„Siebenundsiebzig“
Oslo: Terror-Massenmörder erklärt sich für nichtschuldig, da er meint so den Islam bekämpfen zu müssen - Höchstes Lob für Al-Kaida
In Oslo hat der Prozess gegen den Massenmörder Anders Behring Breivik begonnen. Der 33-Jährige trat am Morgen vor die Richter - und nutzte den Gerichtssaal vom ersten Moment an wie befürchtet als Bühne: Der Attentäter hob den Arm zum rechtsradikalen Gruß. Auf die Frage des Gerichts erklärte er sich für nicht schuldig.
Zunehmend beklemmend wurde es, als Staatsanwältin Inga Bejer Engh die Anklage verlas - mit zahlreichen grausamen Details. Sie nannte jedes einzelne Opfer mit Namen, Alter, genauem Ort des Angriffs und der Verletzungen. Dabei schilderte sie genau, wie und wo die Opfer von Breiviks Schüssen getroffen wurden. Nach den 77 Todesopfern verlas sie die Angaben zu den 27 Schwerverletzten. Mehr als eine Stunde benötigte sie dafür. Breivik nahm dies weitgehend regungslos hin. Er hielt den Kopf meist in Richtung Tisch gesenkt, blickte kaum einmal auf.
Die Staatsanwältin warf ihm vor, er habe sich mehrerer schwerer Straftaten schuldig gemacht. So habe er eine Terrorhandlung begangen, indem er Menschleben in großem Umfang vernichtete. Außerdem werde ihm vorsätzlicher Mord vorgeworfen. Inga Bejer Engh betonte, dass die Anklagebehörde ein Urteil für Breivik anstrebt, das ihn in eine geschlossene Psychiatrie einweist. "Der Angeklagte hat Verbrechen begangen in einem Umfang, den man in unserem Land bisher nicht kannte", so die Anklagevertreterin. Es bestehe die Gefahr der Wiederholung.
Auf die Frage der Richterin, ob er sich schuldig bekenne, sagte Breivik am Montag: "Ich erkenne die Taten an, aber nicht die Strafschuld, weil ich in Notwehr gehandelt habe." Er erkläre sich also für nicht schuldig, sagte die Richterin. Schon vor der Verhandlung hatte der 33-Jährige dies erklärt und betont, er habe Norwegen vor einer Islamisierung schützen wollen. Es wird erwartet, dass Breivik die auf zehn Wochen angesetzte Verhandlung als Plattform nutzen wird, um seine islamfeindliche Ideologie zu verbreiten. Die Verteidigung hat 29 Zeugen geladen, darunter einen muslimischen Extremisten und einen Rechtsextremisten.
2. Prozesstag: Breivik voll des Lobes für Al-Kaida
Der Selbstdarstellungsmarathon des geständigen Attentäters Anders Behring Breivik geht in die nächste Runde: Am Dienstagmittag betonte der 33-Jährige vor Gericht in Oslo, er habe viel von Al-Kaida gelernt. Das Terrornetzwerk sei "die erfolgreichste militante Organisation der Welt". Er bewundere deren Glauben an das Märtyrertum. Er selbst habe fest damit gerechnet, dass Sicherheitskräfte ihn während der Anschläge im Juli mit einer Kugel zur Strecke bringen würden. "Der 22. Juli war ein sogenannter Selbstmordanschlag. Ich habe nicht erwartet, dass ich diesen Tag überleben würde. Und immer wieder schimpft Breivik über den Islam. Er ist ganz besessen vom Hass auf diese Religion.
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