Newsinternational Montag, 17.05.2010 |  Drucken

Türkei und Brasilien schaffen Durchbruch in den Atomgesprächen mit Iran

Die Bundesregierung reagierte noch zurückhaltend

Nach monatelangem Tauziehen hat der Iran im Streit über sein Atomprogramm offenbar eingelenkt. Brasilien und die Türkei erreichten am Montag mit der Regierung in Teheran einen Kompromiss zum Austausch von Uran für einen Forschungsreaktor. Demnach bringt der Iran schwach angereichertes Uran in die Türkei und erhält im Gegenzug Brennstäbe für den Atomreaktor.

Der Kompromissvorschlag wurde vom brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und dem türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad ausgehandelt und von den Außenministern der drei Länder unterzeichnet. „Es besteht kein Bedarf für weitere UN-Sanktionen“, wurde der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu im türkischen Fernsehen zitiert. Der Iran habe mit der Vereinbarung seine Bereitschaft gezeigt, einen konstruktiven Weg zu beschreiten.

Laut Abkommen sollen 1.200 Kilogramm schwachangereichertes Uran innerhalb eines Monats aus dem Iran in die Türkei gebracht und dort unter internationaler Aufsicht aufbewahrt werden. Falls der Iran die Brennstäbe für einen medizinischen Forschungsreaktor in Teheran nicht innerhalb eines Jahres erhält, ist die Türkei verpflichtet, das Uran „sofort und bedingungslos“ an den Iran zurückzugeben, sagte der iranische Außenminister Manutschehr Mottaki. Die Brennstäbe werden in Frankreich hergestellt.

Die Bundesregierung reagierte zurückhaltend auf die Bereitschaft Teherans zum Austausch von Uran für seine Forschungsreaktoren. Es bleibe nach wie vor wichtig, dass zwischen dem Iran und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) eine Vereinbarung abgeschlossen werde, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegmans in Berlin. „Das kann nicht ersetzt werden durch ein Abkommen mit Drittstaaten.“ Der springende Punkt bleibt aus Sicht der Bundesregierung die Frage der Anreicherung nuklearen Materials im Land selbst.

Davon sollte aber die gesamte Problematik nicht abhängen – immerhin handelt es sich bei der Intervention der Türkei und Brasilien um den ernsthaftesten Versuch einen womöglich schrecklichen Krieg im mittleren Osten zu verhindern. Da sollte die Bundesregierung nicht so unverhältnismäßig kleinlich reagieren.



Ähnliche Artikel

» Erdogan sieht Gefahr eines Auseinanderbrechens der islamischen Welt
» Türkisch-islamisches Religionsamt wie Vatikan
» Türkei stimmt für mehr Demokratie
» Olympia nach Istanbul
» Der Islam Eurasiens

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Medienanalyse: Rassismus in Medien, Recht und Beratung
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009