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Mittwoch, 04.05.2016 | Drucken |
Papst Franziskus an Muslime: Wir sind Brüder
Diesen Freitag erhält das Katholische Oberhaupt den "Aachener Karlspreis", ausnahmsweise im Vatikan - Viele Gäste werden erwartet, u.a. auch der Zentralratsvorsitzender Aiman Mazyek
Papst Franziskus hat zu einem Aufeinander-Zugehen zwischen Christen und Muslimen aufgerufen. «Wir haben alle einen gemeinsamen Vater. Wir sind Brüder», sagte er am Mittwoch bei einer Begegnung mit Vertretern des jordanischen Royal Institute for Interfaith Studies, einem Think-Tank für interreligiöse Fragen. Den Dialog zwischen Glaubensgemeinschaften nannte er «Aufbauarbeit» in einer Zeit, in der Zerstörung und Krieg an der Tagesordnung seien.
Von dem Institut war im Oktober 2007 die Initiative zu dem Appell «A Common Word» ausgegangen, mit dem 138 Islamgelehrte die christlichen Kirchen zum Gespräch einluden. Mitglieder des 1994 von Prinz Hassan bin Talal gegründeten Lehr- und Forschungsinstituts mit Sitz in Amman hielten sich zu einer Tagung mit dem Päpstlichen Rat für interreligiösen Dialog in Rom auf. Franziskus traf mit ihnen vor seiner wöchentlichen Generalaudienz zusammen. Dialog bedeute, «mit dem Wort aus sich herauszugehen und das Wort des anderen zu hören», sagte der Papst. Dies sei «die erste Etappe eines Wegs: Nach der Begegnung der Worte begegnen sich die Herzen, und es beginnt ein Dialog der Freundschaft, der mit einem Händedruck endet», so Franziskus weiter. «Das kann jedes Kind. Warum machen das nicht auch wir?», fragte er.
An diesem Freitag erhält der Papst den Aachener Karlspreis im Vatikan. Mit seiner Erfahrungen habe der Papst den Europäern gerade jetzt «etwas zu sagen»; von ihm sei Ermutigung wie Ermahnung zu erwarten. Einen Vorgeschmack bildete bereits der Auftritt von Franziskus vor dem Europaparlament im November 2014, als er den Kontinent mit einer «unfruchtbaren Großmutter» verglich. Vor allem an dem Umgang mit Flüchtlingen stößt sich der Papst, wie er zuletzt beim Besuch eines Lagers auf der griechischen Insel Lesbos deutlich machte. Dass er auf dem Rückflug zwölf Muslime mit nach Rom nahm, spricht für sich und müsste allen Seehofers und Orbans Europas zu denken geben.
Bei der Preisverleihung, die ZDF und WDR ab 12.00 Uhr live übertragen, wird der Papst selbst das Wort ergreifen. Übrigens in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die selbst 2008 die Auszeichnung erhielt, und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Das europäische Spitzentrio - Parlamentspräsident Martin Schulz, Ratspräsident Donald Tusk und Kommissionspräsident Jean Claude Juncker - präsentieren einen Laudatio-Reigen für Franziskus, der nach Johannes Paul II. als zweiter Papst den Karlspreis erhält.
Aus Aachen reist eine Delegation aus 450 Personen an, darunter Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) und der Vorsitzende des Karlspreisdirektoriums, Jürgen Linden, sowie der Domchor. Auch der Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, wird nach Rom zu den Feierlichkeiten reisen.
Denn sonst wird an diesem Feiertag der «Internationale Karlspreis zu Aachen» vergeben. Mit Rücksicht auf Franziskus jedoch, der an dem kirchlichen Hochfest anderweitig gebunden ist, machte das Karlspreiskuratorium eine Ausnahme und verlegte die Vergabe auf den Folgetag. Auch der Ort der Verleihung - sonst im Krönungssaal des Aachener Rathauses - wurde geändert und liegt preisträgerbedingt am Tiber. Doch auch dort bietet die Sala Regia, ein Prunksaal im Vatikanischen Palast, einen Festrahmen.
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