Newsnational Freitag, 06.03.2015 |  Drucken


Gibt es wirklich Islamophobie?

Versuch einer Aufklärung - Von Sarah Al-Mousllie

An die 100 Teilnehmer kamen zum Vortrag Dr. Sabine Schiffers. Die Medien- und Sprachwissenschaftlerin hielt am 25.02.15 im Haus der Kulturen einen Vortrag zum Thema „Islamophobie – Woher und warum?“. Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Imam der Islamischen Gemeinschaft Braunschweig, Khalil Khalilo, durch den passenden Vers: „Wir haben euch aus Völkern und Stämmen geschaffen, damit ihr einander kennenlernt.“ und dies, so Dr. Sadiqu Al-Mousllie, Sprecher der IGB, wollen wir durch diese Veranstaltungen und Aktionen erreichen. Das Eröffnungswort des Vorsitzenden, Burhan Al-Ghori, handelte ebenfalls von dem Zusammenleben in Braunschweig und erinnert auch daran, dass die Medien viel über den Islam berichten, sei es nun positiv oder negativ.

Mit dieser Überleitung beginnt Dr. Sabine Schiffer anschaulich und leicht zu verstehen die Problematik zu erklären. Sie zieht den Vergleich zwischen aktuellen Ereignissen wie Paris, Copenhagen und Chapel Hill und befragt die Zuhörer zu ihrem Kenntnisstand und ihrem Empfinden zu diesen Vorfällen. Es stellt sich heraus, dass nur ca. die Hälfte von dem Vorfall der drei getöteten Muslime wussten während die anderen beiden Vorfälle allen bekannt waren. Daran sähe man die unterschiedlich gewichtete Berichterstattung der Medien, so Dr. Sabine Schiffer, es werde meist mit zweierlei Maß gemessen. Auch sei das Islamfeindliche Bild nicht erst seit dem 11. September entstanden und verbreitet worden. Laut der Medienwissenschaftlerin wurde dies schon viel früher, 1979 zur Zeit der iranischen Revolution, in Gang gesetzt. Bei der Entwicklung dieser „Frames“ würden die Medien eine große Rolle gespielt haben. Das wäre umso mehr der Fall wenn wenig Kontakt zu Muslimen besteht, wie es am Beispiel Pegida zu sehen sei.

Mit Anlehnung an Karl Marx sagt sie: „Heute ist nicht die Religion das Opium des Volkes sondern die Religionskritik“. Religion würde instrumentalisiert werden und von Menschen auf der ganzen Welt missbraucht. Natürlich seien nicht nur die Medien an solch einem Bild schuld. Es gäbe immer Leute die extrem Handeln. Die Medien würden die Aufmerksamkeit auf sie lenken, wodurch die Konsumenten diese Taten oder Verhaltensweisen auf die gesamte Religion übertragen. Um denn Medien gerecht zu werden schloss sie mit den Worten ab, dass heute eine relativ ausgewogene Berichterstattung in Deutschland vorherrscht. Wenn man die Sendezeiten außer Acht lässt, fügt sie mit einem Schmunzeln hinzu.

Im Anschluss entstanden angeregte Diskussionen. Die Zuhörer interessierte sehr, ob das angesprochene Thema ein gesamtgesellschaftliches Problem sei und wie sich die Muslime am besten zu verhalten haben. Dr. Sabine Schiffer erklärte am Ende, sie nehme es in der Tat als ein gesamtgesellschaftliches Problem wahr, sähe aber in dem Verhalten der Muslime ein Dilemma. Die Islamische Gemeinschaft Braunschweig verfolge den Kurs Initiative zu ergreifen und sichtbare Aktionen zu gestalten. Denn die Zurückhaltung gäbe das falsche Signal ab. Frau Schiffer sähe es zurzeit wie ein „Hexentest“ für die Muslime, wie man es auch macht, könnte es falsch sein. Den goldenen Weg gäbe es nicht.



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