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Donnerstag, 08.10.2020 | Drucken |
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Ansprache anlässlich des Treffens mit Angehörigen der Todesopfer des Anschlags von Hanau im Großen Saal von Schloss Bellevue
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Ansprache anlässlich des Treffens mit Angehörigen der Todesopfer des Anschlags von Hanau im Großen Saal von Schloss Bellevue
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"Wir vergessen nicht, und werden es auch nie" Bundespräsident Steinmeier an Hanau-Hinterbliebene
"Es gibt Rassismus in unserem Land, es gibt Muslimfeindlichkeit und es gibt Antisemitismus", so Steinmeier
Berlin Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Hinterbliebenen der neun Todesopfer des Anschlags in Hanau dauerhaften Beistand versprochen. "Wir vergessen nicht. Wir dürfen nicht vergessen, und wir werden nicht vergessen", sagte Steinmeier am vergangenen Mittwoch bei einem Treffen mit den Familien von acht der Opfer im Schloss Bellevue. Der rassistische Terror sei jedoch nicht aus heiterem Himmel gekommen. "Es gibt Rassismus in unserem Land, es gibt Muslimfeindlichkeit und es gibt Antisemitismus", so Steinmeier. Umso wichtiger sei der gesellschaftliche Zusammenhalt gegen Rassismus. Die Schwester eines Getöteten pflichtete dem Bundespräsidenten bei. Der Täter sei von einer kalten und blinden Logik des Rassismus und menschenverachtender Ideologie getrieben worden, so Steinmeier weiter. "Wer Menschen aufgrund irgendwelcher Merkmale in Gruppen zwingt und abwertet; wer sie auf ihre Herkunft, ihren Glauben, ihr Geschlecht oder ihre Lebensanschauung reduziert; wer ihnen ihre Einzigartigkeit nimmt, der stellt sich gegen das Lebensprinzip unserer Demokratie", bekräftigte Steinmeier. Jeder müsse seine Stimme erheben und solidarisch sein, wann immer die Menschenwürde verletzt werde. Und jeder sei aufgerufen, wachsam zu sein, wenn jemand Verschwörungsmythen verfalle. Auch sieben Monate nach der Tat sei der Schmerz weiter da. Jeder Schritt im Alltag sei schwer und noch schwerer falle es, in die Zukunft zu schauen, sagte der Bundespräsident. Die Covid-19-Pandemie habe die Trauer noch erschwert, da Treffen ausfielen und mehr Einsamkeit herrschte. Aber auch da die Sorge aufkam, die Morde würden über die Pandemie hinweg in Vergessenheit geraten. Auch das Treffen mit dem Bundespräsidenten war corona-bedingt verschoben worden.
"Wer Menschen aufgrund irgendwelcher Merkmale in Gruppen zwingt und abwertet; wer sie auf ihre Herkunft, ihren Glauben, ihr Geschlecht oder ihre Lebensanschauung reduziert; wer ihnen ihre Einzigartigkeit nimmt, der stellt sich gegen das Lebensprinzip unserer Demokratie", bekräftigte Bundespräsident Steinmeier
Opfer rufen Hinterbliebene rassistischer Anschläge dazu auf, sich nicht in die Knie zwingen zu lassen und nicht wegzuducken
"Ich weiß, wir wissen, dass manchen von Ihnen die Reise nach Berlin nicht leicht gefallen ist. Dass Sie dennoch gekommen sind, ehrt uns", sagte Steinmeier mit Blick auf Kritik der Angehörigen an der Aufarbeitung der Tat. Die Schwester des getöteten Said Nesar Hashemi, Saida Hashemi, rief alle Hinterbliebenen rassistischer Anschläge dazu auf, sich nicht in die Knie zwingen zu lassen und sich nicht wegzuducken. "Ich glaube an unseren Rechtsstaat und die Werte, die er vertritt" und sie glaube daran, dass die Tat lückenlos aufgeklärt werden, so Hashemi. Auch blicke sie positiv in die Zukunft, auch wenn es noch viel zu tun gäbe. Aufgabe aller sei es, dafür zu kämpfen, dass künftige Generationen angstfrei in Deutschland leben könnten. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und der Opferbeauftragte Edgar Franke (SPD) nahmen ebenfalls an dem Treffen teil. Alle drei führten nach der Rede des Bundespräsidenten mit den Familien einzelne Gespräche. Am späten Abend des 19. Februar hatte den Ermittlungen zufolge ein 43-jähriger Deutscher in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst. Steinmeier trifft in den kommenden Wochen noch weitere Opfer und Hinterbliebene rechtsextremistischer Anschläge in München und Halle. Hier geht es zur vollständigen Rede des Bundespräsidenten beim Treffen der Hinterbliebenen
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