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Dienstag, 09.02.2016 | Drucken |
Perspektive der Flüchtlingssituation aus islamischer Sicht - Rede von Cheikh Mbarek Kounta auf der ZMD-Flüchtlingskonferenz in Darmstad
Rede von Cheikh Mbarek Kounta auf der ZMD-Flüchtlingskonferenz in Darmstadt letzte Woche (islam.de berichtete)
Bismillah,
Für uns in Deutschland lebenden Muslime sollte das Thema Flüchtlinge weder ein theoretisches sein, noch eines, das wir allein durch die Medien verfolgen. Nein, vielmehr müssen wir einen aktiven Beitrag zur Milderung des Leids der Flüchtlinge leisten.
Es gibt viele Koranverse und Aussagen des Propheten - Friede sei mit ihm - die uns dazu ermahnen und bewegen den Flüchtlingen und Hilfsbedürftigen zu helfen, unabhängig von ihrer Religion, Kultur oder Weltanschauung.
Dazu sagt Allah swt. im Koran annähernd: Und sie geben Speise, aus Liebe zu Ihm, dem Armen, dem Waisen und dem Gefangenen, (Indem sie sprechen :) »Wir speisen euch nur um Allahs willen. Wir begehren von euch weder Lohn noch Dank.« Sure 76 Vers 8,9
Der Prophet SAW sagte sinngemäß: In Jedem Lebewesen wird die Wohltat von Allah angenommen (Al-Bukhari und Muslim)
In einem anderen Hadith sagte der Prophet (Friede sei mit ihm) : „Wer satt ins Bett geht, während sein Nachbar hungert, gehört nicht zu uns! (At-Tabarani)
Es gibt hier in Deutschland viele Kinder und Jugendliche, die aus Kriegsgebieten kamen und weiterhin kommen. Um Deutschland zu erreichen, haben sie schreckliche Erfahrungen machen müssen. Sie haben ihre Eltern und Geschwister verloren. Diese Menschen brauchen unsere Unterstützung in jeder Hinsicht.
In einem Hadith empfahl der Prophet, Friede sei mit ihm, den Muslimen jenen Beistand zu leisten, indem er in etwa sagte:
„Ich bin mit demjenigen, der die Patenschaft eines Waisen übernommen hat, wie diese im Paradies.“ Und dafür zeigte er seinen Zeige- und Mittelfinger so zusammen. (Al Bukhari)
Bei diesem großen Lohn, den der Träger solch einer Patenschaft erhält, kommt dieser Form der Hilfeleistung eine ganz besondere Bedeutung zu. Für den einzelnen Betroffenen und für die Gesellschaft entstehen nur Vorteile.
Der Fürsorgetragende verspürt eine gewisse Ruhe in seinem Herzen, und er oder sie wirkt milder und stärkt seine moralisch-ethische Haltung. Einem Mann, der sich über die Verhärtung seines Herzens beklagte, empfahl der Prophet - Friede sei mit ihm - über den Kopf eines Waisen zu streichen und Armen etwas Essen zu geben. Waisen haben in einer gerechten, nachsichtigen Gesellschaft in jedem Fall einen Anspruch auf den Schutz ihrer Grundrechte. Solch ein Umgang stärkt die Hilfsbedürftigen und hält sie von schlechten Verhaltensformen ab. Denn es gibt keinen Anlass beispielsweise Rachegefühle gegenüber der Gesellschaft zu entwickeln, wenn diei Hilfsbedürftigen ihre Rechte und den Schutz der Gesellschaft genießen. Wenn die Rechtssicherheit für alle Mitglieder der Gesellschaft und insbesondere für Schwache und Hilfsbedürftige gewährleistet wird, ist dies ein klares Signal des Bekenntnisses zum Prinzip der Gerechtigkeit. Indem wir uns um die Schwächsten kümmern, lassen wir alle Kriterien fallen, die zur Unterscheidung von Menschen verwendet werden und in der Regel zu Hass und Ablehnung führen. Folglich trägt dies einen großen Teil zum sozialen Frieden innerhalb der Gesellschaft bei.
Der edle Qur´an lenkt stets unsere Aufmerksamkeit auf die Lebenssituation der Waisen und Hilfsbedürftigen. Wir werden gehalten, uns an ihrer Lebenssituation zu beteiligen, indem wir ihnen zumindest unsere Gedanken und Gefühle widmen und uns immer wieder überlegen, wie wir an ihrer Stelle von anderen behandelt werden möchten, wären wir in solch einer Situation. Allah ta´ala verbindet den Schutz solcher hilfsbedürftigen Menschen mit einem nachdrücklichen Gebot zur Gottesfurcht. Folgend spricht er im übertragenen Sinne zu uns im edlen Qur´an: Und fürchten sollen sich diejenigen, die, wenn sie schwache Nachkommen hinterließen, für sie bangen würden; Allah sollen sie fürchten und geziemende Worte sprechen. Sure 4 Vers 9
Die Aussagekraft dieser Werte und Gebote - nämlich die Unterstützung von Waisen, Flüchtlingen und Hilfsbedürftigen – hängt von der Bemühung der Menschen ab, sie zugleich zu realisieren.
Die Flüchtlinge hier in Deutschland sind auf unsere Hilfe angewiesen. Jeder kann und soll auf die Art und Weise helfen, die ihm Allah ta´ala möglich macht. Eure Spenden zählen bei Allah ta´ala, bei dem Schutzgebenden, bei dem nichts verloren geht.
Wir bitten Allah ta´ala um seinen Beistand für die Betroffenen und um die Milderung der Schmerzen und des Leids aller Flüchtlinge in Deutschland und überall auf der Welt.
Amin
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