Newsnational Mittwoch, 02.09.2020 |  Drucken

ZMD begrüßt Berufung des Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit durch den Bundesinnenminister

ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek: "Ein wichtiger und notwendiger Schritt. Zukünftig sollte bei der Auswahl noch mehr der Blickwinkel aus der Praxis der islamischen Gemeinden Berücksichtigung finden."

Berlin Ein unabhängiges Expertengremium aus Wissenschaft und Praxis soll im Auftrag des Bundesinnenministeriums die Muslimfeindlichkeit in Deutschland erforschen sowie Vorschläge zur Prävention und Bekämpfung erarbeiten. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) berief dazu am Dienstag zwölf Mitglieder für den "Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM)". Sie sollen "aktuelle und sich wandelnde Erscheinungsformen von Muslimfeindlichkeit analysieren und auf Schnittmengen mit antisemitischen Haltungen sowie anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit hin untersuchen", hieß es.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland begrüßt Berufung des Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit des Bundesinnenministeriums durch den Bundesminister des Inneren, Horst Seehofer, und kommentiert dies durch seinen Vorsitzenden Aiman Mazyek wie folgt:

„Ein wichtiger und notwendiger Schritt. Der Minister hat Wort gehalten, wie er das nach unserem Gespräch unter dem Eindruck des Anschlages von Hanau zusagte. Jetzt müsste noch der Bundestsag über eine Entschließung diese Kommission begleiten und beobachten, um deren wissenschaftliche Ergebnisse permanent für die Abgeordneten aufzubereiten. Ich wünsche nun den Kommissionsmitgliedern alles Gute und erfolgreiches Arbeiten. Die Auswahl der Wissenschaftler, bis vielleicht auf eine oder zwei Personen, trifft auf unsere volle Zustimmung. Zukünftig sollte bei der Auswahl noch mehr der Blickwinkel aus der Praxis der islamischen Gemeinden Berücksichtigung finden“

Seehofer erklärte: "Muslimfeindliche Haltungen sind nicht nur eine Bedrohung für Muslime, sondern für den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt". Die Errichtung solle auch eine Reaktion auf rassistische und muslimfeindliche Vorfälle sowie terroristische Anschläge oder Anschlagsplanungen der vergangenen Monate sein. "Die Bundesregierung unterstreicht damit, dass sie die wachsenden Sorgen und Ängste von Menschen ernst nimmt, die von muslimfeindlichem Hass, Anfeindungen und Übergriffen betroffen sind".

"Ein wichtiger und notwendiger Schritt. Ich wünsche nun den Kommissionsmitgliedern alles Gute und erfolgreiches Arbeiten. Die Auswahl der Wissenschaftler, bis vielleicht auf eine oder zwei Personen, trifft auf unsere volle Zustimmung. Zukünftig sollte bei der Auswahl noch mehr der Blickwinkel aus der Praxis der islamischen Gemeinden Berücksichtigung finden“, so ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek

Seehofer: Muslimfeindliche Haltungen sind nicht nur eine Bedrohung für Muslime, sondern für den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt

Bei Zusammensetzung und Arbeitsweise orientiere sich das Ministerium an entsprechenden Gremien zu Antisemitismus und Antiziganismus. Der UEM soll demnach eine eigene Geschäftsstelle erhalten, im Herbst seine Arbeit aufnehmen und in zwei Jahren Empfehlungen für den Kampf gegen Muslimfeindlichkeit für verschiedene Bereiche und Ebenen vorlegen.

Zu dem Expertenrat gehören an Wissenschaftler oder Hochschullehrern Iman Attia, Alice Salomon Hochschule Berlin, Karim Fereidooni, Ruhr-Universität Bochum, Kai Hafez, Universität Erfurt, Anja Middelbeck-Varwick, Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt, Mathias Rohe, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg, Christine Schirrmacher, Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Katholische Universität Löwen, Yasemin Shooman, Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), sowie Karima Benbrahim vom Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA), Saba-Nur Cheema von der Bildungsstätte Anne Frank, Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann Stiftung, Özcan Karadeniz vom Verband binationaler Familien und Partnerschaften und Nina Mühe von CLAIM - Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit.

Auch aus dem Ausland wurde die Einberufung des Expertenkreises gegen Muslimfeindlichkeit begrüßt. Das Observatorium zur Bekämpfung von Extremismus an der Kairoer Al-Azhar-Moschee hat das deutsche Innenministerium für die Einrichtung eines Expertengremiums gegen Muslimfeindlichkeit gelobt. Diese Feindlichkeit sei nicht nur eine Bedrohung für Muslime, sondern für den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Allgemeinen, heißt es in einer Reaktion des Observatoriums von Mittwoch, wie die Onlinezeitung "Egypt Today" unter Berufung auf die ägyptische Nachrichten-Agentur "Mena" berichtet. Das Gremium, das seine Arbeit im Oktober aufnehmen soll, sei "ein Schritt auf dem richtigen Weg zur Bekämpfung von Islamfeindlichkeit.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Dienstag einen "Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM)" mit zwölf Vertretern aus Wissenschaft und Praxis ernannt, die im Auftrag seines Ministeriums die Muslimfeindlichkeit in Deutschland erforschen sowie Vorschläge zur Prävention und Bekämpfung erarbeiten sollen.

Die Al-Azhar-Moschee ist die älteste Moschee Kairos und eines der bedeutendsten islamischen Gotteshäuser Ägyptens. An sie angegliedert ist eine Universität mit heute rund 20.000 Studienplätzen, die als eine der bedeutendsten Lehrautoritäten des sunnitischen Islam gilt.



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