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Sonntag, 31.01.2010 | Drucken |
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Deutsche Unis sollen mit der muslimischen Religionsgemeinschaft Imame ausbilden
Wissenschaftsrat entfacht eine Diskussion und fordert eigentlich Selbstverständliches - Bundesbildungsministerin Annette Schavan und Integrationsminister Armin Laschet begrüßen den Vorstoß ebenso wie der Verbände im KRM
Mit Blick auf die über vier Millionen Muslime in der Bundesrepublik fordern seit Jahren die muslimischen Religionsgemeinschaften, dass zusammen mit Universitäten Imame und Religionslehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden müssen (siehe auch Kommentar von Mounir Azzaoui im unteren link).
Auch der Wissenschaftsrat hat nun erstmals die Ausbildung von Imamen und islamischen Gelehrten an deutschen Universitäten befürwortet. Dafür sollen zunächst an zwei bis drei Hochschulen Zentren für islamisch-theologische Forschung aufgebaut werden, heißt es in der Empfehlung des Wissenschaftsrats „zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen“. Die Stellungnahme, über die eine Expertengruppe des Rates zwei Jahre lang beriet, soll am Montag in Berlin präsentiert werden.
In dem über 150 Seiten umfassenden Bericht fordert der Wissenschaftsrat, Islamstudien und -forschung sowie die „fundierte Ausbildung von Religionsgelehrten“ an staatlichen Hochschulen vorzunehmen — und nicht Privat-Einrichtungen zu überlassen. „Um die dazu erforderliche Zusammenarbeit zwischen Staat und muslimischer Glaubensgemeinschaft - der Koordinierungsrat der Muslimen wird hier eigens erwähnt (ein Zusammenschluss von DITIB, ZMD, Islamrat und VIK) - auf eine verlässliche Grundlage zu stellen, schlägt der Wissenschaftsrat vor, an den entsprechende Studiengänge anbietenden Hochschulen theologisch kompetente Beiräte für Islamische Studien einzurichten.“
Letzteres ist Selbstverständliches, zumindest auf der Grundlage des Grundgesetzes. Die muslimischen Verbände müssten genauso über die Inhalte der Studiengänge und die Berufung von Professoren mitentscheiden können wie die Kirchen in der christlichen Theologie, betonte Bekir Alboga, derzeitiger Sprecher des Koordinationsrates der Muslime.
Die Empfehlung des Wissenschaftsrates sei also jener „pragmatische Weg, zu dem es keine Alternative gibt und den die muslimischen Verbände seit Jahren favorisieren“, sagte der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, dem Tagesspiegel. Auch Ali Kizilkaya vom Islamrat sagte der „Süddeutschen Zeitung“, seine Organisation habe großes Interesse an Imamen, die in Deutschland ausgebildet wurden. Lediglich die türkisch-islamische Ditib schränkte ihre Zustimmung dahingehend ein, dass man zwar das Ganze begrüße, aber zur Zeit keinen Bedarf für die Imamausbildung sieht, da Imame von der türkischen Religionsbehörde aus der Türkei entsendet werden.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) begrüßte die Forderungen des Wissenschaftsrates. Sie werde interessierte Universitäten bei der Umsetzung unterstützen. „Die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Deutschland, die islamischen Glaubens sind, ist hoch und sie nimmt weiter zu“, betonte Schavan. „Deshalb ist die Ausbildung von islamischen Religionslehrern und von Islamwissenschaftlern wichtig. Sie gehört für mich zu einer überzeugenden Integrationspolitik in modernen Gesellschaften.“
Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) fordert, dass die Vorschläge des Wissenschaftsrats zur Etablierung islamischer Theologie an den deutschen Hochschulen „bald umgesetzt“ werden. „Wir brauchen mehr Imame, die unserer Gesellschaft entstammen und an deutschen Universitäten ausgebildet werden“, sagte Laschet dem in Berlin erscheinenden „Tagesspiegel“ (Montagausgabe). Wer für wenige Jahre aus der Türkei einreise und die deutsche Gesellschaft nicht kenne, passe „nicht mehr in die Zeit einer modernen Integrationspolitik“.
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