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Deutsche Neonazis halfen Olympia-Attentätern
Akten des Verfassungsschutzes belegen neue Sichtweise des Olympia-Attentates von 1972 in Deutschland
Die palästinensischen Terroristen, die während der Olympischen Spiele 1972 israelische Sportler als Geiseln nahmen und ermordeten, hatten Helfer aus der deutschen Neonazi-Szene. Das geht aus Akten des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) hervor, die der Inlandsgeheimdienst auf Antrag des Spiegel freigegeben hat. Wichtigster Hinweis auf die Verbindungen war demnach ein Fernschreiben, das die Dortmunder Kriminalpolizei im Juli 1972 – rund sieben Wochen vor dem Anschlag – an das BfV geschickt habe.
Darin heißt es, dass sich Saad Walli, ein Mann "arabischen Aussehens" konspirativ mit dem deutschen Neonazi Willi Pohl getroffen habe, der gegenüber seinem damaligen Arbeitgeber mit Kontakten zum radikalen Flügel der PLO geprahlt habe. Saad Walli war ein Deckname des palästinensischen Terroristen Abu Daud, dem Drahtzieher des Olympia-Anschlags.
In den 2.000 Seiten umfassenden Unterlagen finden sich laut Spiegel keine Hinweise darauf, dass die von der Dortmunder Polizei informierten Landeskriminalämter, das Bundeskriminalamt oder der Verfassungsschutz etwas unternommen hätten, um Daud zu finden. So habe der Palästinenser in Deutschland offenbar unbehelligt den Angriff auf das Olympische Dorf vorbereiten können.
Trotz der Beweislage wurde Pohl 1974 nur wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Vier Tage nach dem Richterspruch war er wieder frei. Der Rechtsterrorist setzte sich danach sofort nach Beirut ab
Der Neonazi habe Abu Daud nicht nur einen im Fälschen von Pässen und anderen Dokumenten versierten Gefolgsmann vermittelt, sondern ihm auch anderweitig geholfen. Pohl, der heute unter anderem Namen als Krimi-Autor arbeitet und sich schon vor Jahrzehnten vom Terrorismus losgesagt hat, sei sich nahezu sicher, dass er seinerzeit unwissend in die Vorbereitung des Olympia-Attentats eingebunden war: "Ich habe Abu Daud quer durch die Bundesrepublik chauffiert, wo er sich in verschiedenen Städten mit Palästinensern getroffen hat", zitierte ihn der Spiegel.
Nach dem missglückten Versuch der Geiselbefreiung, bei dem deutsche Polizisten fünf Terroristen erschossen hatten, hätten die Palästinenser Racheaktionen geplant. Pohl sei wieder dabei gewesen. Ende Oktober 1972 wurden Pohl und ein Komplize mit Maschinenpistolen, Handgranaten und anderem Kriegsgerät in München festgenommen. In seinem Gepäck sei zudem ein Drohbrief der palästinensischen Terrorgruppe "Schwarzer September" an einen Richter gewesen, der gegen die drei Terroristen ermittelte, die das Olympia-Attentat überlebt hatten.
Trotz der Beweislage wurde Pohl 1974 nur wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt. Vier Tage nach dem Richterspruch war er aber bereits wieder frei und setzte sich nach Beirut ab. Womöglich fürchteten die Behörden, Pohl könnte ebenso frei gepresst werden wie die drei überlebenden Attentäter, die nach der Entführung einer Lufthansa-Maschine 1972 auf freien Fuß gekommen waren.
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