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Sonntag, 22.02.2015 | Drucken |
Tagung des BMI zur Islamischen Wohlfahrt - U.a. mit Innenminister de Maizière (CDU), Bundesfamilienministerin Schwesig (SPD) und Nurhan Soykan (2. von links)
Tagung des BMI zur Islamischen Wohlfahrt - U.a. mit Innenminister de Maizière (CDU), Bundesfamilienministerin Schwesig (SPD) und Nurhan Soykan (2. von links)
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Wohlfahrtspflege: Islamkonferenz will gemeinsamen Ausbau sozialer Dienste bei Muslimen
Minister de Maizière (CDU): «Ein wertvoller Beitrag für das Zusammenleben unserer Gesellschaft».
Berlin (KNA) Wohlfahrtspflege stand auf der Tagesordnung beim Treffen der Deutschen Islamkonferenz und der anschließenden Fachtagung in Berlin. Angesichts der terroristischen Anschläge in Frankreich vergangene Woche fiel es den Teilnehmern am Dienstag jedoch sichtlich schwer, bei der Tagesordnung zu bleiben. Mehrfach wurde der Ablaufplan geändert. So trat zu Beginn der Fachtagung der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Erol Pürlü, vor die Presse, um sich mit deutlichen Worten von den terroristischen Anschlägen zu distanzieren. Pürlü warb für Zusammenhalt und warnte zugleich vor wachsenden Vorurteilen gegen Muslime.
«Terror hat keine Religion», sagte Pürlü. «Wir dürfen nicht zulassen, dass radikale Terroristen und Islamisten unsere Gesellschaft auseinanderdividieren.» Besonnenheit sei das Gebot der Stunde. Dafür sei es wichtig, dass man sich in der Konferenz und außerhalb auf «Augenhöhe» begegne, betonte Pürlü.
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) erklärte, dass man sich bewusst entschieden habe, die Ereignisse in Paris nicht gesondert zu behandeln, sondern bei dem geplanten Treffen anzusprechen. De Maiziere nannte die Islamkonferenz einen wichtigen Teil, um islamistischem Terror ebenso wie möglichen Vorurteilen gegen Muslime zu begegnen. Daher appellierte der Minister auch dafür, die geplante Agenda im weitesten Sinne beizubehalten. Das Thema «Wohlfahrt» betreffe Hunderttausende Menschen gleich welchen Glaubens und sei «ein wertvoller Beitrag für das Zusammenleben unserer Gesellschaft».
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) pflichtete ihrem Kollegen bei. Für sie sei Ziel der Konferenz die konkrete Arbeit an alltäglichen gesellschaftlichen Problemen. Es gehe darum, sich um Fragen zu kümmern, wie die Betreuung von muslimischen Kindern und Jugendlichen, Präventionsarbeit oder die Pflege älterer Menschen, sagte Schwesig. Soziale Arbeit sei der «Kitt» in der Gesellschaft und trage maßgeblich zur Integration bei. Beide Minister hielten sich bei konkreten Vorschlägen zur organisatorischen Struktur einer muslimischen Wohlfahrtspflege allerdings zurück.
Von der Migrationsbeauftragten der Bundesregierung, Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD), kam im Anschluss an das Treffen der Appell, islamische Träger und Gemeinden noch besser in die Strukturen der Wohlfahrtspflege einzubinden.«Die weitere interkulturelle Öffnung ist das Gebot der Stunde. Denn noch immer sind zum Beispiel die Alten- und Pflegeheime nicht vollständig auf muslimische Senioren eingestellt», sagte Özoguz.
Samy Charchira, Sachverständiger der Islamkonferenz, bezeichnete das Thema Wohlfahrt als «allerwichtigstes Projekt in den vergangenen Jahren». Es betreffe alle, «von der Wiege bis zur Bahre». Es gebe in der Wohlfahrtspflege eine Reihe von historisch gewachsenen Strukturen, die erprobt seien und viel leisten könnten, insbesondere bei der Präventions- und Jugendarbeit. Zugleich begrüßte Charchira, dass «endlich» auch darüber gesprochen werde, eine professionelle muslimische Wohlfahrtspflege zu etablieren. Er sei zuversichtlich, dass man auf einen gemeinsamen Nenner komme.
Der Präsident des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Rolf Rosenbrock, argumentierte in eine ähnliche Richtung wie sein Vorgänger Charchira. Normalität sei dann geschaffen, wenn alle Menschen freien Zugang zur Wohlfahrtspflege hätten, sagte der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW). Ziel sei es, auf der einen Seite die bestehenden Angebot zu öffnen und sie interkultureller zu machen. Zum anderen gehe es darum, die Selbstorganisation zu fördern, damit Muslime eigene Strukturen entwickelten. Das könne kein «paternalistisches Vorhaben sein», betonte Rosenbrock, sondern müsse als partnerschaftliche Beratung ablaufen.
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