Euro-islam Freitag, 10.01.2003 |  Drucken

Euro-islam



Dag Naundorf: Haben Sie eine Heimat Hr. Abdurrahman? schrieb:



mit Erstaunen musste ich die Ausführungen des Abdurrahman auf der Seite `Euro-Islam` zur Kenntnis nehmen.
Herr Abdurrahman versteht es vorzüglich die Vorurteile radikal-islamistischer Kreise in Worte zu fassen. Genau diese von ihm geäußerten Ansichten nämlich sind es, welche die Taliban Afghanistans, die Anhänger eines sog. `Kalifen von Köln` und andere religiöse Fanatiker vertreten.

Diese Ansichten in ihrer offenkundigen Radikalität, in ihrer Intoleranz und offen zu tage tretenden Apologie der Gewalt provozieren notwendigerweise eine angemessene Gegenreaktionen.

Wenn Abdurrahman schreibt, ihm falle, wenn er Europa höre, als erstes das ein was euch (vermutlich den Europäern) einfällt, wenn diese vom Islam hören, meint er gegenseitiges Misstrauen heraufbeschwören zu können.
Was konkret Europäern zum Thema Islam einfällt, deutet er nicht an.
Vielmehr übersieht er, dass Europäer zu sein und gleichzeitig Muslim zu sein keineswegs Gegensätze sind.

Sodann wird von Abdurrahman in einem verzweifelten Versuch der Verteidigung eigener Identität gegengerechnet. Osmanisches Reich hier, Europa dort. Die guten und lauteren hier, die bösen und verwerflichen dort.
Man glaubt sich in alten Kindergartenspielen, verehrter Herr Abdurrahman.
Mit verlaub, das osmanische Reich und das Kalifat sind Geschichte, Gegenwart ist die Atatürk-Türkei, dessen Staatsangehörigkeit sie tragen. Im übrigen war der Höhepunkt des Osmanischen Reiches bereits im 17. Jahrhundert überschritten, hiernach war die territoriale Herrschaft über Teile Nordafrikas, Arabiens und Europas stark rückläufig. Die Osmanen hinterließen 1919 ein wirtschaftlich und sozial unterentwickeltes, rückständiges Rumpfgebiet, nämlich die Anatolien-Türkei. Es zählt zu den herausragenden Leistungen Mustafa Kemal Atatürks (einen Mann, dem sie vermutlich höchste Verachtung zukommen lassen), die Modernisierung der Türkei betrieben zu haben. Modernisierung heißt mit den Worten Atatürks die Anbindung des Landes an den Westen. Der Westen ist Europa. Warum
meinen Sie, verehrter Herr Abdurrahman, ist die Türkei bestrebt die Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union - und dies seit 1961 - zu verwirklichen?

Herr Abdurrahman, ich finde es offen gesagt verwunderlich, dass sie in Deutschland, unserem Vaterland, ihr Zuhause haben. Welch psychische Belastung muss es für sie bedeuten, hier zu leben, hier zu arbeiten, ihre Lebenszeit hier zu verbringen. Haben sie eine Heimat? Ist ihre Heimat das Osmanische Reich? Entschuldigen Sie, wenn ich lächele. Ist ihre Heimat Türkiye Cumhürriyet. Vergeben Sie mir, verehrter Herr Abdurrahman. Dort werden sie mit ihren islamisch-fundamentalistischen Ansichten eingesperrt.

Ich darf vermuten, sie werden als verbitterter Mann alt und es gibt wenig was ich ihnen raten kann außer : werfen sie ihre persönlichen Ängste ab und öffnen sie sich für das Land dass sie nährt, ihnen Schutz und Frieden gibt.
Schlagen sie nicht verbal nach Freunden, verleumden Sie bitte nicht unsere Kultur und unsere Ordnung. Denn wenn es eines Tages eine Mehrzahl von Leuten mit ihren Ansichten hier geben wird, wird eine Zeit kommen, in der die, welche uns verhöhnen und unsere staatliche Ordnung gefährden - Leute also wie sie - sich glücklich schätzen dürfen, wenn sie noch die Gelegenhei haben`dahin zu verschwinde, wo sie herkommen`.

Hoffen wir beide, dass diese Zeit nach unserer Zeit liegen mag. Bis dahin darf ich ihnen ans Herz legen, die Gelegenheit zur Ausreise aus diesem Land zu nutzen. Machen sie bitte den Weg für die Mehrheit der europäischen Mensche muslimischen und nichtmuslimischen Bekenntnisses frei, die Hand in Hand zusammen für eine gemeinsame Zukunft arbeiten.





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