Artikel Donnerstag, 18.07.2013 |  Drucken

Neue Begabtenförderung für Muslime - Ucar: Nur Hauptschulempfehlung, dann Professor

Am 16. Juli stellte sich ein neues Studienwerk in den Räumen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin-Mitte vor.
Das Studienwerk „Avicenna“ fördert muslimische Studentinnen und Studenten sowie promovierende Akademiker. Es ist nach dem persischen Arzt und Philosophen Abu Ali al-Husain ibn Abdullah Sina (um 980-1037 benannt, dessen Name in der lateinischen Sprache mit Avicenna umgewandelt wurde.

Bundesbildungsministerin Prof. Johanna Wanka (CDU) sagte in der Pressekonferenz: „Viele muslimische Studentinnen und Studenten leisten Herausragendes in ihrem Fach und für die Gesellschaft.“ Das neue „Avicenna-Studienwerk“ werde auch deshalb vom BMBF unterstützt und gefördert, weil man hier darstellen kann „dass gerade in der Pluralität unserer Gesellschaft eine große Chance liegt. Nach der Förderung der vier Zentren für Islamische Studien in Deutschland ist das neue Studienwerk ein weiterer wichtiger integrationspolitischer Schritt dieser Bundesregierung.“

Im Wintersemester 2014/15 beginnt die Förderung. Das BMBF finanziert die vom Studienwerk vergebenen Stipendien in den nächsten 4 Jahren mit rund 7 Millionen Euro. Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten monatlich bis zu 670 Euro, Promovierende bis zu 1.050 Euro.

Ausdrücklich erwünscht ist neben überdurchschnittlichen Leistungen an der Hochschule auch ein gesellschaftliches Engagement. Prof. Wanka sagte ebenfalls: „5 % der Bevölkerung sind hierzulande Muslime. Die Tendenz ist steigend. Wir wollen mit dem neuen Studienwerk auch selbstbewusste Persönlichkeiten unterstützen, die zu Multiplikatoren werden.“

Der Vorsitzende des Avicenna-Studienwerks ist Prof. Bülent Ucar. Er leitet als Direktor das Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück.
Er sprach von „einem historischen Tag. Dieser Tag ist zugleich ein Signal der Anerkennung und der Gleichbehandlung. Ich selber weiß zu genau, von was ich rede. Ich bekam damals von meinen Lehrern eine Hauptschulempfehlung. Nun sitze ich Ihnen hier als Professor gegenüber. Ich selber weiß, wie wichtig Förderung ist.“ Die 1996 ins Handelsregister in Essen eingetragene „Stiftung Mercator“ unterstützt über einen Zeitraum von 5 Jahren mit insgesamt 1 Million Euro das neue muslimische Studienwerk.

Prof. Bernhard Lorentz, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Stiftung Mercator, betonte: „Die strukturelle Gleichbehandlung der Muslime in der Begabtenförderung ist ein wichtiges integrationspolitisches Signal und trägt dem Anliegen der Anerkennung des muslimischen Glaubens in Deutschland Rechnung.“
Er nannte den Gründungstag „einen großen und wichtigen Tag für die gesamte Wissenschaft. Viele haben lange auf den Tag gewartet, viele haben auf diesen Tag hingearbeitet.“

Einer dieser „Arbeiter“ ist Mounir Azzaoui, früher bekannt als langjähriger Pressereferent des ZMD. Als Geschäftsführer des Avicenna-Studienwerks hat er kontinuierlich seit Juli 2012 die Vereinsstruktur aufgebaut und bei den  Verhandlungen mit dem BMBF und der Stiftung Mercator mitgewirkt.

Das Gesamtergebnis aller Beteiligten lautet seit dem 16. Juli 2013: Es gibt nunmehr 13 staatlich unterstützte Begabtenförderungswerke. Eines davon ist das Avicenna-Studienwerk für muslimische Studierende. (Volker-Taher Neef, Berlin)



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