Newsnational Dienstag, 02.02.2010 |  Drucken

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Existentielle Fußnote

Dass von deutschen Moscheen keine Anschläge ausgehen ist nun durch Düsseldorf höchstrichterlich aktenkundig – Leben unter Terrorverdacht

Düsseldorf - Ein scheinbares Nebenthema, aber bei genauerem Hinschauen (wer macht das beim Thema Islam eigentlich heute noch) eine durchaus existentielle Fußnote für die deutschen Muslime. Im Sauerland-Prozess gegen vier mutmaßliche „Islamisten“ hat das Oberlandesgericht Düsseldorf einen bestimmten Anklagepunkt fallen gelassen. Der Vorwurf der Mitgliedschaft in einer inländischen Terrorvereinigung werde nicht weiterverfolgt, beschloss der Strafsenat letzten Mittwoch und die Bundesanwaltschaft hatte daraufhin der Teil-Einstellung zugestimmt.

Zwar werde die Einstellung, so die Ansicht der Bundesanwaltschaft, am Strafmaß kaum etwas ändern, aber die Erkenntnis, dass „keine“ inländische Terrororganisation in Verbindung mit der Sauerland-Gruppe steht hat doch für die Muslime hierzulande hohe Bedeutung und ist vor folgendem Hintergrund überaus wichtig.

Seit Jahren „beten“ ihre Vertreter diese Erkenntnis rauf und runter, wonach ihnen keine inländische Terrorzelle bekannt ist bzw. diese mit der Gemeinschaft in Verbindung zu bringen ist. Obgleich diese Erkenntnis stets verifizierbar war, blieb stets ein Restzweifel übrig, was zur Folge hatte, dass die die Institutionen , die sich gegen die Fanatisierung ihrer Religion stemmten, nicht selten auch noch in der Öffentlichkeit marginalisiert wurden.Dass von deutschen Moscheen keine Anschläge ausgehen ist nun durch Düsseldorf höchstrichterlich aktenkundig geworden.

Trotz Aufklärung in Wort und Tat und unzähliger Stellungnahmen namhafter islamischer Organisationen und Moscheen suggeriert dennoch ein beachtlicher Teil der Berichterstattung über die Muslime unverhohlen einen Zusammenhang zwischen Terror und Islam. Manch seriöse Zeitung versteigt sich sogar in den semantisch wie inhaltlichen Widerspruch und schreibt von „islamischen Terroristen“. (anstatt von muslimischen zu reden, wenn man schon unbedingt das Wort Islam in einem Atemzug mit Terror genannt haben will).

Noch ne´ Fußnote gefällig?

Anderthalb Jahre nach der Verhaftung zweier Terrorverdächtiger auf dem Köln/Bonner-Flughafen hat die Bonner Staatsanwaltschaft nach Informationen des Magazins «Focus» die Ermittlungen eingestellt, wegen Mangel an Beweisen.
Der nordrhein-westfälische Innenminister Ingo Wolf (FDP) hatte den Zugriff als erfolgreichen Schlag gegen die Terror-Szene bezeichnet. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes hatte gesagt, die beiden Männer hätten «Abschiedsbriefe» hinterlassen.

Was es bedeutet, wenn die Muslime ständig mit dem Terrorismusverdacht leben müssen am Beispiel von Tarek Ramadan

Nach sechs Jahren Visumverbot kann nun endlich der Schweizer Islamwissenschaftler Tarek Ramadan wieder in die Vereinigten Staaten einreisen. Er sei über die Aufhebung des Visa-Banns sehr erleichtert, sagte Ramadan in einem Interview. Damit ist er auch vom Verdacht befreit, dem Terrorismus nahe zu stehen.
Sechs Jahre lang musste Bruder Tarik unter dem Makel des Terroristen – zumindest in den Staaten – leiden und leben. Hat einer gefragt, wie das so ist, unter vorgehaltener Hand als verkappter Terrorist gehandelt zu werden?
Nun hat Außenministerin Hillary Clinton entschieden, ihn einreisen zu lassen. Gut so und folgerichtig ist dies. Ramadan kann sich - sechs Jahre verspätet – bei der nächsten Amerika-Reise in die akademischen Debatte direkt einbringen. Es gibt nicht wenige, die genau dies zu verhindern trachteten – am Ende erfolglos.



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