Newsinternational Sonntag, 12.07.2015 |  Drucken

Deutsche Verbrechen während Kolonialzeit

Regierung bekennt sich erstmalig zu Völkermord, will aber keine Entschädigungen leisten

Letzten Mittwoch hatte bereits Bundestagspräsident Lammert von Völkermord gesprochen, als er an das Massaker deutscher Kolonialtruppen im früheren Deutsch-Südwestafrika erinnerte. Jetzt erklärte die Bundesregierung dies zur offiziellen politischen Leitlinie.

"Der Vernichtungskrieg in Namibia von 1904 bis 1908 war ein Kriegsverbrechen und Völkermord." Dieser Satz gilt künftig als politische Leitlinie für die Bundesregierung. Das teilte das Auswärtige Amt mit. Demnach soll es bald auch eine gemeinsame Erklärung mit Namibia geben, der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika.
Gräueltaten am Volk der Herero und Nama

Zwischen 1904 und 1908 waren durch Gräueltaten deutscher Soldaten etwa 80 Prozent der Herero umgekommen, insgesamt etwa 65.000 Menschen. Gegen das Volk der Nama, das sich wie die Herero den Kolonialtruppen entgegengestellt hatte, gingen die Deutschen ebenfalls rücksichtslos vor. Etwa die Hälfte der Nama starb. Am 9. Juli 1915 endete die deutsche Kolonialherrschaft über Deutsch-Südwestafrika.

 Daran hatte am Mittwoch Bundestagspräsident Lammert erinnert und in einem Zeitungsbeitrag bereits ebenfalls den Begriff "Völkermord" verwendet.
Entschädigungen lehnte Deutschland bislang ab

Ob es auch eine förmliche deutsche Entschuldigung geben wird, ließ ein Sprecher des Auswärtigen Amtes offen. Die Bundesregierung bekenne sich aber ausdrücklich zur "besonderen historischen Verantwortung Deutschlands gegenüber Namibia und seinen Bürgern". Bisher hatte sich keine Bundesregierung zu einem offiziellen Völkermord in Namibia bekannt. Wohl auch mit Blick auf mögliche Entschädigungsforderungen. Die lehnte Deutschland bislang ab und verwies dabei stets auf hohe Entwicklungshilfezahlungen an Namibia.

Opferverbände und Oppositionsparteien fordern seit Jahren eine offizielle Anerkennung des Genozids. Unter Wissenschaftlern ist die Bezeichnung weitgehend unstrittig.




Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Die Große Moschee in Duschanbe (Tadschikistan) ist das größte Gotteshaus in Zentralasien
...mehr

Film-Besprechung: "In Liebe, eure Hilde" - Dresens neuer Film erzählt eine tragische Geschichte aus der NS-Zeit auf der Berlinale 2024
...mehr

ZMD-Landesverband Rheinland-Pfalz in Staatskanzlei mit anderen muslimischen Religionsgemeinschaften: Kein Generalverdacht und: „Jüdisches und muslimisches Leben sind ein integraler Bestandteile des Landes"
...mehr

Daniel Barenboim mit DAG-Friedrich II von Hohenstaufen-Preis geehrt
...mehr

Buchkritik: "Faschismus" von Paul Mason – Von Aiman A. Mazyek
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009