Newsinternational Freitag, 11.01.2013 |  Drucken

11 Jahre Menschenrechstverletzungen: Guantánamo

Amnesty: Obama muss Guantánamo endlich schließen - Taktische Abschreckung darf nicht über den Menschenrechten stehen

Berlin. - Elf Jahre nach der Einrichtung des Gefangenenlagers in Guantánamo sind dort immer noch 166 Männer inhaftiert. Die meisten von ihnen werden seit Jahren ohne Anklage oder Urteil festgehalten. Gegen sechs Häftlinge laufen aktuell Verfahren vor Militärkommissionen, die internationalen Standards für faire Verfahren widersprechen. Amnesty International forderte am Donnerstag in Berlin, US-Präsident Barack Obama müsse das Lager endlich schließen.

"Guantánamo ist elf Jahre nach seiner Einrichtung mehr denn je eine Schande für die USA und schadet den Menschenrechten weltweit", sagte Maja Liebing, USA-Expertin von Amnesty International in Deutschland. "Alle Gefangenen müssen einen fairen Prozess vor einem Zivilgericht bekommen oder umgehend freigelassen werden."

Obama hatte in seiner ersten Amtszeit Folter in Guantánamo verbieten und Geheimgefängnisse weltweit schließen lassen. Sein 2009 gegebenes Versprechen, auch Guantánamo aufzulösen, hielt der Friedensnobelpreisträger indes nicht. Bislang machte die Obama-Administration den Kongress dafür verantwortlich.

"Es ist inakzeptabel, wenn eine Regierungsgewalt der anderen die Schuld an Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land gibt", kritisierte Maja Liebing. "Seine Wiederwahl eröffnet Obama die Chance, sein Versprechen doch noch einzulösen."

Amnesty kritisiert zudem die massive Ausweitung von Drohneneinsätzen in den vergangenen Jahren. "Ohne parlamentarische oder sonstige unabhängige Kontrollen wird der 'Krieg gegen den Terror' in Länder wie Pakistan, Somalia und Jemen getragen. In diesen Ländern kann man völkerrechtlich nicht eindeutig von Krieg sprechen", sagte Maja Liebing. "Es handelt sich dabei also um Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren, bei denen zivile Opfer in Kauf genommen werden."



Ähnliche Artikel

» Menschenrechte: Obama hält an Guantánamo-Schließung fest
» Amnesty-Direktorin kündigt Verteidigung der Menschenrechte gegen Trump an
» "Lebendig begraben" - Guantánamo-Häftlinge hoffen bisher vergeblich auf Hilfe der EU
» Regierung Obamas wird Guantanamo nicht schließen – 10 Jahre danach
» Muslimische Frauenrechtlerin erhält Toleranzpreis

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Medienanalyse: Rassismus in Medien, Recht und Beratung
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009