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Freitag, 28.12.2012 | Drucken |
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Aufklärerische Licht der Religion - Von Aiman Mazyek
Praktisch gelebter Glaube ist mehr als private Seelentrösterei, die ohne Auswirkung auf die gelebte gesellschaftliche Realität bleibt
Die Jahrtausend alten Fragen des Menschen nach dem Ursprung, Zweck und Ziel seines Daseins, welche die Menschheit in ihrer seelisch geistigen Entwicklung vorantreiben, haben für den Menschen stets große Bedeutung.
Erst aber durch die extrem starke materialistische Prägung in der Neuzeit scheint diese Frage vernachlässigbar geworden zu sein. Der rein materiell ausgerichtete Mensch sieht keinen Bedarf eines praktischen Glaubens. Er sieht seinen Ursprung ausschließlich in dem von den Wissenschaften aufgestellten Gesetzen von der Entstehung des Lebens auf dieser Erde, glaubt nur an das, was er an fassen oder der Experiment beweisen kann und sieht deshalb-folgerichtig-Sinn und Zweck seines Daseins ausschließlich in der Bedürfnisbefriedigung seines materiellen Seins.
Aber der menschliche Geist lässt sich nicht auf Dauer unterdrücken. Er hat das oft bewiesen, zuletzt in der Zeit der Aufklärung, als er sich „seines eigenen Verstandes bediente“ und sich aus den Ketten der Bevormundung befreite. Dennoch könnte man meinen, dass er jetzt Gefahr läuft in seinem Sieges - und Freudentaumel zugleich auch seinen eigenen Verstand auf den Alltag seiner Anbetung zu heben?!
Dem islamischen Verständnis nach ist der Konflikt zwischen weltlicher und religiöser Macht fremd. (Siehe dazu auch mein Interview in der Islambeilage des Deutschen Kulturrates: Aufklärung ist der Schlüssel zur Verständigung im unteren Link). Alles materiale Sein ist aufgehoben in der göttlichen Allmacht. Daher ist alles was existiert, zu Gott gehörig, heilig; was bedeutet, dass eine profane, weltliche Macht nicht existiert.
Jeder einzelne Mensch ist Gottes eigenverantwortlicher Stellvertreter auf Erden mit allen ihm von Gott verliehenen Rechten und Pflichten. Im Idealfall ist weltliches Vernunftdenken und -Handeln immer auch religiöses Denken und Handeln.
„Wahrlich, alles Gute wird mit dem Verstand erkannt und keine Religion hat der, der keine Vernunft besitzt“(Hadith).
Es gibt also auch das aufklärerische Licht der Religionen. Wenn dies jedoch erlischt, wird der Glauben auf eine Art von privatem Seelentröster ohne Auswirkung auf die gelebte gesellschaftliche Realität reduziert.
Zum Schluss als Abrundung des Themas spricht in einem Hadith-Kudsi Gott durch den Gesandten Allahs - Frieden und Heil auf ihm - zu den Menschen folgende Sätze: "Die Geschichte von Mir und den Menschen und den Ginn (Lichtwesen, von deren Existenz der Koran oft berichtet) ist großartig (erstaunlich): Ich erschaffe und ein anderer wird angebetet. Ich gebe, und einem anderen wird gedankt. Ich sende das Gute von Mir meinen Dienern herab und ihre Bösartigkeit steigt zu Mir herauf. Ich neige Mich ihnen mit Meiner Gnade zu und bedarf ihrer nicht; und sie entfernen sich von Mir mit ihren Sünden, und sind doch auf keinen außer Mich angewiesen. (...) Die Leute, die Mir gehorsam sind, sind die Leute Meiner Liebe, und die Leute, die Mir ungehorsam sind, lasse Ich die Hoffnung auf Meine Gnade nicht aufgeben. Wenn sie bereuen, dann bin Ich ihr Geliebter und wenn sie nicht bereuen, dann bin Ich ihr Heiler. Ich prüfe sie mit Belastungen, damit Ich sie von ihren Fehlern reinige. (...) Wer von ihnen Mir mit Reue entgegenkommt, den erwarte Ich schon von weit weg, und wer sich von Mir abwendet, den rufe Ich von ganz nah: “Wo gehst du hin? Hast Du einen anderen Gott außer Mir?”
Bemerkung: Text leicht verändert und gekürzt erscheint als gesprochener Radiobeitrag im SWR in der nächsten Woche
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