Newsinternational Mittwoch, 16.06.2021 |  Drucken

Amnesty-Bericht zeigt Ausmaß der Unterdrückung in Xinjiang

Chinas Behörden hätten in der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang eine Schreckensherrschaft errichtet, so die Internationale Generalsekretärin von AI, Agnes Callamard

Berlin (KNA) Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) prangert in einem neuen Bericht eine systematische Verfolgung und Unterdrückung von Muslimen durch die chinesischen Behörden an. In der Autonomen Uigurischen Region Xinjiang seien in den vergangenen Jahren Hunderttausende Angehörige muslimischer Minderheiten inhaftiert und gefoltert worden; Millionen Muslime würden zudem systematisch überwacht.Für den am Freitag (10. Juni) in Berlin vorgestellten Bericht "Als ob wir Feinde in einem Krieg wären" haben die Autoren mit mehr als 50 ehemaligen Lagerinsassen über ihre Haftbedingungen gesprochen. AI spricht von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und fordert China zur Schließung aller Internierungslager auf.Der 160 Seiten umfassende Bericht beschreibt systematische Versuche der chinesischen Behörden, religiöse Traditionen, Kulturpraktiken und lokale Sprachen der muslimischen ethnischen Gruppen in der Region auszulöschen. Betroffen sind demnach Uiguren, Kasachen, Kirgisen, Usbeken und Hui-Chinesen. Chinas Behörden hätten in der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang eine Schreckensherrschaft errichtet, so die Internationale Generalsekretärin von AI, Agnes Callamard.Theresa Bergmann, Asien-Expertin bei AI Deutschland, erklärte, die chinesischen Behörden hätten in Xinjiang ein "ausgeklügeltes Überwachungssystem kreiert und ein Netzwerk von Hunderten 'Bildungs- und Transformationseinrichtungen' geschaffen". Diese "Umerziehungslager" seien in Wirklichkeit Internierungslager. "Folter und andere Misshandlungen sind dort an der Tagesordnung", so AI. Zudem säßen Hunderttausende Muslime wegen ihrer religiösen Zugehörigkeit in regulären Gefängnissen.Die befragten Zeugen berichten unter anderem, wegen Handlungen festgenommen worden zu sein, die in China völlig legal seien; zum Beispiel wegen Besitzes eines religiösen Bildes oder Kommunikation mit einer Person im Ausland. Bei den Polizeiverhören mussten sie demnach oft auf sogenannten Tigerstühlen sitzen, Stahlstühlen mit Hand- und Fußfesseln, die schmerzhafte Körperhaltungen verursachen.In den Polizeistationen wurden die Inhaftierten dem Bericht zufolge geschlagen, in enge Zellen gepfercht und mit Schlafentzug gefoltert. Früher Inhaftierte berichteten auch über Elektroschocks, Einzelhaft, Fesselung sowie Wärme-, Nahrungs-, Wasser- und Schlafentzug. Viele litten an den psychischen Folgen.Wer aus einem Lager freikomme, so der Bericht, werde monatelang fast rund um die Uhr elektronisch und durch Beschattung überwacht. Unter anderem setzt die Regierung ein sogenanntes Homestay-Programm um, in dem Beamte mit ehemaligen Inhaftierten unter einem Dach leben und jegliches "verdächtige" Verhalten melden."Die Vereinten Nationen müssen dringend einen unabhängigen Untersuchungsmechanismus einrichten, um jene zur Rechenschaft zu ziehen, denen völkerrechtliche Verbrechen vorgeworfen werden", sagte Callamard.




Ähnliche Artikel

» Uiguren fordern deutsches Eintreten für Menschenrechte in China
» China muss Verfolgung religiöser Minderheiten stoppen
» Mehr Einsatz und Hilfe für Minderheiten in China
» China vor der Olymiade
» 100 Athleten mit Offenen Brief an Chinas Präsidenten – Uiguren und Tibetaner protestieren heute gemeinsam in Berlin

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Medienanalyse: Rassismus in Medien, Recht und Beratung
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009