ZMD: Schutz von Moscheen anstatt vage Terrorwarnungen instrumentalisieren
Innerhalb eines halben Jahres vier Anschläge auf die Berliner Sehitlik-Moschee - Mazyek: "Terroristen werden durch kluge Fahndungstaktik gefasst und nicht durch emotional aufgeladene Terrorwarnungen und Instrumentalisierungen von Bombenattrappen" - BKA: keine Terror-Hysterie
Zentralratsvorsitzender Aiman Mazyek forderte einen besseren Schutz islamischer Gotteshäuser: «Es vergeht keine Woche, ohne dass ein Übergriff auf eine Moschee oder einen muslimischen Bürger stattfindet. Die gegenwärtige Terrorhysterie verschärft dieses Klima und führt zur Entsolidarisierung gegenüber Muslimen und stärkt die Menschen, die Anschläge und Übergriffe auf sie planen.» Auf die Sehitlik-Moschee, die größte Berlins, seien innerhalb eines halben Jahres vier Anschläge verübt worden, zuletzt am Freitag.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat ebenfalls den jüngsten Brandanschlag auf die Sehitlik-Moschee in Berlin-Neukölln scharf verurteilt. In einer Erklärung der Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch heißt es, sollte es sich um einen politisch motivierten Anschlag gehandelt haben, wäre das ein weiteres alarmierendes Zeichen für ein Erstarken rechtsradikalen Gedankenguts in Deutschland.
Mazyek kritisierte in dem Zusammenhang auch die Wortwahl des Berliner Innensenators Ehrhart Körting. Der SPD-Politiker hatte in einem Interview erklärt, Berliner sollten seltsam aussehende oder arabisch sprechende Nachbarn den Behörden melden. «Muslime haben Angst im eigenen Land. Und das weiß der Innensenator nur zu genau. Er möge sich verstärkt um den Schutz muslimischer Gotteshäuser kümmern und bitte weniger solche unüberlegten Sätze in die Welt setzen.»
Weiter sagte Mazyek in einem am heutigen Tag (Samstag) veröffentlichten dpa-Interview, dass der Zentralrat erneut einen Generalverdacht gegen Menschen islamischen Glaubens befürchtet. «Seit Jahren hören wir vage Terrorwarnungen, die Furcht und Angst verbreiten». «Die Muslime haben doppelt Angst: Weil sie selbst Opfer eines Anschlags werden können - und weil so ein Generalverdacht entsteht.»
Mazyek kritisierte weiter: «Terroristen werden durch kluge Fahndungstaktik gefasst und nicht durch emotional aufgeladene Terrorwarnungen und Instrumentalisierungen von Bombenattrappen.»
Auch das Bundeskriminalamt (BKA) hat nach den Berichten über einen angeblich geplanten Terroranschlag auf den Reichstag vor Panik und Hysterie gewarnt. Für beides bestehe kein Anlass, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke am Samstag in Hamburg. "Es gibt auch keinen Grund, irgendeine öffentliche Veranstaltung abzusagen." Das Bundeskriminalamt habe keine Informationen über konkrete Anschlagsziele islamistischer Terroristen in Deutschland. "Es gibt keine Hinweise auf bestimmte Orte, Personen oder Zeitpunkte."
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