Artikel Mittwoch, 07.03.2018 |  Drucken

Musterpredigt des ZMD anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus

Anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus vom 12-25. März 2018 ist das Thema der Freitagspredigt „Die Haltung des Islams gegen Rassismus “

Die Predigt kann auch als PDF gedownloadet werden: Musterpredigt

Alles Lob gebührt Allah, dem Herren der Welten. Ihn bitten wir um Vergebung, und zu Ihm kehren wir ein. Wir bezeugen, dass es keinen Gott gibt außer Ihm, dem Einen. Und wir bezeugen, dass Muhammad (ﷺ) Sein Diener, Sein Gesandter ist. „Wahrlich, Allah gebietet, gerecht (zu handeln), uneigennützig Gutes zu tun und freigebig gegenüber den Verwandten zu sein; und Er verbietet, was schändlich und abscheulich und gewalttätig ist. Er ermahnt euch; vielleicht werdet ihr die Ermahnung annehmen.”

Anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus vom 12-25. März 2018 wird das Thema unserer heutigen Freitagspredigt (Chutba) inschallah sein:

„Die Haltung des Islams gegen Rassismus “

Liebe Gläubige, wer die gesellschaftliche Entwicklung in unserem Land, Deutschland, verfolgt, merkt eine deutliche Zunahme von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gegenüber Ausländern und Flüchtlinge und deren Einrichtungen sowie Muslimen und Juden, genährt vom wachsenden Rechtspopulismus und dessen Ideologie, welche auf Hass und Spaltung basiert.


Liebe Muslime, Zu einer Ethnie, einem Stamm, einer Sprachfamilie zu gehören oder eine bestimmte Hautfarbe zu haben, sind Zuschreibungen, auf die man selbst keinen Einfluss hat und sich selbst nicht aussucht. Umso unverständlicher ist es, dass manche meinen, wegen ihrer Herkunft, Abstammung oder Hautfarbe nicht nur jemand Besseres zu sein, sondern auch noch andere Menschen zu diskriminieren und geringzuschätzen. Deshalb hat der Islam keinen Unterschied zwischen den Menschen gemacht, alle Menschen sind vor Allah swt gleichgestellt, nur durch die Stärke ihres Glaubens und das Verrichten von guten Taten, unterscheiden sich die Menschen in ihrer Stellung bei Allah swt.

Im edlen Koran in Sure Al-Hujurat, Verse 13 heißt es (in der ungefähren Übersetzung): „O ihr Menschen, Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem.“

Dies wird auch in dem durch Abi Nadrah überlieferten Ausspruch (Hadith) des Gesandten Allah’s ( ﷺ ) unterstrichen, in dem es sinngemäß heißt:

„O ihr Menschen, euer Schöpfer ist eins, ihr habt den gleichen Vater, kein Araber ist besser als Nicht-Araber, und kein Nicht-Araber ist besser als einen Araber, kein rothäutiger ist besser als einen schwarzhäutigen, und kein schwarzhäutigen ist besser als einen rothäutigen, nur in dem Grad des im Herzen getragenen Glaubens und Gottesfurcht unterscheiden sich die Menschen“

Auch zum Rassismus derjenigen, die sich wegen ihrer Hautfarbe oder ihres Aussehen für etwas Besonderes oder Besseres als andere Menschen halten, hat sich der der Prophet ( ﷺ ) unmissverständlich wie folgt geäußert: „Allah swt schaut nicht auf eure Körper oder euer Aussehen, sondern auf eure Herzen und Taten.“

Die Aussprüche des Propheten haben ihre Grundlage im Koran. Denn der Islam betont die Menschenwürde und die besondere Schöpfung durch dem Allmächtigen swt. und im edlen Koran in Sure Al-Isra, Vers 70 heißt es (in der ungefähren Übersetzung): „Und wahrlich, Wir haben die Kinder Adams mit Würde ausgestatte [geehrt] und sie über Land und Meer getragen und sie mit guten Dingen versorgt und sie ausgezeichnet - eine Auszeichnung vor jenen vielen, die Wir erschaffen haben.“ Diese besondere Auszeichnung des Menschen vor allen Geschöpfen durch Gott wird in Sure Al-Higr, Vers 28 (in der ungefähren Übersetzung) beschrieben: „Wenn Ich ihn nun vollkommen geformt und ihm Meinen Geist eingehaucht habe, dann werft euch vor ihm nieder."

Dabei spielt die Religion oder Nichtreligion keine Rolle wie ein Beispiel aus dem Leben des Prophetren (ﷺ) beispielhaft verdeutlicht: Als ein Leichenzug und Beerdigungsgesellschaft (Janaza) an den Gesandten Allahs ( ) ﷺ vorbeizog, wird berichtet, dass er aufstand. Als seine Gefährten ihn darauf hinwiesen, dass es sich bei dem Toten um einen Juden handelt, erwiderte der Gesandte Mohammed ( )ﷺ verwundert: „Ist er den kein Mensch?!“ Der Prophet (ﷺ) hat so nicht nur an unserem Ursprung erinnert, sondern hat insbesondere darauf Wert gelegt, jeden Grund für Hochmut und Rassismus bei den Gläubigen im Keim zu ersticken. Und: Wenn der Prophet aus Respekt vor der Würde eines toten Menschen aufstand, sind wir nicht erst recht verpflichtet, die Würde des lebenden Menschen umso höher zu schätzen?

Mehr noch wird die Vielfalt der und werden die Unterschiede zwischen den Menschen in ihrer ethnischen Herkunft, Sprache und Hautfarbe im Islam als Bereicherung und Ergänzung angesehen. Die Menschen sollen sich in der Vielfalt respektieren und Sie sollen über Allahs Wert und Vielfalt der Schöpfung nachdenken. Son heißt es im edlen Koran in Sure Ar-Rum, Vers 22 (in der ungefähren Übersetzung): „Und unter Seinen Zeichen sind die Schöpfung der Himmel und der Erde und die Verschiedenheit eurer Sprachen und Farben. Hierin sind wahrlich Zeichen für die Wissenden.“

Und auch in dem schon zitierten Vers in Sure Al-Hujurat, Vers 13 wird dies besonders unterstrichen (in der ungefähren Übersetzung):

„O ihr Menschen, Wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch. Gott weiß Bescheid und hat Kenntnis von allem.“

Unterschiede und Vielfalt sollen zum gegenseitigen Kennenlernen und Liebe zwischen den Menschen führen, und nicht dazu dienen, Hass und Rassismus zu verbreiten. Unser Prophet (ﷺ) hat uns vor Hochmut und Rassismus gewarnt und mit sich selbst und seiner Familie angefangen. So forderte er seine Tochter Fatima auf, gute Taten zu verrichten und sich nicht darauf zu verlassen, dass sie bei Allah swt besser behandelt werden würde, weil sie die Tochter des Propheten (ﷺ) sei. Auch seiner Tante und seinem Onkel hat er dasselbe empfohlen und alle seine Verwandten davor gewarnt, dass am Jüngsten Tag alle Menschen mit ihren guten Taten zu Allah swt kommen und sie nicht auf die Barmherzigkeit Gottes wegen der Verwandtschaft zu ihm hoffen dürfen, denn dies würde bei Allah swt an dem Tag nicht zählen, sondern sie vielmehr auf die Barmherzigkeit Gottes nur wegen ihrer guten Taten hoffen könnten.

Der Islam bekämpfte Rassismus nicht nur theoretisch, sondern auch in der praktischen Umsetzung der gottesdienstlichen Handlungen (Ebadat). Denn auch durch das Praktizieren des Glaubens, wird im Islam jede Form des Rassismus und der Bevorzugung auf Grund äußerer Merkmale unter den Gläubigen ausgeschlossen: So beten alle Muslime unabhängig von Hautfarbe oder sozialer Stellung in einer Linie nebeneinander, keiner steht einem anderen vor, alle knien sich nieder vor dem Allmächtigen und lobpreisen Allah swt. Ein klares Signal der Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Gläubigen verdeutlicht auch die Pilgerfahrt (Hadj) nach Mekka, wo Millionen von Muslimen aus allen Ländern und Kontinenten dieser Welt zusammenkommen und einheitlich in weiß gekleidet sind (Lebas Al Ihram). Die Kleidung besteht dabei aus zwei Teilen in Weiß und ohne jegliche Kennzeichnung oder Verzierung, alle Gläubigen Männer haben exakt das gleiche an, unabhängig davon ob König, Staatspräsidenten oder als einfacher Muslime ohne besondere weltliche Stellung. Dieser Anblick auf der Pilgerfahrt hat auch den schwarzen Bürgerrechtler aus den USA Malcolm X dazu veranlasst, seine Haltung im Bezog auf Rassismus und der weißen Rasse grundsätzlich zu ändern, denn in den USA zu Zeiten der Rassentrennung und der Verwehrung der Bürgerrechte gegenüber den Schwarzen hatte auch Malcolm X die Weißen als Feinde gesehen. Von der Pilgerfahrt tief beeindruckt schrieb er in seine Autobiographie: „… da waren zehntausende Pilger, die aus allen Herrenländern kamen, uns in allen Augen- und Hautfarben, unter ihnen waren Blonde Menschen mit blauen Augen aber auch dunkelhäutige Menschen aus Afrika. Wir alle haben die gleichen Gebete und Pilgerrituale verrichtet, in einer Atmosphäre von Frieden, Einheit und Brüderlichkeit, ich habe nie erwartet – wegen meiner Erfahrung in den Vereinigten Staaten von Amerika- das die zwischen weißen und nicht-weißen Menschen entstehen könnte“

Liebe Gläubige, Rassismus und Hass sind Einstellungen und Gefühle, welche die Menschen im Laufe ihres Lebens lernen. Diese drücken sich in der Weise aus, indem manche anderen Mitmenschen

hassen, weil sie anders aussehen oder weil sie ihnen fremd sind oder einen anderen Glauben haben. Wir Muslime können dieser Haltung entgegnen, indem wir auf andere zugehen und sie kennenlernen, ihnen ihre Vorbehalte und falschen Vorstellungen zu nehmen versuchen. Indem wir Frieden und Liebe unter unseren Mitmenschen, egal welchen Glaubens, verbreiten, können wir andere dazu bringen zu lieben, statt zu hassen, denn Rassismus ist kein Schicksal, mit dem wir uns abfinden müssen.

An dieser Stelle zitieren wir gerne Nelson Mandela, der eines Tages sagte: „Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen müssen zu hassen lernen und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann ihnen auch gelehrt werden zu lieben, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil.“

Wir fordern allen Gläubigen dazu auf, sich intensiv an die Aktivitäten gegen Hass und Rassismus zu beteiligen und Liebe und Frieden in der Gesellschaft und zwischen den Menschen zu stiften – unabhängig von Herkunft, Rasse oder Religion- , denn dies ist die KERNBOTSCHAFT unseres Glaubens. Hierzu besteht Gelegenheit, denn im Rahmen des internationalen Tages gegen Rassismus, welche zwischen den Tagen 12. bis 25.03.2018 stattfinden, organsiert der Zentralrat der Muslime in Deutschland in Kooperation mit der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen eine Vielzahl von Aktivitäten rundum das Thema Rassismusbekämpfung.

Möge Allah swt die Taten der Initiatoren und Teilnehmer dieser Aktionen gegen Rassismus reichlich belohnen, Ameen!
O Allah, gib uns die Kraft und steh uns bei, tugendhafte Muslime zu werden, an uns weiter zu arbeiten, um dein Wohlwollen zu erlangen
O Allah, DU bist gnädig und verzeihend und liebst die Nachsichtigen und Bescheidenen, vergib uns unsere Sünden und verzeihe unsere Verfehlungen ya Allah.
O Allah, steh uns bei, das eben gehörte in unserem Leben umzusetzen, um bessere Muslime für und für unsere Mitmenschen zu werden.
O Allah, schütze unser Land, Deutschland, und unsere Gesellschaft vor dem Rassismus uns allem Schlechten und schenke unserem Land, Deutschland, und unserer Gesellschaft Sicherheit, Wohlstand und Frieden.
O Allah, schenke uns das Gute im Diesseits und im Jenseits – und schütze uns vor dem Schlechten und Deiner Ungnade. O Allah - segne unseren Prophet ( .)ﷺ Und das letzte unserer Bittgebete sei der Dank und die Lobpreisung Allahs. Amin wa-lhamdu-li-llahi-rabbi-l´alamin




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