Newsinternational Dienstag, 09.12.2008 |  Drucken

Gräberschändung am Opferfest der Muslime

Präsident Nicolas Sarkozy: "Diese Tat zeugt von Rassismus der unzumutbarsten Art"

Die Schändung von über hundert muslimischen Gräbern auf einem Soldatenfriedhof hat in Frankreich für Empörung gesorgt. 148 Grabstätten auf dem Friedhof Notre-Dame-de-Lorette nahe der nordfranzösischen Stadt Arras seien in der Nacht zum Sonntag geschändet worden, sagte der zuständige Staatsanwalt Jean-Pierre Valensi. Die Schmierereien richteten sich demnach eindeutig gegen den Islam und beleidigten die französische Justizministerin Rachida Dati, die nordafrikanische Wurzeln hat. An einem der Gräber sei sogar ein Schweinekopf aufgehängt worden. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy verurteilte die Tat auf das Schärfste.
„Diese Tat zeugt von Rassismus der unzumutbarsten Art“, erklärte Sarkozy in Paris. Er teile den Schmerz der muslimischen Gemeinschaft über das „schmutzige“ Verbrechen. Sarkozy forderte eine schnelle Untersuchung, damit die Täter „die Strafe erhalten, die sie verdienen“. Auch Premierminister Francois Fillon und Innenministerin Michèle Alliot-Marie drückten ihre Empörung aus. Dati, die in den Schmierereien diffamiert wurde, verurteilte die „hasserfüllte Tat“. Es handele sich nicht nur um ein rassistisches Verbrechen, sondern um „einen Angriff auf die Werte der Republik und eine Beleidigung für alle Franzosen“, erklärte die Justizministerin.

Am Sonntagmorgen sicherten etwa einhundert Polizisten den Soldatenfriedhof ab. Der Öffentlichkeit und den Medien war der Zugang nicht gestattet, nur Vertreter der französischen Muslime durften den Tatort besichtigen. „Es ist eine Schande, so etwas zu sehen“, sagte der regionale Vorsitzende des Französischen Islamrates, Bahssine Saaidi. „Wenn es keinen Respekt mehr gibt, ist das die Katastrophe.“ Saaidi rief zur Zusammenarbeit auf, um das „Problem des Rassismus“ zu stoppen.

Auch bei den freiwilligen Ehrenwachen auf dem Friedhof löste die Tat Entsetzen aus. „Das ist grauenhaft, das ist etwas, was wir uns nicht vorstellen konnten“, sagte der 54-jährige Jean-Paul Doué, einer der 3800 Wächter. Im muslimischen Teil des 1925 eingeweihten Friedhofs liegen 576 Gräber, die zur heiligen Stadt Mekka ausgerichtet sind.

Wegen Grabschändungen auf dem gleichen Friedhof waren im vergangenen Jahr zwei Skinheads zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Sie hatten mit einem weiteren Täter 52 muslimische Grabstätten mit Haken- und Keltenkreuzen sowie Parolen wie „Heil Hitler“ und „Skinhead is not dead“ besprüht.



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