ZMD-Info-Veranstaltung: Was tun mit den vielen jugendlichen Flüchtlingen?
Seit Monaten engangiert sich der ZMD in der Flüchtlingsarbeit - Zwischenbilanz
500 minderjährige Flüchtlingskinder suchen im Raum Köln nach einer Pflegefamilie. Die meisten von ihnen sind männlich, 15 bis 17 Jahre alt und voller Tatendrang. Sie wollen schnell die deutsche Sprache lernen und einen Platz in der deutschen Arbeits- und Lebenswelt finden. Seit Monaten engagiert sich der Zentralrat der Muslime in Deutschland in der Flüchtlingsaktive.Ein besonderer Schwerpunkt bildet die Beratung und Unterstützung bei der Vermittlung von unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingskindern. Am Donnerstag lud der ZMD gemeinsam mit dem Jugendamt der Stadt Köln zu einer Informationsveranstaltung ein, an der mehr als 25 interessierte Pflegefamilien teilnahmen. „Jedes Kind trägt einen Rucksack mit sich“, beschrieb Klaus Röttgen, Leiter des Bezirksjugendamtes Innenstadt, die besondere Situation von Pflegekindern. Deshalb stelle die Aufnahme von Pflegekindern eine besondere Herausorderung für die angehenden Pflegefamilien dar. Dieser „Rucksack“ soll die bisherigen Lebenserfahrungen und Probleme der Pflegekinder symbolisieren. Denn egal wie schwierig die bisherige Situation der Pflegekinder auch sei:Die Herkunft der Kinder und die Fortführung des Kontaktes zur Herkunftsfamilie müsse immer berücksichtigt werden.
Viele Interessierte haben kaum Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit einem Jugendamt. Deshalb haben sie Hemmungen, den Mitarbeitern des Jugendamtes umfangreiche Informationen über ihre persönlichen Verhältnisse und Erziehungsvorstellungen preis zu geben. „Wir haben eine hohe Verantwortung gegenüber den Kindern“, betonte Röttgen. Deshalb müsse die Eignung von Pflegeeltern vorab sorgfältig geprüft werden. Inge Trebbe-Wilke, Leiterin des Pflegekinderdienstes, berichtete über typische Pflegekindsituation und die Betreuungstätigkeit ihrer Abteilung. Mit einem Hilfeplanverfahren, regelmässigen Besuchen, Fortbildungen und Erfahrungsaustauschtreffen soll die Betreuungsqualität nachhaltig sichergestellt werden. Genau hier setzt die Beratungs- und Unterstützungstätigkeit des ZMD an. Der ZMD versteht sich als Schnittstelle zwischen den Jugendämtern und den Interessierten aus der muslischen Gemeinschaft. Gemeinsam sollen Berührungsängste und Hemmungen abgebaut werden und Missverständnisse geklärt werden. „Das Kopftuch stellt kein Ausschlusskriterium dar“, betonte Röttgen die interkulturelle Kompetenz seiner Behörde. Diese positiven Erfahrungen wurden von einer muslimischen Pflegemutter bestätigt, die neben einem leiblichen Kind drei Pflegekinder betreut.
Die Hilfe bei der Beratung und Vermittlung von angehenden Pflegefamilien stellt nur einen Baustein des umfangreichen Hilfsangebotes des ZMD für Flüchtlinge dar. Viele Flüchtlinge besuchen die Moscheegemeinden des ZMD, weil sie hier „ein Stück Heimat“ und Menschen finden, die ihre Sprache sprechen und ihre Kultur kennen.
Der ZMD versteht sich als Schnittstelle zwischen den Jugendämtern und den Interessierten aus der muslischen Gemeinschaft.
Was hat der ZMD und seine Gemeinden bisher für Flüchtlingsarbeit getan?
Beim ZMD sind etwa 1.100 Flüchtlingshelfer, Seelsorger und Imame ehrenamtlich beschäftigt. Sie leisten Soforthilfe in Flüchtlingsheimen, bei Behördengängen, Übersetzungen, Begleitung bei Arztbesuchen und der Betreuung von unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen.
Der ZMD hat Hilfe durch ZMD - Integrationslotsen konzeptioniert, die das Grundgesetz auf Arabisch und die Landesgepflogenheiten vermitteln. Zu diesem Konzept gehört auch die Organisation von Tagesseminaren in zehn Gemeinden, wo die Flüchtlingshelfer entsprechend geschult werden
In 40 Moscheegemeinden werden Deutschkurse für Flüchtlinge angeboten.
In 35 Moscheegemeinden wurden temporäre und ständige Schlafplätzen (bis zu 200 Plätze je Moschee) eingerichtet.
Das Angebot wird ergänzt durch regelmässige Essenlieferungen in ca. 80 Flüchtlingsheime und unzählige regelmässige wöchentliche Einladungen in den Gemeinden.
Mehr als 100 Moscheen haben Kleiderkammern organisiert.
Besonders wertvoll ist auch das Engagement von ca. 150 arabisch sprechenden muslimischen Ärzten aus unseren Gemeinden, die nach Feierabend ehrenamtlich Flüchtlinge medizinisch betreuen.
In mehr als 90 Moscheen hat sich die Zahl der Muslime verdoppelt, so dass es deshalb Platz und Kapazitätsprobleme gibt.
Eine grosse Resonanz gab es auch bei der Iftar-Aktion „Deutschland sorgt für Flüchtlinge in ca. 50 Städten (bis zu 1.000 Flüchtlinge an einem Abend)
Wichtig waren auch die Aktionen zur Beschenkung von Flüchtlingskindern zum Opferfest in mehr als 150 Gemeinden.
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