Gespaltenes Land: Zwischen gesellschaftlichem Engagement und totaler Ablehnung
Aktuelle Studie belegt: Ein Teil der Deutschen lehnt Demokratie und Muslime ab
Nach Ansicht einer Studie im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung vertreten rund 28 Prozent der Deutschen ein «zusammenhängendes neurechtes Einstellungsmuster». Dazu zählt die Erhebung «Verschwörungsmythen» über eine vermeintliche Unterwanderung durch den Islam, die Behauptung eines Meinungsdiktats, eine Beschimpfung des «Establishments» als illegitim und betrügerisch, die Forderung nationaler Rückbesinnung gegen die EU und der Aufruf zum Widerstand gegen die aktuelle Politik. Für die am Montag in Berlin vorgestellte Studie befragte das Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld im Juni bis August 1.896 Deutsche zwischen 16 und 95 Jahren.
Demnach neigen 84 Prozent der AfD-Wähler zu «neurechten Einstellungen». Rund 40 Prozent aller Befragten meinten, die deutsche Gesellschaft werde durch den Islam unterwandert und 20 Prozent äußerten muslimfeindliche Einstellungen. Rund 28 Prozent stimmten der Aussage zu «Die regierenden Parteien betrügen das Volk», ebenso viele beklagten «In Deutschland kann man nicht mehr frei seine Meinung äußern, ohne Ärger zu bekommen» und forderten: «Es ist Zeit, mehr Widerstand gegen die aktuelle Politik zu zeigen.»
Nach den Worten des Leiters der IKG Andreas Zick befindet sich Deutschland «in einer Zerreißprobe: Während sich viele von rechtspopulistischen Meinungen leiten lassen und aggressiver gegen Eliten und vermeintlich Fremde geworden sind, sind andere bereit, sich noch mehr für die Integration zu engagieren.» Laut Studie äußerte sich die Mehrheit der Bevölkerung wohlwollend oder zumindest in der Tendenz positiv zur Aufnahme von Geflüchteten in Deutschland. Rund 56 Prozent fand die Aufnahme gut, weitere 24 Prozent hielt die Aufnahme zumindest «teils-teils» gut und äußerte sich optimistisch, dass es der Gesellschaft gelingt, die aktuelle Situation zu bewältigen.
Jeder fünfte meinte laut Umfrage allerdings, dass es «eher nicht» oder «überhaupt nicht» gut sei, dass Deutschland viele Flüchtlinge aufgenommen habe. Eine kleine Minderheit fühlte sich persönlich durch Schutzsuchende in ihrer Lebensweise bedroht. Rund ein Viertel der Befragten äußerten die Sorge, dass der Lebensstandard in Deutschland absinken werde.
Zeitgleich wurde in einer Umfrage festgestellt: Die Bürger in Sachsen haben wenig Vertrauen in die Demokratie und weisen eine starke gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auf – vor allem gegenüber Muslimen. Das sind Ergebnisse des sogenannten „Sachsen-Monitors“, der am Dienstag in Dresden vorgestellt wurde.
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