Artikel Samstag, 12.10.2013 |  Drucken


WAS KÖNNEN DIE MUSLIMISCHEN GEMEINDEN GEGEN ISLAMFEINDLICHKEIT UND DISKRIMINIERUNG MACHEN?

Die sind Ergebnisse des World Cafés, welches im Rahmen der Veranstaltung Was können muslimischen Gemeinden gegen islamfeindliche Vorfälle und Diskriminierung machen? am 19.9. in der Ṣehitlik Moschee stattfand (siehe Bild).

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Projektes Netzwerk gegen Diskriminierung von Muslimen veranstaltet. Sie können auf der folgenden Website mehr Informationen über das Projekt Netzwerk gegen Diskriminierung von Muslimen erhalten:www.netzwerkdiskriminierung.de

Wenn Sie eine Diskriminierung aufgrund der religiösen Zugehörigkeit erfahren haben, dann können Sie dies bei uns anonym melden. Hier geht es zum Meldebogen:http://netzwerkdiskriminierung.inssan.de/Mail.php


I. Wie können muslimische Gemeinden gegen Diskriminierung von Muslimen/islamfeindliche Vorfälle aktiv werden? Welche konkreten Schritte sind nötig für die erfolgreiche Umsetzung?

 Sensibilisierung der Muslime durch die Gemeinden
 Muslimische Gemeinden sollten mehr Verantwortung im Bereich der Anti-diskriminierungsarbeit übernehmen, durch Aufklärung und Sensibilisierung der Gemeindemitglieder mit Infoveranstaltungen, Schulungen, Empowerment-Workshops oder (kreative) Projekte zum Thema; sowohl in der Freitagspredigt, als auch in den Frauen- und Jugendgruppen der Moscheen sollte Diskriminierung durch eine an die spezifische Zielgruppe angepasste Schulung thematisiert werden
 Externe Fachleute in die Gemeinden einladen, damit sie zu dem Thema referieren können
 Kommunikation innerhalb der Gemeinde und zwischen den Gemeinden ausbauen
 Verbesserung der Kommunikation und des Austausches innerhalb der Gemeinde zwischen Vorstand, Antidiskriminierungsbeauftragten und den Gemeindemitgliedern bezüglich Antidiskriminierungsarbeit; Sitzungen mit Vorständen, um die Infos und Wichtigkeit zu vermitteln
 Kommunikation zwischen den Gemeinden sollte verbessert werden, gegenseitiger Austausch der eigenen Erfahrungen wäre sinnvoll, um voneinander zu lernen und sich angesichts der gleichen Ziele zu unterstützen und somit zu stärken
 Dokumentation der Diskriminierungsfälle
 Um die Diskriminierungsfälle innerhalb einer Moscheegemeinde zu sammeln und zu strukturieren, könnte man einen extra Ordner anlegen und ins Büro stellen
 Der/Die Antidiskriminierungsbeauftragte/r sollten die Diskriminierungsfälle dokumentieren. Bei der Dokumentation ist es wichtig, dass jeder Fall schriftlich aufgenommen und ggf. fotografiert wird (Bspw. im Falle einer Schmiererei), bei Beratungsbedarf an das Netzwerk gegen Diskriminierung von Muslimen aufgrund der rechtlichen Fristen für die Voraussetzung einer Klage sofort weiterleiten
 Finanzierungsmöglichkeiten nutzen
 Langfristig sollten die Gemeinden für die Antidiskriminierungsarbeit finanzielle Mittel anschaffen, um eine professionelle und strukturierte Arbeit zu ermöglichen
 Informationen zugänglich machen
 Infomaterial über Diskriminierung in verschiedenen Sprachen und Kontaktdaten zu Beratungsstellen sollten in den Gemeinden leichter zugänglich gemacht werden; Menschen über Rechtschutz und Kostenübernahme durch andere Institutionen informieren
 Öffentlichkeitsarbeit machen
 Nach der Dokumentation ist es wichtig, dass der Diskriminierungsfall anonym intern kommuniziert wird und extern in Form einer Pressemeldung mit Einvernehmen mit dem Betroffenen verbreitet wird; vorhandene Pressekontakte nutzen. Möglich wäre auch ein Diskriminierungsfall-Newsletter, der monatlich durch den Email-Verteiler die Mitglieder informiert
 Auch sind Organisationen wie Demonstrationen, Aktionen in sozialen Medien usw. wichtig, um auf das Thema Diskriminierung aufmerksam zu machen, z.B. über Twitter #schauhin
 Neue Bündnispartner gewinnen
 Um auf politischer Ebene auf das Thema Diskriminierung aufmerksam zu machen, ist es von enormer Bedeutung, dass sich die einzelnen Gemeinden Bündnispartner aus Politik, Wissenschaft und Behörden suchen und mit diesen gute Kontakte pflegen. Mithilfe dieser Kontakte könnte vielleicht erreicht werden, dass die islamfeindlichen Übergriffe als separater Tatbestand bei den Sicherheitsbehörden und der Polizei erfasst und nicht unter rassistische Fälle aufgenommen werden.

II. Welche Forderungen gibt es an andere gesellschaftliche Akteure (Politiker, Polizei, Behörden, NGOs, Medien und Andere)?

 Anerkennung des Islam als Körperschaft
 Interkulturelle Kompetenzen in Unternehmen stärken
 Die interkulturellen Kompetenzen in Unternehmen sollten durch Weiterbildungen, Schulungen gestärkt werden. Insbesondere sollen Mitarbeiter in Ämtern und Behörden sensibilisiert werden, um präventiv gegen Diskriminierung, Vorurteile und antimuslimischer Rassismus vorzugehen
 Unternehmen sollten mehr Mitarbeiter mit einem muslimischen Hintergrund anwerben
 Bewerbungen anonymisieren
 Einschränkung der Kirchenklausel
 Die Kirchenklausel im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sollte eingeschränkt werden, damit Muslime auch Stellen bei einem christlichen Trägern besetzen dürfen, wo die Konfession nicht primär relevant ist
 Mehr Beratungsstellen für Muslime notwendig
 Muslime benötigen mehr Beratungsstellen, die auf Diskriminierung aufgrund religiöser Zugehörigkeit spezialisiert sind, damit eine professionelle und schnelle Beratung und Begleitung stattfinden kann.
 Stellen für Antidiskriminierungsbeauftragte an Schulen schaffen
 An jeder Schule sollten sogenannte Antidiskriminierungsbeauftragte tätig sein. Diese sollten unabhängig sein und bei Diskriminierungsfällen eingreifen



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