Newsnational Mittwoch, 13.07.2016 |  Drucken

Die Kirche lässt sich nicht instrumentalisieren

Keine Chance für Propaganda gegen muslimische Flüchtlinge und den Islam

Die beiden großen Kirchen in Deutschland sprechen sich gegen eine nach Religionen getrennte Unterbringung von Flüchtlingen aus. Hohe Qualitätsstandards, gute Betreuung, die Ermöglichung von Privatsphäre und Beschäftigungsangebote könnten Konflikte zwischen Flüchtlingen unterschiedlicher Herkunft und Religion verhindern, heißt es in einer am Dienstag in Bonn und Hannover veröffentlichten gemeinsamen Erklärung des Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Hier sei auch der Staat gefordert.

«Eine flächendeckende und systematische Diskriminierung von Christen und anderen religiösen Minderheiten in Asylbewerberunterkünften ist nicht festzustellen», betonen die Kirchen unter Berufung auf Recherchen der Bistümer und Landeskirchen. Dennoch gebe es immer wieder einzelne Fälle von Einschüchterung und Diskriminierung bis hin zu Gewalt gegenüber religiösen Minderheiten. Sie dürften nicht kleingeredet werden.

Konkret empfehlen die Kirchen die Weiterentwicklung von Schutzstandards, wie sie in Einrichtungen christlicher Trägerschaft teilweise schon üblich seien. So trage ein professionelles Konflikt- und Beschwerdemanagement zum frühzeitigen Abbau von Spannungen bei. In den Unterkünften müsse auf «eine kultursensible Zimmerbelegung» geachtet werden: Angehörige unterschiedlicher Religionen und Kulturen sollten nicht im selben Zimmer wohnen.

Alle in den Unterkünften tätigen Personen - vom Sozialarbeiter bis zum Dolmetscher - sollten nach den Forderungen der beiden Kirchen über grundlegende interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen verfügen und Fortbildungen erhalten. «Insbesondere bei den Sicherheitskräften sowie bei Dolmetschern und Übersetzern ist darauf zu achten, dass ihr weltanschaulicher Hintergrund nicht zur Diskriminierung von religiösen Minderheiten beiträgt», heißt es.

Zugleich wenden sich die beiden Kirchen gegen eine Instrumentalisierung von Problemen in Flüchtlingsunterkünften. Für manche seien negative Ereignisse ein willkommener Anlass, um Propaganda gegen muslimische Flüchtlinge und den Islam zu machen. Eine im Mai veröffentlichte Untersuchung unter anderem der Menschenrechtsorganisation «Open Doors», die von anhaltender Gewalt gegen Christen und andere religiöse Minderheiten in Unterkünften berichtete, halten die Kirchen für nicht seriös.



Ähnliche Artikel

» Damit aus Fremden Freunde werden
» "Wir in Deutschland können Leben retten"
» „Muslimische Flüchtlinge in Ostdeutschland"
» Gegenwind der evangelischen Kirche zum Einreisverbot gegen Muslime in die USA
» 11.09.2020 Deutschland muss jetzt Menschen aus Moria aufnehmen um der Menschenwürde willen

Wollen Sie einen
Kommentar oder Artikel dazu schreiben?
Unterstützen
Sie islam.de
Diesen Artikel bookmarken:

Twitter Facebook MySpace deli.cio.us Digg Folkd Google Bookmarks
Linkarena Mister Wong Newsvine reddit StumbleUpon Windows Live Yahoo! Bookmarks Yigg
Diesen Artikel weiterempfehlen:

Anzeige

Hintergrund/Debatte

Mein Austritt aus der CDU -Eine Entscheidung des Gewissens- Aladdin Beiersdorf-El Schallah, Stv. Vorsitzender ZMD-NRW, Stadtverordneter Sankt Augustin und ehemalige dortige Stadtverbandsvorsitzender erklärt detailliert seine Beweggründe
...mehr

Extreme bis extremistische Einstellungen in Deutschland auf dem Vormarsch mit Spiegelung in der Politik und Medien
...mehr

Langes KNA-Interview: Der neue Vorsitzende des Zentralrats der Muslime über sein Amt
...mehr

Bochum ehrt Ahmed Aweimer zum 70. Geburtstag
...mehr

Aiman Mazyek kommentiert das Verbot der Imam Ali Moschee: "Blaue Moschee - Islamisches Zentrum in Hamburg
...mehr

Alle Debattenbeiträge...

Die Pilgerfahrt

Die Pilgerfahrt (Hadj) -  exklusive Zusammenstellung Dr. Nadeem Elyas

88 Seiten mit Bildern, Hadithen, Quran Zitaten und Erläuterungen

Termine

Islamische Feiertage
Islamische Feiertage 2019 - 2027

Tv-Tipps
aktuelle Tipps zum TV-Programm

Gebetszeiten
Die Gebetszeiten zu Ihrer Stadt im Jahresplan

Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

Marwa El-Sherbini: 1977 bis 2009