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Montag, 15.06.2009 | Drucken |
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Facebook wirft Hassprediger gegen Islam raus - Beispiel kann Schule machen
Weltgrößtes Portal zuvor unter Kritik geraten – Dennoch werden Weblogs laut Untersuchung überschätzt
Die Betreiber des Netzwerks Facebook haben eine politisch motivierte Hassgruppe von den eigenen Seiten entfernt. So wurde eine australische Uservereinigung gesperrt, die sich offensiv gegen Muslime richtete. Dem Portal zufolge hat die Gruppe "I Hate Muslims in Oz" ("Ich hasse Muslime in Australien") Inhalte mit einer "ausdrücklichen Botschaft des Hasses" verbreitet. Zuvor war das Portal in massive Kritik geraten, weil es Behauptungen, der Holocaust habe niemals stattgefunden, per se nicht als Hass erachtet hatte. Über den bestmöglichen Umgang mit Hetzgruppen in Social Networks besteht nach wie vor weitgehend Uneinigkeit. Einigkeit besteht darin, dass beide Ansätze, also Hass und Islamfeindlichkeit gegen Muslime und die Holocaustleugnung dasselbe Geistes Kind sind: Beide versuchen des Rassismus gegen eine bestimmte Gruppe salongfähig zu machen.
Facebook ergreift nun gegen die Anti-Muslim-Gruppe eigenen Angaben zufolge "die gleiche Maßnahme" wie im Fall der gesperrten Holocaust-Leugner.
Der Extremismus-Experte und Forscher des Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung Dr. Widmann sagte gegenüber islam.de vor einiger Zeit dazu: „Im Internet machen Anbieter antimuslimischer Hass-Seiten, wie „Politically Incorrect“, „Akte Islam“ oder „Die grüne Pest“, den Kampf gegen eine vermeintliche Islamisierung Europas zu ihrem Geschäft.“
Und weiter: „Die islamfeindliche Propaganda wurzelt tiefer. Sie radikalisiert die populistische und extremistische Rhetorik der achtziger und neunziger Jahre gegen eine befürchtete Überfremdung“
"Es kann und darf überhaupt keine Frage sein, dass Propaganda auf einer hauptsächlich von jungen Menschen genutzten Plattform unterbunden werden muss. Facebook hat mit der Sperre recht", meint auch Rainer Gries, Propagandaexperte an der Universität Wien, im Gespräch mit pressetext. Dem Experten zufolge besteht im Internet keine andere Möglichkeit als die Sperre. Die Anzahl an Gruppen, die Hassnachrichten online verbreiten, nehme zu.
Diese nutzen soziale Netzwerke zu ihren Zwecken und betreiben Propaganda auf subversive Art und Weise. Ihre Nachrichten könnten vom Nutzer nur schwer relativiert und gegengecheckt werden, wodurch sie auf der Suche nach Wahrheitsgehalt "in einer Sackgasse" landen würden. "Gegenüber klassischen Medien wie dem Fernsehen oder dem Radio sind die User im Internet einer höheren Gefahr ausgesetzt, Opfer solcher Nachrichten zu werden", erklärt Gries.
Hassgruppen, die sich gegen fremde Kulturen oder ethnische Minderheiten wenden, verzeichnen unterdessen einen wachsenden Zustrom von Nutzern und treten jene Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit mit Füßen, die ihnen zur Verbreitung ihrer Botschaften eingeräumt wird.
Weblogs werden überschätzt
Die allermeisten Weblogs entpuppen sich nach kürzester Zeit als Internetleichen. Die so genannte Blogosphäre besteht laut Technorati - einer Suchmaschine für Blogs - zu 95 Prozent aus brachliegenden Seiten. Viele anfänglich engagierte und hoch motivierte Nutzer verlieren schnell die Lust am Schreiben, haben keine Zeit mehr oder bleiben mit ihren Blogs schlichtweg unbeachtet und erhalten keinen einzigen Kommentar auf ihre Online-Postings.
Laut Technorati wurden nur 7,4 Mio. von 133 Mio. verfolgten Blogs innerhalb der vergangenen 120 Tage aktualisiert. Die Zahl der Weblogs, die tatsächlich hohen Traffic erzielen, liegt sogar noch weit darunter.
Wenn die Weblogs nicht deshalb "sterben", weil das Leserinteresse derart schwach ist, so fallen sie in der Regel dem knappen Zeitkontingent ihrer Betreiber zum Opfer. Immer mehr Blogger geben ihre Seiten auch deshalb auf, weil sie zu aktuelleren Webphänomenen wie Facebook oder Twitter wechseln. Trotzdem sind Blogs grundsätzlich nicht mehr aus dem Internetalltag wegzudenken.
"Es sind wahrscheinlich 50.000 bis 100.000 Blogs, die den Hauptanteil an Page Views generieren", sagt Technorati-Chef Richard Jalichandra. Es gebe den Witz in der Blogger-Community, dass "die meisten Blogs ein Publikum von einem Nutzer haben".
(Quelle:www.pressetext.de und eigener Bericht)
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