Das Jahr begann mit dem Thema Flüchtlinge und endet auch so
Rekordzahlen in Deutschland - Aussgen aus Politik, Kirche und islamischen Religionsgmeinschaften
Berlin/Genf (KNA) Die Krisen in der Welt haben 2015 für Rekordmarken bei den Flüchtlingszahlen gesorgt. Wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Mittwoch in Genf mitteilte überstieg die Zahl der Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen versuchten, die Millionengrenze. Damit habe sich die Zahl gegenüber 2014 nahezu verfünffacht. Mindestens 3.735 Menschen verloren demnach 2015 bei der Überfahrt ihr Leben oder werden vermisst.
Auch die Zahl der Neuankömmlinge in Deutschland überstieg 2015 die Zahl von einer Million. Damit wurden laut Auskunft des bayerischen Sozialministeriums alle Rekorde gebrochen. Ein Großteil der Flüchtlinge reiste über den Freistaat in die Bundesrepublik ein.
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) erneuerte in der «Bild»-Zeitung seinen Ruf nach einem europäischen Flüchtlingshilfswerk. Die beiden großen Kirchen in Deutschland würdigten unterdessen die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung und verurteilten jede Form von Fremdenhass.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief im Bayerischen Rundfunk zu einer «entschlossenen und tatkräftigen Solidarität» mit Menschen in Not auf. Der Beitrag wird am Samstag im Radiosender Bayern 2 ausgestrahlt.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, mahnte in seiner Neujahrsbotschaft dazu, jeder Form von Ausländerfeindlichkeit entschlossen entgegenzutreten. «Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus heizen die Ängste der Menschen an und hätten »nicht das Geringste« mit dem Christentum zu tun, so der bayerische Landesbischof.
Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff lobte in der »Neuen Osnabrücker Zeitung« den Einsatz der Kirchen gegen rechte Strömungen. »Für mich ging ein Licht im Herzen an, als die Lichter der Kirchen ausgingen, als Pegida da vorbei marschierte.«
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, beklagte im Südwestrundfunk, das Engagement von islamischen Gemeinden in der Flüchtlingsarbeit werde in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen. Zugleich forderte er, Muslime stärker in die Präventionsarbeit gegen islamistischen Extremismus einzubinden.
In der politischen Debatte über den Umgang insbesondere mit Einreisenden aus den Krisenländern des Nahen und Mittleren Ostens riet der UN-Sonderbeauftragte für Religionsfreiheit, Heiner Bielefeldt, von der Einführung einer Integrationsverpflichtung ab. Mentalitäten und Traditionen ließen sich nicht mit einem Federstrich verändern, sagte Bielefeldt in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Auf Kritik stieß die CSU mit ihrem Vorstoß, Flüchtlingen ohne Papiere die Einreise zu verweigern. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) erklärte, in dieser Hinsicht seien derzeit »keine weiteren Änderungen geplant«. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley warf der CSU vor, Fremdenfeindlichkeit zu schüren. Pro Asyl bezeichnete den Vorschlag als »gefährlichen Aktionismus auf Kosten der Menschenrechte von Flüchtlingen«. Kritik kam auch von der Gewerkschaft der Polizei.
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