Newsnational Montag, 01.09.2008 |  Drucken

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Ramadan und Schule – ein Widerspruch? Bericht der Lehrerin Maryam Brigitte Weiß

ZMD-Studie: Religiöse Grundlagen des Fastens, pädagogische, rechtliche Aspekte und Lösungsansätze für den schulischen Alltag

Dieser Monat September deckt sich fast vollständig mit dem islamischen Fastenmonat Ramadan. Das Fasten stellt für gläubige Muslime eine der verbindlichen fünf Säulen des Islams dar und ist daher verbindlich für jeden Muslim ab der Pubertät.

In der letzten Zeit häuften sich die Anfragen bezüglich fastender Schüler und Schülerinnen. Es gab auch Elternbriefe, die von den Schulleitungen an die muslimischen Schüler verteilt wurden, in denen die Eltern aufgefordert wurden, ihre Kinder nicht fasten zu lassen, weil diese zu aggressiv dadurch würden. In den letzten Wochen gab es dazu auch Horrorberichte in Zeitungen und Zeitschriften, wo von „fundamentalistischen“ Eltern die Rede war, die Kleinkinder (!) zum Fasten zwingen und damit deren Leben gefährden würden. Aktuell sind es die Aussagen von einer Berliner Jugendrichterin, die in einem Boulevardblatt zitiert wird: „Sollte das Fasten von Schulkindern unter Aufsicht von Lehrern körperliche Folgen haben, werde ich sofort Anzeige wegen Körperverletzung im Amt erstatten“ und „Aufgabe unserer Lehrer ist es, die Pausen- und Essenszeiten der Kinder einzuhalten, nicht einem bewusst herbeigeführten körperlichen Verfall zuzusehen.“ Ergänzt wurden diese Aussagen dann weiter von einem Bildungsexperten einer deutschen Partei, der davon sprach, dass (fastende) Schüler im Unterricht ohnmächtig zusammenbrechen würden.
Durch solche Aussagen werden Fakten verdreht, bewusst oder unbewusst. Jedenfalls ist faktisch kein Schüler/keine Schülerin bekannt, der/die ohnmächtig zusammenbrach, weil er/sie fastete. Dafür gibt es viele bekannte Fälle, wo sich Schüler/Schülerinnen wegen exzessivem Alkoholgenusses im Rahmen des Unterrichts übergeben haben.

Deshalb habe ich dazu als Hauptschullehrerin für den Interkulturellen Rat in Deutschland e.V. im Rahmen des bundesweiten Clearingprojekts „Zusammenleben mit Muslimen“ eine Stellungnahme abgegeben (siehe Anhang).
In dieser Stellungnahme werden ausführlich die religiösen Grundlagen des Fastens erklärt, auf die pädagogischen Aspekte eingegangen, die rechtlichen Aspekte dargestellt und Lösungsansätze für den schulischen Alltag angeboten.

Bei Verständnisschwierigkeiten zwischen muslimischen Eltern bzw. muslimischer Schüler und Schülerinnen und den Schulen bezüglich des Fastens möchten wir darauf hinweisen, dass zunächst immer ein klärendes Gespräch ohne Vorurteile, bedingt durch falsche Medieninformationen, geführt werden sollte. Wichtig ist bei jedem Gespräch, dass dieses fachlich qualifiziert, sachlich und unemotional und im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung geführt wird. Dazu gehört eine sensible Wahrnehmung des Anderen, indem man sich immer wieder fragen muss: Warum stört mich die Verhaltensweise des Gegenübers? Was ärgert mich daran genau? Wie definiert mein Gegenüber seine eigene Haltung? Nehme ich dessen Definition wahr? Habe ich überhaupt danach gefragt? Stülpe ich ihm meine eigene Wertung über? usw.
Gerne sind wir als Organisation auch bereit, bei den Gesprächen Unterstützung anzubieten.

Zur Autorin; Maryam Brigitte Weiß ist Frauenbeauftragte des ZMD und seine stellvertretende Vorsitzende. Sie arbeitet als Lehrerin in einer Hauptschule




Lesen Sie dazu auch:
Fastende Jugendliche im Schulalltag: Stellungnahme für den Interkulturellen Rat in Deutschland e.V. im Rahmen des bundesweiten Clearingprojekts „Zusammenleben mit Muslimen“

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