Newsnational Dienstag, 20.11.2018 |  Drucken

Friedensverantwortung im Islam

Gemeinsame Tagung des ZMD und der Landesregierung Rheinland-Pfalz

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kamen am Montag auf Einladung des  Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD) und dem  rheinland-pfälzischen Integrationsministerium im Mainzer Landesmuseum  zusammen um über die Friedensverantwortung im Islam zu diskutieren. Die hochkarätige Fachtagung hatte zum Ziel, den oft sehr polarisierend  geführten gesellschaftlichen Diskurs zum Islam zu versachlichen. Die Fachtagung stieß auf starkes Interesse, was sich nicht zuletzt in der großen Anzahl der Teilnehmer und der regen Diskussion zeigte. 

„In Zeiten von Gewalt, Rassismus und Diskriminierung in unserer  Gesellschaft und weltweit halten wir es als Zentralrat der Muslime in  Deutschland für mehr als wichtig, über Frieden und Friedensverantwortung  auch in den Religionen zu sprechen“, erläutert Dipl.-Psych. Malika  Laabdallaoui, Vorsitzende des ZMD in Rheinland-Pfalz. „Wir alle,  unabhängig davon, welcher Religion oder Weltanschauung wir angehören,  tragen Verantwortung für das friedliche Zusammenleben und müssen uns  dafür einsetzen.“, ergänzte Laabdallaoui.

„Die überwiegende Mehrheit der Musliminnen und Muslime lebt friedvoll  als überzeugte Demokratinnen und Demokraten unter uns. Auch sie haben  den Anspruch und das Recht, im Rahmen der ihnen verbrieften  Religionsfreiheit, ihren religiösen Bedürfnissen nachzukommen.“, sagte der Beauftragte der Landesregierung für Integration und Migration, Miguel Vicente, in der gemeinsamen Pressemitteilung 

Nach den Eingangsworten folgte ein Gespräch zwischen Prof. Mathias Rohe und Prof. Milad Karimi zum Friedenspotential und Friedensauftrag im Islam. In einer zweiten Sequenz diskutierten die Landesvorstizende Dipl.-Psych. Malika Laabdallaoui und Dr. Marwan Abou Taam über den wachsenden antiislamischen Rassismus und seine Auswirkung auf die Muslime und den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft. Auf dem abschließenden Podium beschäftigten sich Aiman Mazyek, der Landesbeauftragte für Migration und Integration Miguel Vicente, die Islamwissenschaftlerin Gülbahar Erdem und Dr. Marwan Abou Taam mit der Islam- und Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft, ihren Ursachen und den Umgang damit.

Nach Einschätzung des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in  Deutschland, Aiman Mazyek, wird der Islam in der Gesellschaft zu sehr  mit Gewalt verbunden. Gewaltaffinität sei im Islam aber die absolute  Ausnahme, sagte Mazyek am Montag in Mainz. Der Normalfall sei der  Friedensauftrag der Muslime in der Gesellschaft. Diese müssten sich  allerdings auch selbst den in der Öffentlichkeit verbreiteten Codes  einer antimuslimischen Islamkritik-Industrie stärker widersetzen,  forderte Mazyek. 


Islamfeindlichkeit werde etwa von rechtspopulistischen und  rechtsextremistischen Strömungen befeuert, sagte Klaus Peter Lohest,  Abteilungsleiter im rheinland-pfälzischen Integrationsministerium. Man  lebe "in Zeiten, in denen Ängste vor dem Islam geschürt" würden. Er habe  "die große Sorge, dass islamfeindliche Einstellungen in Deutschland in  erheblichem Umfang verbreitet sind". Islamophobie sei aber wie der  Antisemitismus eine "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit", die  bekämpft gehöre.



Der Staat sichere letztlich den sozialen Frieden und beuge religiösem  Extremismus vor, indem er alle religiösen Bekenntnisse gleichbehandele.  Ein säkularer Staat schließe keine Religion aus, sondern ermögliche die  Vielfalt religiöser Überzeugungen, weil dadurch ein Land bereichert  werde, sagte der Regierungsvertreter. Allein in Rheinland-Pfalz gebe es  200.000 Bürger muslimischen Glaubens. Sie seien ein selbstverständlicher  Teil der Gesellschaft und hätten die gleichen Rechte wie jeder andere  Bürger auch. Die "Teilhabe" der Muslime sei ein wichtiges  gesellschaftspolitisches Ziel der Landesregierung, so Lohest.




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