Flitterwochen mit der Polizei - Beamte stürmen Ferienhaus weil Nachbarn ein „verdächtiges Verhalten“ gemeldet haben
Wegen Terrorverdachts haben Polizisten das Ferienhaus eines muslimischen Paares bei Walsrode gestürmt. Omar Abo-Namous und seine Frau Kathrin Klausing aus Stöcken verbrachten dort ihre Flitterwochen – und gerieten in der vergangenen Woche ins Visier von Terrorfahndern. Nachbarn hatten die Beamten informiert, weil sie angeblich verdächtige Beobachtungen gemacht hatten. „Wir können nicht fassen, was uns da passiert ist“, sagt Omar Abo-Namous.
Der 26-Jährige, der einen deutschen Pass hat und an der Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist, hatte das Urlaubsziel in Hamwiede bei Walsrode im Internet gebucht. „Der Preis für das Haus kam unserem Budget entgegen“, schreibt Kathrin Klausing auf ihrer Internetseite, auf der das Paar den Vorgang öffentlich gemacht hat.
Am vergangenen Donnerstag gegen 22 Uhr habe es plötzlich heftig an der Tür des Hauses geklopft. „Jemand schrie, wir sollten sofort aufmachen“, erinnert sich Abo-Namous. Als er öffnete, seien mehrere Beamte der Polizeiinspektion Soltau in das Gebäude gestürmt. „Sie durchsuchten die Wohnung, zwei von ihnen gingen nach oben in die Schlafzimmer. Wir mussten uns auf das Sofa setzen“, schreibt die 32-Jährige in ihrem Blog. Im Jahr 2000 konvertierte sie zum Islam. Seitdem trägt sie ein Kopftuch.
Die Polizisten überprüften die Personalien des Ehepaars. Dann stellte sie den beiden Fragen. „Sie wollten wissen, warum wir ausgerechnet hier Flitterwochen machen, warum wir ohne Auto und so spät am Abend an unserem Ferienort angekommen waren“, sagt Omar Abo-Namous.
„Wir hatten Hinweise erhalten, dass sich in der Wohnung ein junges Paar auffällig verhält“, sagt Detlef Maske von der Polizei in Soltau. Die Tatsache, dass sich in einem so abgelegenen Dorf in der Nähe der Autobahn plötzlich eine Frau mit Kopftuch und ein südländisch aussehender Mann aufhalten, die offenbar ohne Auto unterwegs waren, sei vor dem Hintergrund der allgemeinen Sicherheitslage von der Bevölkerung als ungewöhnlich aufgefasst worden. „Wir hatten Hinweise auf Terrorismus, denen wir unverzüglich nachgehen mussten“, sagt Maske weiter.
„Ich habe kein Verständnis dafür, dass ein paar so lächerliche Fakten ausreichen, um so eine nächtliche Aktion zu rechtfertigen“, sagt der 26-Jährige. Ein Auto kann sich das Paar derzeit nicht leisten. Die Hochzeitsreise hatten sie mit dem Zug und dem Taxi zurückgelegt.
Nachdem die Polizisten bei der Überprüfung keinerlei Unregelmäßigkeiten gefunden hatten, entschuldigten sie sich für die Störung und verließen das Haus. Die Eheleute brachen ihre Flitterwochen wegen des Vorfalls vorzeitig ab. „Wir hatten bis Sonntag gebucht, sind aber am Freitag wieder nach Hause gefahren“, sagt Omar Abo-Namous.(aus Hannoverische Allgemeinen Zeitung.de am 30.10.07, von Tobias Morchner)
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