Newsnational Freitag, 10.04.2020 |  Drucken

Ramadan verschieben wegen Coronavirus? von Aiman A. Mazyek

„... dabei spielt der Verzicht auf Essen und Trinken u.a. für eine bestimmte Zeit am Tag eine eher untergeordnete Rolle, sprich eine mittlere und vor allem vermittelnde Rolle. Denn das Fasten soll zum spirituellen Schatz des Ramadans wegweisen“

Verschiebung Ramadan?
Ich finde die Diskussion ein Stück weit belustigend, ehrlich. Es zeigt einmal mehr, wie wenig auch manche Journalisten bereit sind, einfach mal die Dinge zu Ende zu denken. Aber es eröffnet auch uns Muslimen sich über den Heiligen Monat Ramadan und seine unendlichen Gaben jetzt nochmals bewusst zu werden. Und dabei spielt der Verzicht auf Essen und Trinken u.a. für eine bestimmte Zeit am Tag eine eher untergeordnete Rolle, sprich eine mittlere und vor allem vermittelnde Rolle. Denn das Fasten soll zum spirituellen Schatz des Ramadans wegweisen, dem Heiligen Monat an dem der Koran herabgesandt worden ist, dem Monat der Barmherzigkeit, der Vergebung, dem Monat des Gebets, des Koranlesens, des innigen Gespräches mit Gott.

Selbstverständlich wollen Muslime dies vorzugsweise in der Moschee ausüben, aber in Corona-Zeiten machen wir unsere Wohnzimmer zu Moscheen innerhalb unserer Familien, nachdem wir gemeinsam das Fasten mit ihnen gebrochen haben. Also lasst uns Ramadan zum Monat der guten Taten machen (und fangen wir jetzt an), in diesem Monat Gott diese um ein Vielfaches erhebt, wo die Spenden um ein Vielfaches vergolten werden.

Kein Muslim, gerade jene, die aufgrund auch der islamischen Bestimmungen nicht fasten brauchen bzw. dürfen (Kranke, Wöchnerin, Schwangere etc.) würde freiwillig auf diesen wesentlichen Teil des Ramadans verzichten, in Corona Zeiten erste recht nicht. Sie, er weiß genau, auch wenn sie nicht fasten kann, der Heilige Monat Ramadan ist mit seinen Gaben, mit dem Geschenk Allahs vollends da und sie mitten drin. Und darauf in Corona-Zeiten ausgerechnet zu verzichten, das klingt in der Tat wie ein schlechter Witz. Man würde ja auch nicht eine Verschiebung des Sommers anmahnen, nur weil die Sonnenschirme ausverkauft sind, oder heute den Juden die Verschiebung ihres Pessach-Festes nahe legen, nur weil sie nicht in die Synagoge gehen können, oder schließlich die Christen anweisen Karfreitag (übermorgen) und Ostern auf Weihnachten zusammenzulegen, weil (so hoffen wir alle) bis dahin die Gotteshäuser wieder geöffnet sein dürften, inschallah.



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