Artikel Samstag, 29.11.2014 |  Drucken

ZMD- Vorsitzender Aiman Mazyek tief beeindruckt vom Besuch in der Bahnhofsmission in Berlin – Viele muslimische Helferinnen

Der Bahnhof Zoo im Berliner Stadtteil Charlottenburg ist schon seit Jahrzehnten als ein Brennpunktort bekannt. Dazu trug auch das 1978 erschiene authentische Buch der heroinabhängigen jugendlichen Prostituierten Christiane F. bei. Das Werk trägt den Titel „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo.“ Bis heute steht dieser Bahnhof nicht nur für Reisen, sondern auch für Elend und Not. Tagtäglich finden sich dort auch wohnungslose Menschen ein. In den Räumen der Bahnhofsmission erhalten Obdachlose Speisen und Kleidung, können sich waschen und rasieren. Sie erhalten zudem etwas, was es für Geld nirgendwo zu kaufen gibt: menschliche Wärme. Das ist neben der individuellen Betreuung auch das Zuhören.  

ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek besuchte am 27.11.2014 die Bahnhofsmission am Zoologischen Garten. Dort sprach er mit ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeitern. Empfangen wurde er von Pfarrer Gernold Vorländer, der alle 18 evangelischen Gemeinden der Berliner Bahnhofsmission als Seelsorger betreut sowie Jörg Friedel, der den Bereich Sozialarbeit und Pädagogen bei der Berliner Stadtmission (SM) leitet. Die Bahnhofsmission ist ein Teil der SM.

Am Bahnhof Zoo ist Dieter Puhl der Leiter der Bahnhofsmission. Die Bahnhofsmission ist für viele auf der Straße Lebende nicht nur Wärmestube, sie ist auch Familienersatz. Dieter Puhl weist darauf hin: „Da gehen Menschen auf Deutschlands Straßen nicht spazieren, sie müssen notgedrungen ihre Zeit totschlagen. Ihre ganzen Wertsachen, ihr ganzes Leben, dazu gehören vielleicht noch wenige Fotos aus glücklicheren Tagen, führen sie in einem alten Rucksack oder einer Tragetasche mit sich.“ Er kann auch berichten, dass täglich ca. 600 Nichtsesshafte, „die von vielen Menschen verächtlich Penner genannt werden, zu uns kommen, um eine warme Mahlzeit zu empfangen. Wir nennen unsere Besucher Gäste.“ Diese seine Gäste kommen aus fast 100 Ländern. Leider gibt es auch innerhalb der Obdachlosen - Szene eine Hierarchie. „Auf der allerletzten Stufe stehen die aus Bulgarien stammenden Sinti und Roma.“ Seit der Grenzöffnung und dem EU – Beitritt lockt es viele Osteuropäer in die Bundeshauptstadt. Man hofft, eine Arbeit zu finden, viele Menschen jedoch scheitern in der Großstadt. Daher helfen in der Bahnhofsmission 10 hauptberufliche Mitarbeiter und rund 400 ehrenamtliche.  

Sowohl bei den hauptberuflichen als auch bei den ehrenamtlichen Helfern sind Muslime vertreten. Dieter Puhl verweist darauf: „Wir alle hier dienen in Not geratenen Menschen, egal woher sie stammen und an was oder wen sie glauben. Schließlich hat jeder Mensch, auch der ohne festen Wohnsitz, eine Würde.“ Im Speisesaal ist ein am Kreuz geschlagener Jesus zu sehen. „Das ist mein Chef. Er ist unser Gastgeber.“ Aiman Mazyek betonte: „Jesus hat im Islam einen hohen Stellenwert und gilt als Freund der Muslime. Du kannst nicht Muslim sein, ohne an den Propheten Isa oder an seine Mutter Maria zu glauben.“

Mazyek zeigte sich tief beeindruckt von den Leistungen der Bahnhofsmission und dankte den Helfern für ihr unermüdliches Tun. Die Verantwortlichen baten ihn, auf ein Buch aufmerksam zu machen. „Dieser Bitte komme ich gerne nach“, so Aiman Mazyek. „Unsichtbar – Vom Leben auf der Straße“ stammt von der Autorin Uta Keseling und dem Fotografen Reto Klar. Wohnungslose Menschen haben ihre Scheu überwunden und sich fotografieren lassen. Dabei haben sie auch berichtet, warum sie zu Obdachlosen wurden und wie sie sich ihre Zukunft ausmalen. Das Buch besteht aus 128 Seiten und kostet im Buchhandel 19,80 Euro. Sämtliche Bucheinnahmen kommen der Bahnhofsmission zu Gute. Die ISBN lautet 978-3-88132-981-1. (Volker-Taher Neef, Berlin)



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