Artikel Montag, 22.06.2020 |  Drucken


Herero Ureinwohnerin
Herero Ureinwohnerin

Rassismus zu Kolonialzeiten - Wie Deutschland den ersten Genozid des 20. Jh. an den schwarzen Herero und Nama verübte

"Wie viel Prozent der Deutschen wissen eigentlich was über den Völkermord an den Herero und Nama zwischen 1904 und 1908, den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts?", so Aiman Mazyek

Vor dem Ersten Weltkrieg besaß Deutschland das viertgrößte Kolonialreich der Erde. Dennoch wird dieses Thema im öffentlichen Bewusstsein bis heute stiefmütterlich behandelt. Wieso eigentlich? Zudem hängt diese notwendige Debatte auch unmittelbar damit zusammen, mit welcher Selbstverständlichkeit immer noch Rassismus und Dominanzstreben gegenüber Schwarze betrieben wird.

Wie viel Prozent der Deutschen wissen eigentlich was über den Völkermord an den Herero und Nama um 1904 herum, den ersten Genozid des 20. Jahrhunderts? Wahrscheinlich wissen inzwischen mehr Deutsche über den Völkermord an den Armenien Bescheid, was sicherlich auch mit der Bundestagsdebatte 2016 und dem inzwischen berühmten Entschließungsantrag quer über die Parteigrenzen hinweg zu tun hatte. Solche notwendigen Debatten brauchen wir, keine Frage. Dennoch gibt unsere eigene Geschichte noch eine Menge her, was restlos aufzuarbeiten gilt.

"Wahrscheinlich wissen inzwischen mehr Deutsche über den Völkermord an den Armenien Bescheid, solche notwendigen Debatten brauchen wir, keine Frage. Dennoch gibt unsere eigene Geschichte noch eine Menge her, was restlos aufzuarbeiten gilt.", so Mazyek


Herero Tracht und städtische Einwohnerin

Herero Tracht und städtische Einwohnerin
Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus darf in Schulen und Universitäten, in Museen und Ausstellungen kein Tabu mehr sein

Mir geht es dabei weniger um eine schnell auch ins Populistische abgleitende und damit nicht gefahrlose Debatte über Entschädigungen oder Beutekunst-Rückgaben, die sicherlich auch – wenn sie sachlich geführt wird – seine Zeit braucht und hoffentlich seine Zeit auch bekommt. Mir geht es zunächst darum, dass man sich endlich unseren Verstrickungen zum Kolonialismus in Schulen und Universitäten, in Museen und Ausstellungen viel weiter als bisher zuwendet und dass dies kein Tabu mehr sein darf. Damit wäre ein wichtiger Anfang gemacht. Vielleicht kommt dann einmal so was wie ein fraktionsübergreifender Entschließungsantrag im Deutschen Bundestag zustande, der dann weiterer Fragen und Zuschreibungen regelt. Zu hoffen wäre es. So vorbildlich und gut die deutsche Erinnerungskultur in anderen Bereichen auch ist – beim Thema Kolonialismus gibt es noch eine Menge aufzuarbeiten.

(Aiman A. Mazyek)



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