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Mittwoch, 21.09.2011 | Drucken |
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Verheerende Studie: Deutsche Schulbücher fördern kulturellen Rassismus und bedienen pauschal antimuslimische Vorurteile
Zu diesem Ergebnis kommt die erste systematische Analyse der Geschichts- und Politiklehrbücher aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und England, die das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig in dieser Woche präsentiert hat – Kritik vom ZMD
Als vormodern und außereuropäisch beschreiben viele europäische Schulbücher den Islam. Muslime erscheinen als fremdes Kollektiv, der Islam als monolithischer Block. Zu diesem Ergebnis kommt die erste systematische Analyse der Geschichts- und Politiklehrbücher aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und England, die das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig in dieser Woche präsentiert hat.
Das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung ist eine weltweit einzigartige Institution. Sie verfügt über die umfangreichste Schulbuch-Sammlung, die häufig auch ausländische Wissenschafter konsultieren. Auftraggeber der Studie war das deutsche Außenministerium.
"Es liegt uns fern, pauschale Schulbuchschelte zu betreiben", betont Institutsleiterin Simone Lässig. "Wir finden es aber wichtig, die Öffentlichkeit für eingefahrene Wahrnehmungsweisen zu sensibilisieren. Sie werden auch durch Schulbücher, oft über Generationen hinweg, unreflektiert weiter getragen." Immerhin handelt es sich bei den Inhalten der Schulbücher um staatlich approbiertes Wissen.
"Es ist erschreckend, wie viel staatlich approbiertes Wissen über den Islam mit Vorurteilen behaftet ist. Es ist jetzt dringend geboten dies zu überarbeiten und ein differenziertes Bild dem entgegen zu stellen, am besten macht man das mit den Muslimen zusammen und nicht über ihre Köpfe hinweg“ Eva-Maria El-Shabassy, ZMD-Pädagogik-Beauftragte
Viel Unwissen und Fehler über den Islam
Viele Schulbücher unterscheiden nicht die verschiedenen Ausprägungen des Islam, etwa in Bosnien, der Türkei, der arabischen Welt oder Indonesien. Neuere Schulbuchdarstellungen würdigen zivilisatorische Beiträge des arabisch-islamischen Mittelalters, doch eine grundsätzlich polarisierende Auffassung bleibt aufrecht. Die Bücher suggerieren, muslimisch geprägte Gesellschaften verharrten seit dieser Blütezeit in kulturellem Stillstand. Obwohl die Mehrheit der Muslime außerhalb des Nahen Ostens und Nordafrikas lebt, werde der Islam meistens mit diesen beiden Regionen gleichgesetzt.
Eva-Maria El-Shabassy, die Beauftragte des Zentralrates der Muslime in Deutschland für Pädagogik und Islamunterricht kommentierte dies so: "Es ist erschreckend, wie viel staatlich approbiertes Wissen über den Islam mit Vorurteilen behaftet ist. Es ist jetzt dringend geboten dies zu überarbeiten und ein differenziertes Bild dem entgegen zu stellen, am besten macht man das mit den Muslimen zusammen und nicht über ihre Köpfe hinweg“. Siehe dazu auch zwei profunde Artikel des Politologen und Islamwissenschaftler Dr. Mohammed Khallouk in den unteren Links.
Eine Revision der Lehrinhalte zu Migration forderte auch Studienautorin Susanne Kröhnert-Othman: "Hier sollte vermieden werden, Muslime als Sondergruppe außereuropäischer Zuwanderer zu präsentieren, deren mitgebrachte Traditionen per se eine Integration in europäische Einwanderungsgesellschaften verhindern." Weiteres empfiehlt die Studie, ein differenzierteres Bild des Islams zu zeichnen, das die unterschiedlichen Denk- und Reformströmungen und die kulturelle Vielfalt betont.
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