. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) und der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). Drei abrahamitische Religionen erbauen ein gemeinsames Gotteshaus auf den Fundamenten einer abgerissenen Kirche. Bis 1964 standen hier die Reste der durch Kriegseinwirkungen stark beschädigten Petrikirche. Die DDR-Regierung hatte kein Interesse daran, die Kirche aufrechtzuerhalten und ließ die letzten Reste abreißen. Unter einem Dach soll in knapp 4 Jahren das House of One eine Synagoge, eine Moschee und eine Kirche vereinen. Der Staats- und Domchor Berlin sang zur Grundsteinlegung die „Ode an die Freude“ aus der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven auf Arabisch.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sagte über das House of One: „Die Grundidee ist theologisch sehr anspruchsvoll.“ Man zollt anderen Religionen „Respekt, ohne selbst den Anspruch zu erheben, die eigene Identität preiszugeben“. Er wies auch darauf hin, dass man nicht von Deutschland aus alles auf die anderen Länder übertragen könne. Hierzulande gehe die religiöse Bindung zurück, aber „85 Prozent der Menschheit sind religiös gebunden. Das vergessen wir in Westeuropa nur allzu oft“. Er zitierte auch die Sure 5/48 „Hätte Gott es gewollt, Er hätte euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht“. Das Gebäude sei auch keinesfalls „eine bebaute Ringparabel, eher das Gegenteil“. Die Unterschiede „in den Religionen stehen für einen anspruchsvollen Pluralismus“.
Rabbiner Andreas Nachama betonte: „Wir bauen das Haus, um ein Zeichen zu setzen. Ich bin zuversichtlich, dass im Laufe der Jahre aus diesem Schneeball ein immer größerer wird“. Imam Kadir Sanci, Vorsitzender des Präsidiums House of One, betonte: „Wir beten hier für ein geschwisterliches Miteinander“. Bischof Christian Stäblein von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz (EKBO) erklärte: „Mit der Grundsteinlegung des House of One verbinde ich die Hoffnung, das Lernen, Lehren, Beten, ja dass Gemeinschaft zwischen den drei abrahamitischen Religionen selbstverständlicher Alltag in unserer Stadt wird und ein Wegweiser für viele weitere gemeinsame Glaubenshäuser“.
Der Regierende Bürgermeistert Michael Müller nannte das House of One „ein einzigartiges, ein herausforderndes Projekt“. Für die ganze Welt ist es „das Modell eines friedfertigen Zusammenlebens“.
Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland e. V., Aiman Mazyek kommentierte gegenüber der Presse die Grundsteinlegung so: „Gerade in diesen Zeiten benötigt man mehr denn je interreligiöse Kooperationen wie das House of One. Ehrlicherweise müssen wir gestehen, wir dienen damit am meisten unserem einen Gott, dem Frieden und der Versöhnung untereinander“. Aiman Mazyek wünscht sich, dass „dieses Projekt zukünftig auf möglichst breiteren Basis Dienst an unsere Berliner Gemeinschaft und Deutschland im Ganzen leistet.“ (Text: Volker-Taher Neef, Berlin)