IFIS&IZ veranstaltete wissenschaftliche Fachtagung zu „Salafismus in Deutschland“
Begrüßungsansprachen bzw. Vorträge von u.a. Prof. Dr. Hüseyin İlker Çınar, Dr. Peter Kurz (Oberbürgermeister der Stadt Mannheim), ZMD Vors. Aiman Mazyek, Dr. Martin Kellner (Universität Osnabrück), Dr. Benno Köpfer (Verfassungsschutz Baden-Württemberg) uvm.
Das Institut für Islamische Studien und Interkulturelle Zusammenarbeit (IFIS&IZ) veranstaltete in Kooperation mit der Stadt Mannheim und mit Unterstützung des Kulturhauses der europäischen Muslime (KUDEM) eine wissenschaftliche Fachtagung zum Thema „Salafismus in Deutschland – Hintergründe, Auswirkungen und Prävention”. An der Veranstaltung, an der über 150 Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen, kamen renommierte Experten und Wissenschaftler zu Wort.
Begrüßungsansprachen bzw. Vorträge wurden von Prof. Dr. Hüseyin İlker Çınar (Gründungsdirektor des IFIS&IZ und Lehrstuhlinhaber für Koranexegese an der Universität Osnabrück), Dr. Peter Kurz (Oberbürgermeister der Stadt Mannheim), Aiman Mazyek (Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland), Dr. Martin Kellner (Universität Osnabrück), Thomas Köber (Polizeipräsident Mannheim), Dr. Benno Köpfer (Verfassungsschutz Baden-Württemberg) und Prof. Dr. Jörg Imran Schröter (Pädagogische Hochschule Karlsruhe) gehalten.
Die Tagung wurde mit einer Podiumsdiskussion und einer Frage-Antwort-Runde abgerundet. Prof. Dr. Hüseyin İlker Çınar erinnerte in seinem Grußwort daran, dass sich das IFIS&IZ und dessen Förderverein KUDEM seit nunmehr mehr als einer Dekade für die Wissenschaft, Kunst, Kultur und Musik einsetzen. „Aus unserer Sicht bilden diese universalen Werte die gemeinsame Sprache in der Verständigung der Völker und Kulturen, sie fördern progressiv das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft, und sind zugleich auch die Impfstoffe gegen radikale Strömungen und Gruppierungen“, so Prof. Dr. Çınar in seiner Rede.
Um den Sektierern und Extremen das Wasser abzugraben, sei eine Beheimatung und Kontextualisierung der islamischen Theologie in Europa von entscheidender Bedeutung. Als Gegenentwurf zu den zerstörerischen und gewalttätigen Tendenzen dieser extremen Bewegungen präsentierte Prof. Dr. Çınar den Sufismus. Die mystische Ausprägung des Islams erkenne die Spiritualität, die Harmonie, die Liebe, die Toleranz und den Einklang des Menschen mit sich selbst, seinem Schöpfer und seiner Umwelt als seine Grundwerte an und bekämpfe daher jeglichen Hass und Radikalismus.
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, der sich beim IFIS&IZ für das Ergreifen der Initiative für diese Tagung bedankte, betonte die Bedeutung des Dialogs und der Begegnungen, um das zunehmende „Schwarz-Weiß-Denken“ aus den Köpfen zu verbannen und eine differenzierte Sichtweise auf die Dinge zu erlangen. ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek sah die Veranstaltung und die Arbeit des IFIS&IZ insgesamt als einen wichtigen Beitrag von Muslimen aus der Mitte der Gesellschaft.
Der Osnabrücker Theologe Dr. Kellner befasste sich in seinem Vortrag mit der Frage, wie salafitische Gruppierungen mit islamischen Quelltexten umgehen, und brachte in diesem Kontext seine theologischen Überlegungen zu Deradikalisierug und Prävention zum Ausdruck. Polizeipräsident Köber hob hervor, dass es sich bei Extremisten meistens um junge Menschen handle, die im gesellschaftlichen Leben gescheitert seien und auch schon polizeibekannt wären. Aus diesem Grunde müsse dagegen mit einer frühen Aufklärung zuhause, in den Schulen und in den Moscheegemeinden vorgegangen werden.
Auf einen ähnlichen Punkt brachte es auch der Karlsruher Pädagoge Prof. Dr. Jörg Imran Schröter in seinem Vortrag „Friedenserziehung im Islamischen Religionsunterricht“, indem er sagte, dass Radikalität nichts damit zu tun hat, dass ein Mensch tief religiös ist; vielmehr hänge Radikalisierung mit einer Entwurzelung von der Religion zusammen. Der Islamwissenschaftler und Verfassungsschützer Dr. Benno Köpfer berichtete indes von seinen Erfahrungen, wie Jugendliche durch professionelle Öffentlichkeitsarbeit von Terroristen in ihren Bann gezogen werden. Durch bessere Vernetzung und Kooperationen könne man sich allerdings gegen den Salafismus wehren.