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Montag, 02.06.2008 | Drucken |
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„Ein Dorn im Auge“ - Radio Multikulti (RBB) steht für die Kernaufgabe des öffentlich- rechtlichen Rundfunks – deshalb muss es sterben
Grüne und FDP machen im islam.de-Gespräch dagegen mobil. Steht der Sender weil Migranten und Muslime keine Lobby in diesem Land haben vor dem Aus?
Die Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) trägt den Namen Reim. Keinen Reim kann man sich auf ihre Entscheidung machen, den in über dem Sendegebiet hinaus beliebten Radiosender „Radio Multikulti“ einzustellen. Wenn schon, denn schon dachte sich wohl Frau Intendantin Reim und gab auch bekannt, dass die RBB- Sendung „Polylux“ eingestellt werde. Die erste Intendantin in der Geschichte der ARD wirft Tita von Hardenberg, die erfolgreiche „Polylux-Moderatorin“ raus. So hatten sich das die Befürworter einer Intendantin sicherlich nicht vorgestellt.
Während die Macher von „Polylux“ sich nach anderen Sendern, auch außerhalb der ARD, umschauen und wohl gute Chancen haben, sieht es für Radio Multikulti düster aus. Migranten, ausländische Studenten und etliche Deutsche gehören zu den Stammhörern. Ob Polnisch, Türkisch, Arabisch, Kurdisch, alles war vertreten. Bis auf Grönländisch. Jede Gruppe wusste, wann sie am Dampfradio News aus der Heimat, dem Land ihrer Vorfahren oder Mitteilungen deutscher Ämter in ihrer Sprache hören konnten. Etliche Moderatoren hatten sich Kultstatus erworben. Unvergessen, wo nach einer Freitagspredigt junge Menschen gleich hinter der Moscheetür auf einen Moderator zukamen und im mitteilten, was er den bei seiner nächsten Sendung noch berichten könnte. Auch Autogrammkarten waren begehrt.
Die Parteienvertreter sehen in den Schließungsabsichten des RBB den Beginn eines journalistischen Offenbarungseides. Claudia Roth, Bundesvorsitzende von BÜNDNISS 90/DIE GRÜNEN, sagte: "Die Schließungspläne für Radio Multikulti sind nicht zuletzt auch ein Schlag für die ältere Migrantengeneration, die in unserer Gesellschaft immer weiter abgehängt wird." Sie fuhr weiter, Innenminister Schönbohm (CDU) aus Brandenburg habe erklärt, ihm sei Radio Multikulti ein Dorn im Auge gewesen. Claudia Roth sprach von einem offensichtlichen "Druck der Realitätsverweigerer vom Schlage eines Jörg Schönbohm."
Im Deutschen Bundestag sprach islam.de Josef Winkler, Sprecher für Migrationspolitik von BÜNDNISS 90/DIE GRÜNEN, auf die Schließung des Senders an. Der Bundestagsabgeordnete Winkler hält die Idee des RBB "für absurd. Gerade eine Stadt wie Berlin braucht so ein Programm." Auch betonte er, dass Programm sei doch von der Zielgruppe hervorragend angenommen worden. "Hier ist eine Lücke entstanden, die nicht dadurch gefüllt wird, dass der Westdeutsche Rundfunk (WDR) aus dem fernen Köln oder ein anderer Sender" die Aufgaben in Berlin übernähmen.
Der Berliner FDP-Politiker Mirco Dragowski, Mitglied des Abgeordnetenhauses, erklärte gegenüber islam.de: "Ich bin für den Erhalt von Radio Multikulti." Eine Schließung leuchte ihm nicht ein. "Ich kann die Begründung des RBB, die angeblich geringe Hörerschaft, nur schwer nachvollziehen. Bei der Media-Analyse Radio, von der die Zahlen stammen, werden nicht deutsche Rundfunkteilnehmer nicht berücksichtigt." Er empfahl, der RBB möge doch mal nachschauen, "ob es zu viele Programme gibt, die ein den privaten Anbietern ähnliches Programm anbieten." Dort solle man dann sparen. Sein Parteikollege Hans-Joachim Otto aus dem Bundestag, Medienexperte der FDP-Bundestagsfraktion, wies auf folgendes hin: "Eine Kernaufgabe des öffentlich- rechtlichen Rundfunks ist es, einen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration zu leisten. Einen solchen Beitrag leistet zum Beispiel Radio Multikulti."
Grüne und Liberale fordern Frau Reim auf, den Sender aufrecht zu erhalten. Ein Sprichwort lautet: "Wer nicht hören will, muss fühlen." Dann müssen auf Geheiß der RBB- Intendantin jetzt die Radio Multikulti Hörer fühlen, dass sie im öffentlich–rechtlichen ARD-Leben unerwünscht sind. Ihre GEZ-Gebühren sind weiterhin willkommen.
Der frühere Tagesschausprecher Lothat Dombrowski wechselte einst vom Norddeutschen Rundfunk (NDR), der Tagesschau, zum Radioprogramm des WDR und wurde Chefsprecher. Er habe den Schritt vom Fernsehen zum Radio nie bereut, wusste Dombrowski zu berichten, denn "Radio geht ins Ohr, Fernsehen ins Auge." Aber Frau Reim macht sich darauf keinen Reim und zieht der Radio Mulikulti Fangemeinde höchstens das Fell über die Ohren. (V.T.N.)
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