Nach Paris-Terror: Brandanschläge auf Moscheen und Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland und Europa
Als Reaktion auf die Anschläge hatte die Bundesregierung am Samstag beschlossen, die Sicherheitsvorkehrungen in Deutschland insgesamt deutlich zu verschärfen
In Spanien haben Unbekannte in der Nacht zum Samstag einen Brandanschlag auf eine Moschee verübt. Vor dem Hintergrund der Terroranschläge von Paris sei nicht völlig ausgeschlossen, dass es sich um einen Racheakt handelte, sagt José Luis Quintana, der Bürgermeister der 40 000-Einwohner-Stadt Don Benito. Die Flammen hätten schnell gelöscht werden können. Ein Eingangstor der Moschee wurde beschädigt, Verletzte gab es den Angaben zufolge nicht. Ein Sprecher der muslimischen Gemeinde von Don Benito, Mohammed Kattabi, sagt: „Wer das gemacht hat, hat sich das falsche Ziel ausgesucht“
Auf der Ostseeinsel Usedom ist in der Nacht zum Sonntag eine geplante Flüchtlingsunterkunft ausgebrannt. Das teilte die Polizei mit. Bei dem Haus handelte es sich um ein Bürogebäude einer Metallbaufirma in Trassenheide, 15 Flüchtlinge sollten ab Mitte kommender Woche in den vier frisch hergerichteten Wohnungen in dem zweigeschossigen Haus leben.
Unbekannte haben mehrere Brandsätze auf die Mevlana Moschee in Köln-Porz, die zum Dachverband DITIB gehört, geworfen. Wie aus der Pressemitteilung der DITIB zu entnehmen ist, gingen in dem Eingangsbereich zum Frauenbereich Scheiben zu Bruch. Glücklicherweise sei kein weiterer Schaden entstanden.
Bei einem Brand in einem Flüchtlingscamp nahe der am Ärmelkanal gelegenen französischen Stadt Calais wurden am späten Freitagabend, wenige Stunden nach Bekanntwerden der Terroranschläge in Paris, etwa 40 Unterkünfte zerstört. Das Feuer brach im vorwiegend von sudanesischen Flüchtlingen bewohnten Bereich des so genannten „Dschungels“ aus. Die in Calais untergebrachten Schutzsuchenden warten auf eine Ausreise nach Großbritannien. Mitarbeiter von Flüchtlingshilfsorganisationen teilten erste Aufnahmen von den brennenden Unterkünften um etwa 23 Uhr. Auch eine vor Ort aktive rechtsextreme Gruppe namens „Die Wütenden von Calais“ stellte Videos, die den Brand zeigten, auf Facebook. Das Feuer sei, so Helfer, „absolut massiv“ gewesen. In dem Camp sind etwa 6000 Flüchtlinge untergebracht. Wie mit der Situation im Lager vertraute Personen betonen, sind die meisten der Bewohner des „Dschungels“ auf der Flucht vor der Terrormiliz IS. Die Aufnahmen und der Zeitpunkt der Tat nährten Spekulationen, wonach ein Brandanschlag als Racheakt für die Anschläge in der Hauptstadt verübt worden sein könnte. Die Vereinigung „No Borders“ macht nun der örtlichen Verwaltung Vorwürfe, weil diese einen rechtsextremen Aufmarsch zugelassen hatte, im Zuge dessen es zur Aufstachelung zum Rassenhass, zu Morddrohungen und zu einer Koranverbrennung gekommen sei. „Am Abend griffen fünf mit Kapuzenjacken bekleidete Neonazis nahe dem Eurotunnel Flüchtlinge an. Diese Ereignisse machten viele Bewohner des ‚Dschungels‘ verständlicherweise sehr wütend und wir denken, dies war der Grund für die Krawalle“, heißt es in einem Statement.
Die Bundesregierung hat die Länder offenbar zu einem besseren Schutz der Flüchtlingsunterkünfte aufgefordert. Grund seien Befürchtungen, dass Rechtsextremisten die Attentate in Paris als Begründung für Anschläge missbrauchen könnten, berichtete die "Mitteldeutsche Zeitung" am Sonntag unter Berufung auf Berliner Sicherheitskreise. Bundesinnenminister Thomas de Maizière habe darauf verwiesen, dass es bereits "ein erschreckendes Ausmaß von Anschlägen gegen Asylbewerber" gebe. Als Reaktion auf die Anschläge hatte die Bundesregierung am Samstag beschlossen, die Sicherheitsvorkehrungen in Deutschland insgesamt deutlich zu verschärfen. Dazu gehören de Maizière zufolge eine stärkere Präsenz bewaffneter Polizisten an Bahnhöfen und Flughäfen sowie mehr Kontrollen an der deutsch-französischen Grenze.
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