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Montag, 03.08.2015

In Deutschland sind Frauen in hohen muslimischen Ämtern unterrepräsentiert – der ZMD macht da eine gewisse Ausnahme

«Irgendwann einfach dazugehören» Psychologin Malika Laabdallaoui plädiert für besseres Miteinander in Deutschland

Sie kümmert sich um traumatisierte Flüchtlinge, die von schrecklichen
Erinnerungen heimgesucht werden. Eine Psychologin aus dem
Rhein-Main-Gebiet wünscht sich, dass diese Menschen schneller Hilfe
erhalten - auch, damit Integration besser funktioniert.

Rüsselsheim (KNA) Die junge Frau aus dem Irak erinnert sich immer
wieder an die Bombenanschläge und ihre niedergemetzelten Nachbarn.
Sie selber wird bedroht und entschließt sich schließlich zur Flucht.
Irgendwann landet sie in Deutschland - und steht vor der Tür von
Malika Laabdallaoui. Die 50-Jährige ist Diplompsychologin. In ihrer
Praxis im hessischen Rüsselsheim behandelt sie einige traumatisierte
Flüchtlinge, darunter die junge Irakerin.

Darüber hinaus ist die in Mainz lebende Laabdallaoui seit Anfang Juli
die erste Frau an der Spitze eines Landesverbandes im Zentralrat der
Muslime in Deutschland (ZMD), in diesem Fall von Rheinland-Pfalz.
Nicht nur Laabdallaoui hat ein neues Amt, auch der Landesverband hat
sich erst gegründet. «Unsere Arbeit steckt in den Kinderschuhen.»  

Mit Blick auf die psycho-therapeutische Versorgung von
Schutzsuchenden kritisiert Laabdallaoui: «Genug wird da nicht getan.»
In Deutschland gebe es generell lange Wartelisten. Flüchtlinge hätten
darüber hinaus oft keinen Anspruch auf solche Behandlungen. Im
Rhein-Main-Gebiet sei sie selber möglicherweise die einzige
Anlaufstelle, sagt die gebürtige Marokkanerin. «Ich therapiere auch
auf Arabisch.»

Flüchtlinge würden auch von ehrenamtlichen Helfern oder von
Mitarbeitern kirchlicher und städtischer Beratungsstellen in ihre
Praxis gebracht. «Da sind richtige Dramen», erzählt Laabdallaoui. Die
Trennung von Familien; Frauen, die nicht wissen, wo oder ob ihre
Ehemänner leben; schreiende Kinder mit Schlafstörungen; die junge
Irakerin, die noch immer von den Bomben träumt.

«In der Therapie weiß ich manchmal gar nicht, wo ich ansetzen soll»,
sagt Laabdallaoui. Flüchtlinge als Patienten seien oftmals nicht
zugänglich. Es fehle eine soziale Stabilität, sie seien isoliert und
mitunter psychisch nicht in der Lage, Beziehungen aufzubauen oder den
Alltag zu meistern. Das könne in depressive Erkrankungen münden.

Die Therapeutin, die als Zwölfjährige mit ihrer Familie in den
Frankfurter Raum kam, wünscht sich eine schnellere Anerkennung von
Flüchtlingen - je länger sie in Unsicherheit lebten, desto stärker
könnten psychische Symptome werden. Um zu gesunden, seien Sicherheit
und soziale Stabilität unerlässlich. «Sonst haben wir laute kranke
Menschen, die zu nichts zu gebrauchen sind.» Dabei gehe es doch
darum, Flüchtlinge gut in die deutsche Gesellschaft zu integrieren.

Mehr Miteinander ist auch ein Anliegen Laabdallaouis als Vertreterin
des Zentralrates. «Mir ist ganz wichtig, dass wir Muslime in normalen
Vereinen integriert werden.» Sie denkt dabei vor allem an Jugendliche
und Frauen in Ehrenämtern, bei der Flüchtlingshilfe, in Umweltschutz-
und Tierschutzgruppen - «irgendwann einfach dazugehören».
Abgrenzungstendenzen seien sowohl bei Deutschen mit als auch ohne
Migrationshintergrund zu beobachten. «Da haben wir noch auf beiden
Seiten einiges zu lernen.»

Dass sie als erste Frau einem ZMD-Landesverband vorsteht, spiele für
sie keine große Rolle, sagt die verheiratete Mutter von zwei Kindern.
«Jeder sollte das einbringen, was er leisten kann, egal ob Mann oder
Frau.» Da in Deutschland Frauen in hohen Ämtern unterrepräsentiert
seien, sei ihre Wahl aber ein wichtiges Zeichen nach außen.

Der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek sagt, er sei stolz darauf. «Wir
freuen uns auf die Zusammenarbeit.» Laabdallaoui sei zwar die erste
Frau an der Spitze eines Landesverbandes. «Der Zentralrat hat aber
schon immer starke Frauen gehabt.» Er verwies auf den Bundesvorstand
mit zwei weiblichen Mitgliedern: darunter die Generalsekretärin
Nurhan Soykan, die auch amtierende Sprecherin des Koordinationsrates
der Muslime sei. Oder der Berliner ZMD-Landesverband, der zur Hälfte
aus Frauen bestehe - «was es so auch nicht gab».



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