Newsnational Donnerstag, 22.01.2015 |  Drucken

Unvergesslich

Nachbetrachtung der muslimischen Mahnwache „Gesicht zeigen – Gemeinsam stehen“ am Brandenburger Tor

Die Geschäftsstelle des Zentralrates der Muslime war angesichts der vielen überwältigenden positiven und herzlichen Glückwünsche und Reaktion auf die Mahnwache „Gesicht zeigen – Gemeinsam stehen“ am 13.01.2015 hocherfreut und gleichzeitig überfordert adäquat allen zurück zu antworten. In den letzten Tagen trafen in der Geschäftsstelle Tausende Mails und hunderte Briefe ein, was z.B. den Administrator zwang, das System täglich neu zu starten, damit die Internetpräsens nicht lahm gelegt wird. Das gab es noch nie.

Noch nie haben auch zahlreiche hiesige Fernsehkanäle - ganz zu schweigen der ausländischen Sender - eine Großkundgebung der Muslime in Deutschland live übertragen. Alleine über 100 ausländische Journalisten haben sich im Vorfeld akkreditiert und über 50 Fernsehkameras waren zugegen.

Erstmalig ist die Spitze des Staates der Einladung der Muslime gefolgt, ja und endlich haben Muslime hörbar ihre Stimme erheben können. Das alles trotz des schrecklichen Themas und  trotz der der kurzen Vorbereitungszeit von vier Tagen. Neben dem Bundespräsident Gauck, der die Hauptrede hielt, war Bundeskanzlerin Merkel, Bundestagspräsident Lammert,  alle Partei- und Fraktionsvorsitzende, über 200 Abgeordnete des Deutschen Bundestages,  fast das gesamte Bundeskabinett,  eine Reihe von Ministerpräsidenten neben den regierenden Bürgermeister, der ein Grußwort hielt,  unzählige Staatssekretäre und Landtagsabgeordnete verschiedener Landtage und ebenso ungezählte Spitzenvertreter der Zivilorganisationen zu gegen.

Angeführt vom französischen Botschafter Philippe Etienne, kamen über 20 Botschafter, darunter der Doyan der arabischen Botschafter Ossama Abdulmajed Shobokshi, der alleine 12 weitere arabische Botschafter mitnahm, der US-Botschafter John B. Emerson und der Türkische Botschafter Hüseyin Avni Karslıoğlu. Die Vertreter der Kirchen und des Zentralrates der Juden in Deutschland haben Grußworte gesprochen und gaben dem Abend eine würdigen Rahmen und der Koordinationsrates der Muslime (KRM) war mit seiner ersten Garde gekommen, sprich die Vorsitzenden von DITIB, Islamrat, VIKZ und ZMD.

Ohne die großartige Hilfe vieler ehrenamtlichen Muslime, den Mitarbeitern in allen Parteien und der Ministerialbürokratie und - was auch selten vorkommt - auch nicht so oft vorkommt ein Lob an die mediale Berichterstattung: Ohne sie alle und die Hilfe Gottes hätte das Unterfangen „Gesicht zeigen“ am Brandenburger Tor nicht klappen können.

In seiner Rede sagte der Vorsitzender Aiman Mazyek: „Heute setzen wir hier gemeinsam mit den Muslimen ein starkes Zeichen des Friedens und der Toleranz, ein klares Bekenntnis gegen Hass und Gewalt. Wir senden eine klare Botschaft  aus Berlin, nach Deutschland und in die Welt hinaus“

Zumindest an diesem einen Tag hat man das positive, das friedliche Gesicht des Islam gesehen. Eines, welches die überwältigende Mehrheit tagtäglich lebt und eines, welches  die Muslime stets bemühen zu erklären, wenn wieder ein oder mehrere Wahnsinnige im Namen des Islam Schandtaten begehen.

Trotz überbrückbarer Differenzen und struktureller Defizite bei den muslimischen Religionsgemeinschaften wird der ZMD auch in Zukunft  Verantwortung für Religion und Land tragen. Das erwarten seine Mitglieder. Das erwarten aber auch die vielen Abertausenden, die nicht verbandschaftlich organisiert sind.

Es gab sehr viele gute und hoffnungsvolle Reaktionen in den letzten Tagen auf die Veranstaltung. „Die Mahnwache hat im Hinblick auf die BürgerInnen, denen Allah alles bedeutet, einen neuen Patriotismus präsentiert, der mit Blutsideologischem nichts gemein hat. Gut so“, schrieb die taz.

Es standen am Ende die Muslime auf den Platz am Brandenburger  Tor. Und sie standen nicht alleine da. Die Bürger, alle wichtigen Vertreter der Zivilgesellschaft und die Spitzen des Staates, der Regierung und der Parteien und auch die Medien – sie alle postierten sich schützend vor ihnen. Sie haben Haltung bewiesen. Unvergesslich. Der Terror hat nicht gesiegt.



Ähnliche Artikel

» Müssen Muslime in der Terrorecke verharren?
» 13.01.2015 Rede des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland Aiman A. Mazyek am Brandenburger Tor anlässlich der Kundgebung "Zusammen stehen - Gesicht zeigen"
» "Wir alle sind Deutschland"
» Nach Brandanschlägen: ZMD besucht Wuppertaler Synagoge, Bielefelder Moschee und Berliner Moschee
» Bundespräsident: Fehler, als Fehler benennen und nicht mit Konsequenzen sparen

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Die Große Moschee in Duschanbe (Tadschikistan) ist das größte Gotteshaus in Zentralasien
...mehr

Film-Besprechung: "In Liebe, eure Hilde" - Dresens neuer Film erzählt eine tragische Geschichte aus der NS-Zeit auf der Berlinale 2024
...mehr

ZMD-Landesverband Rheinland-Pfalz in Staatskanzlei mit anderen muslimischen Religionsgemeinschaften: Kein Generalverdacht und: „Jüdisches und muslimisches Leben sind ein integraler Bestandteile des Landes"
...mehr

Daniel Barenboim mit DAG-Friedrich II von Hohenstaufen-Preis geehrt
...mehr

Buchkritik: "Faschismus" von Paul Mason – Von Aiman A. Mazyek
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009